Infektionskrankheiten:WHO warnt vor neuen Masern-Ausbrüchen

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In einem Armenviertel von Manila wird ein Kind von Mitarbeitern des Roten Kreuzes gegen Masern geimpft. (Foto: Alejandro Ernesto/dpa)

Die Corona-Pandemie begünstigt laut Weltgesundheitsorganisation die Ausbreitung der Masern. In vielen Staaten seien Impfkampagnen zum Erliegen gekommen.

Das Coronajahr 2020 hat das Risiko verheerender Masern-Ausbrüche deutlich erhöht. Das geht aus einer Analyse der Weltgesundheitsorganisation (WHO) und der US-Gesundheitsbehörde CDC hervor. Weltweit hätten im vergangenen Jahr 22 Millionen Kleinkinder keine Erstimpfung gegen Masern erhalten, drei Millionen mehr als im Jahr davor, berichteten WHO und CDC. Das sei der größte Anstieg in zwei Jahrzehnten. Eine nötige zweite Dosis für den vollständigen Impfschutz erhielten 2020 demnach nur 70 Prozent der Kinder. Um Ausbrüche gänzlich zu verhindern, müssten laut WHO weltweit gesehen 95 Prozent der Menschen vollständig geimpft sein.

Zurückzuführen sei die Entwicklung auf coronabedingte Ausgangsbeschränkungen in vielen Ländern sowie auf die Tatsache, dass die Pandemie vielerorts das Gesundheitspersonal völlig eingebunden hat und die Vorsorge vernachlässigt werden musste. Die Zahl der gemeldeten Fälle ging deutlich zurück, doch gehen WHO und CDC davon aus, dass die Zahlen vielerorts nicht oder nur unzureichend erhoben wurden. Geplante Impfkampagnen in 23 Ländern hätten verschoben werden müssen.

Nach Schätzungen infizierten sich weltweit etwa 7,5 Millionen Menschen mit Masern. Davon wurden 2020 rund 60 000 Todesfälle durch Masern gemeldet. Weiteren Schätzungen zufolge haben Masern-Impfkampagnen in den vergangenen 20 Jahren insgesamt mehr als 30 Millionen Todesfälle verhindert. In Deutschland wurden 2020 nur 76 Masern-Fälle gemeldet, 2018 und 2019 waren es jeweils noch über 500.

Die Masern sind eine hochansteckende Viruserkrankung, die sich durch Tröpfchen, etwa beim Husten oder Niesen verbreitet. Sie geht mit Fieber, Erkältungssymptomen und Hautausschlag einher. Als Komplikationen können Mittelohr- und Lungenentzündungen auftreten oder eine Gehirnentzündung, die zum Tod führen kann. Masern lösen eine vorübergehende Immunschwäche aus, was die Anfälligkeit für andere Infektionen erhöht.

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