Arbeit:Große Klappe, nix dahinter: Schaumschläger entlarven

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Zürich (dpa/tmn) - Sie kriegen die besten Jobs und das meiste Lob: die Schaumschläger unter den Kollegen. Wer zurückhaltender ist, guckt nicht selten in die Röhre. Dagegen hilft nur, Blendern das Handwerk zu legen - und ein paar ihrer Tricks zu übernehmen.

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Zürich (dpa/tmn) - Sie kriegen die besten Jobs und das meiste Lob: die Schaumschläger unter den Kollegen. Wer zurückhaltender ist, guckt nicht selten in die Röhre. Dagegen hilft nur, Blendern das Handwerk zu legen - und ein paar ihrer Tricks zu übernehmen.

Die schlechte Nachricht zuerst: Aus einem Tiefstapler wird wohl nie ein Blender. Ist es ihm doch gerade zuwider, sich aufzuspielen und seine Qualitäten herauszustellen. Vor allem Frauen neigen nicht selten dazu, die eigenen Stärken herunterzuspielen. Die Folge: Schaumschläger bremsen sie aus oder benutzen sie. Doch mit Geschick, dem richtigen Auftreten und dem Wissen, wie die Mechanismen funktionieren, lässt sich Blendern das Handwerk legen.

„Blender zeichnen sich dadurch aus, dass sie in der Regel wenig von der Materie verstehen, aber viel Wind darum machen“, erklärt Svenja Hofert, Karriereberaterin aus Hamburg. Das habe viel mit Körpersprache, Aussehen und Auftreten zu tun. Es sei der viel beschworene Halo-Effekt, sagt Hofert. Der Begriff aus der Psychologie beschreibt das Phänomen, dass Menschen dazu tendieren, ihren ersten Eindruck immer weiter zu bestätigen. Sie nehmen in der Folge vor allem das wahr, was zu ihrem ersten Eindruck passt, und unterdrücken, was davon abweicht.

Wer oft von Schaumschlägern ausgebremst wird, sollte deshalb zunächst den eigenen Auftritt überprüfen. „Eine überzeugende Stimme, ein fester Händedruck und Statussymbole wie teure Uhren und dicke Autos sind für viele Zeichen für Erfolg und Kompetenz“, erklärt Hofert. Oft werden Beschäftigte von ihrer Umwelt anders wahrgenommen, wenn sie zum Beispiel an ihrer Stimme arbeiten.

Mancher muss da auch erst die eigene Schambarriere überwinden. „Wir leben in einer Gesellschaft, in der man sich ständig präsentiert“, erzählt Roman Maria Koidl. Er ist Unternehmer und hat ein Buch zum Thema Blender geschrieben. Wer nicht untergehen will, könne sich dem kaum entziehen. Die eigenen Qualitäten offensiv zu bewerben, ist deshalb nicht peinlich, sondern eine Notwendigkeit. Wer sich das klarmacht, hat häufig weniger Schwierigkeiten, sich zu vermarkten.

Autorität habe ein Stück weit immer auch der, der sie sich anmaßt, erklärt Buchautor Koidl. Blender täten das ohne Substanz, die zurückhaltenderen Kollegen müssten sich die Autorität erst verschaffen. Wichtig dafür ist, sich der eigenen Kompetenzen bewusst zu sein und sie selbstbewusst zu vertreten. Wer sich unsicher ist, wo die eigenen Stärken liegen, kann zum Beispiel Freunde oder vertraute Kollegen um Feedback bitten.

Doch den Schaumschlägern nachzuahmen, ist nicht alles. Gleichzeitig sollten Mitarbeiter versuchen, sie zu entlarven. Gibt der Kollege wieder einmal mächtig an, helfen sachliche Nachfragen, rät Koidl. Häufig wird der Aufschneider zwar versuchen, die Fragen abzubügeln oder sich darüber lustig zu machen. Davon darf sich jedoch keiner abschrecken lassen. Stattdessen lieber noch ein zweites Mal nachfragen, um dem anderen das Handwerk zu legen.

Bei alldem versuchen Tiefstapler schließlich am besten, sie selbst zu bleiben. Sich zu verstellen, bringt nichts. Das wirkt schnell angestrengt und unauthentisch. „Ein Spatz sollte nicht versuchen, ein Pfau zu sein“, gibt Leitner ein Beispiel. „Es gibt aber Pfauen, die aussehen wie Spatzen, und die sollten ihrem Gegenüber die Chance geben, die Pfauenfedern zu erkennen.“

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