LMU erhöht Studiengebühren für Gasthörer:Universität kassiert Rentner ab

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"Unverschämt" finden betroffene Senioren das: Die Münchner Ludwig-Maximilians-Universität verdreifacht die Gebühren für pensionierte Gasthörer. Sollen die Rentner aus dem Hörsaal gedrängt werden, um Platz für die Jungen zu machen?

Sebastian Krass

Die Ludwig-Maximilians-Universität (LMU) erhöht die Gebühren für Seniorenstudenten zum Wintersemester um bis zu 200 Prozent. Künftig sind einheitlich 300 Euro pro Semester fällig, um die gut 80 für Gaststudenten offenen Vorlesungen besuchen zu dürfen. Bisher waren die Gebühren gestaffelt zwischen 100 Euro (für bis zu vier Semesterwochenstunden) und 200 Euro (für das Gesamtprogramm). Von der Änderung betroffen sind mehr als 2000 Senioren. "Das Ziel ist zum einen die Vereinheitlichung dieser Gebühren, zum anderen will die LMU den regulären Studierenden eine Gleichbehandlung gewährleisten, da der Rahmen für Studienbeiträge mit 500 Euro pro Semester ebenfalls ausgeschöpft ist", erklärt Uni-Sprecherin Katrin Gröschel. Im März 2011 hatte das Wissenschaftsministerium den Gebührenrahmen für Gaststudenten auf 100 bis 300 Euro festgelegt.

Senioren müssen als Gasthörer an der Münchner LMU künftig 200 Prozent mehr zahlen. (Foto: dpa)

Die LMU schert damit aus der Linie der bayerischen Universitäten aus. Die meisten haben noch gestaffelte Gebührensätze. An der zweitgrößten bayerischen Uni in Erlangen-Nürnberg beschäftigte sich die Hochschulleitung erst vor wenigen Wochen mit dem Thema, beschloss aber, alles beim Alten zu lassen.

LMU-Sprecherin Gröschel dementiert, dass die Erhöhung dazu dienen solle, die Zahl der Seniorenstudenten zu senken - etwa wegen der zusätzlichen Studienanfänger durch doppelten Abiturjahrgang und Abschaffung der Wehrpflicht. "Das wurde bereits zum vergangenen Wintersemester mit der Reduzierung der für Senioren geöffneten Veranstaltungen des allgemeinen Lehrbetriebs von 200 auf etwa 85 angegangen." Ergänzend gibt es spezielle Kurse des Zentrums Seniorenstudium sowie Sonderveranstaltungen wie Führungen und Vorträge. Zuletzt waren an der LMU 2231 Gaststudenten immatrikuliert. Der Trend ist rückläufig, vor fünf Jahren waren es 2740. Hinzu kommt allerdings die schwer zu kontrollierende Gruppe der "Schwarzhörer". Bei Versuchszählungen im Jahr 2010 konnten etwa 30 Prozent der Senioren in Vorlesungen keinen Einschreibungsnachweis vorlegen.

Die von der Erhöhung Betroffenen sind teilweise empört. "Ich finde das unverschämt. Auf mich wirkt das so, als wolle man Senioren von der LMU fernhalten", sagt Hans-Joachim Lang, 67. Seit drei Jahren bildet der pensionierte Programmierer aus München sich mit seiner Frau an der LMU weiter, vor allem im Bereich Kunstgeschichte. Das Ehepaar hatte bisher das 100-Euro-Paket gewählt. "Zweimal 300 Euro werden wir uns nicht leisten können", sagt Lang.

Die Veranstaltungen der Fakultät 9 für Geschichts- und Kunstwissenschaften sind neben den theologischen die beliebtesten bei Senioren. Es kam in der Vergangenheit immer wieder zu Konflikten zwischen regulären Studenten und ihren älteren Kommilitonen - etwa wenn Ruheständler sich eine halbe Stunde vor Beginn ihre Plätze sichern und für die anderen kein Platz mehr war. In den großen Überblickvorlesungen für Kunstgeschichte seien unter den 400 bis 500 Zuhörern etwa die Hälfte Senioren, berichtet Gabriele Wimböck, Studienreferentin dieses Fachs. "Aber wir haben auch Professoren, die froh sind, weil durch die Senioren die Vorlesungen voller sind."

© SZ vom 13.08.2011 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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