Erfurt:Unternehmen investieren in Gesundheitsförderung

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Massagen, Fitnessclub-Mitgliedschaften, ergonomische Büromöbel: Die Gesundheit am Arbeitsplatz gewinnt in Thüringen immer stärker an Bedeutung. Aber gerade...

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Erfurt/Suhl/Jena (dpa/th) - Massagen, Fitnessclub-Mitgliedschaften, ergonomische Büromöbel: Die Gesundheit am Arbeitsplatz gewinnt in Thüringen immer stärker an Bedeutung. Aber gerade kleine Unternehmen seien für gesundheitsfördernde Maßnahmen teils nur schwer erreichbar, sagte Kerstin Keding-Bärschneider vom Verband der Ersatzkassen Thüringen (vdek) in einer Umfrage der Deutschen Presse-Agentur. „In solchen Betrieben bleibt neben dem Tagesgeschäft oft wenig Zeit für Gesundheitsmanagement. Da liegt noch ein langer Weg vor uns.“

Nach Zahlen des Gesundheitsministeriums arbeiten mehr als 95 Prozent aller Erwerbstätigen in Thüringen in kleinen und mittelständischen Unternehmen. Bei einer Umfrage der Barmer Ersatzkasse aus dem Jahr 2018 hatten weniger als ein Viertel der Unternehmen angegeben, ihren Beschäftigten Aktivitäten zur Gesundheitsförderung anzubieten.

Positive Beispiele, die über Obstkörbe und ergonomische Stühle hinausgehen, finden sich dennoch. So engagieren sich nach Angaben der Industrie- und Handelskammer Südthüringen in Steinbach-Hallenberg vier Unternehmen, um ein Fußballstadion zu finanzieren und dort firmeneigene Turniere auszutragen. Auch regionale Veranstaltungen wie der jährlich stattfindende Thüringer Wald Firmenlauf hätten positive Effekte für Mitarbeitergesundheit und Teambuilding.

In Erfurt bietet eine Steuerberatung laut Barmer-Krankenkasse ihren Mitarbeitern eine Zeitgutschrift für die Teilnahme an Sport. Mit gutem Beispiel voran geht auch das Gesundheitsministerium: Seit 2012 gebe es im Rahmen des betrieblichen Gesundheitsmanagements eine ganze Reihe von Aktionen. Sie reichen von jährlich stattfindenden Gesundheitstagen über Raucherentwöhnungsangebote, Massagen und Betriebssportgruppen bis hin zur Kantine mit ausgewogenem Speiseangebot.

Vertreter von Krankenkassen, der Industrie- und Handelskammern und des Gesundheitsministeriums sind sich einig, dass das Interesse an Gesundheitsförderung bei Unternehmern stetig wächst. Das zahle sich aus. Die Effekte reichten von weniger Fehltagen, mehr Motivation und höherer Produktivität bis hin zu Vorteilen im Wettbewerb um Fachkräfte, sagte Barmer-Sprecher Robert Büssow.

Denn wo früher das Gehalt ausschlaggebend gewesen sei, spielten heute für Arbeitnehmer weiche Faktoren eine immer größere Rolle. „Zudem sind gerade in Thüringen schon heute überdurchschnittlich viele Arbeitnehmer im höheren Alter“, erklärte Benedikt Pototzky von der Techniker Krankenkasse. „Der Erfolg von Unternehmen hängt maßgeblich von der Leistungsfähigkeit der Mitarbeiter ab. Diese zu erhalten muss oberstes Ziel der Arbeitgeber sein.“

Das Problem liegt nach Ansicht der Experten bisher vor allem darin, dass in kleinen Unternehmen oft die Zeit fehle, um sich eingehend mit derartigen Angeboten zu beschäftigen. „Je kleiner das Unternehmen, umso höher der Nachholbedarf“, resümiert Pototzky.

Unter anderem soll eine Kooperationsvereinbarung zwischen dem Verband der Wirtschaft und den Thüringer Krankenkassen dazu beitragen, dieses Problem zu lösen: Über ein Internet-Portal können Arbeitgeber Kontakt mit der Koordinierungsstelle aufnehmen und die Rahmenbedingungen im Unternehmen angeben. Innerhalb weniger Tage melde sich dann ein Berater der Krankenkassen, um gemeinsam eine individuelle Lösung zu erarbeiten, erklärte Keding-Bärschneider. „Der Unternehmer vor Ort muss eigentlich nur sagen, was er will. Alles Weitere wird individuell geregelt.“

Dass sich Investitionen in die Gesundheitsförderung auszahlen, steht für die Experten außer Frage. Direkt messbar seien die Erfolge aber nur schwer. Auch Statistiken über Fehltage sagten letztlich nur wenig aus: Private Belastungen, chronische Krankheiten oder eine Grippewelle - und schon ist die Statistik hinfällig, erläuterte Büssow. Nachweislich führe betriebliche Gesundheitsförderung aber zu weniger Ausfällen durch Krankheiten. „Arbeitsbedingte Erkrankungen zu vermeiden lohnt sich“, betonte Tanja Wolf vom Gesundheitsministerium. Jeder dafür ausgegebene Euro zahle sich Studien zufolge um das Zwei- bis Sechsfache aus.

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