Wissenschaft:Mediziner: Ende der Corona-Isolationspflicht vertretbar

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Einem Jugendlichen wird ein Nasenabstrich für einen Corona-Test entnommen. (Foto: Philipp von Ditfurth/dpa/Symbolbild)

Bislang bedeutet ein positiver Corona-Test, dass man sich mindestens fünf Tage lang verpflichtend isolieren muss. Ab Montag ändert sich das. Was bedeutet der Schritt für das Infektionsgeschehen?

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Berlin (dpa/bb) - Das Auslaufen der Isolationspflicht für Corona-Infizierte ab Montag in Berlin dürfte aus Sicht eines Mediziners vermutlich ohne größere Folgen bleiben. „Ich erwarte keinen großen Knall. Es wird sich wahrscheinlich nicht so viel ändern“, sagte Sven Gläser, Chefarzt der Klinik für Innere Medizin - Pneumologie und Infektiologie am Vivantes-Klinikum Neukölln, der Deutschen Presse-Agentur. Er gehe davon aus, dass bereits in den vergangenen Wochen viele Ansteckungen unentdeckt blieben oder zumindest nicht durch einen Test nachgewiesen wurden. „Wenn sich Menschen kaum mehr testen, isolieren sie sich auch nicht. Die Vorgaben wurden in der jüngsten Zeit also vermutlich ohnehin nicht mehr strikt eingehalten.“

Zu dem Schluss kommt der Mediziner auch in Anbetracht der Daten aus dem Corona-Lagebericht des Senats: Dort hätten sich die Kurven für die Inzidenz, die auf den offiziell gemeldeten Fallzahlen beruht, und die Sars-CoV-2-Werte im Abwasser in den vergangenen Wochen deutlich entkoppelt. „Die Inzidenz blieb niedrig, aber das Abwasser ließ zeitweise ein stärkeres Infektionsgeschehen vermuten.“

Im Krankenhaus machten sich häufigere Ansteckungen dank der breiten Bevölkerungsimmunität aber längst nicht mehr so stark bemerkbar wie in früheren Wellen. „Patientinnen und Patienten mit einer schweren Covid-19-Lungenentzündung sind inzwischen fast eine Rarität. Viele Infizierte können mittlerweile auf Normalstationen versorgt werden.“

Aus medizinischer Sicht bleibe das Virus natürlich ansteckend und für bestimmte Gruppen gefährlich. „Auch wenn sich Infizierte nun nicht mehr verpflichtend isolieren müssen, so sollten sie sich doch von Risikogruppen wie älteren Menschen oder Patientinnen und Patienten mit Tumorerkrankungen fernhalten. Man sollte dann unbedingt auf Besuche von Krankenhäusern und Pflegeeinrichtungen verzichten.“

Auch auf Konzerte oder andere größere Veranstaltungen sollten Infizierte aus Sicht des Spezialisten nicht gehen. „Ein Spaziergang allein hingegen ist kein Problem.“ Lasse sich Kontakt mit Gesunden nicht vermeiden, so sei für Infizierte das Tragen einer Maske „eine Mindestmaßnahme“, sagte Gläser. „Wenn die Menschen vernünftig sind, findet sich mit der Zeit auch ohne die Pflicht zur Isolation ein Mittelweg.“

Für den Krankenhausbetrieb beim landeseigenen Klinikkonzern Vivantes gelte erst einmal weiterhin, dass Corona-Infizierte isoliert werden. „Ich halte das auch noch für sinnvoll. Man wird das weitere Vorgehen aber sicherlich kontinuierlich überdenken“

Ab 13. Februar besteht für Menschen, die sich positiv getestet haben, keine Isolationspflicht mehr. „Der Testzeitpunkt spielt dabei keine Rolle“, teilte die Gesundheitsverwaltung auf Anfrage mit. Der Senat setze auf die Eigenverantwortung der Berlinerinnen und Berliner und empfehle den Betroffenen, zu Hause zu bleiben, den Kontakt zu anderen Menschen zu reduzieren und diese durch Abstandhalten und Maskentragen zu schützen. In mehreren Bundesländern war die Isolationspflicht bereits im November weggefallen, unter anderem in Niedersachsen und Nordrhein-Westfalen müssen sich Corona-Infizierte seit Anfang des Monats nicht mehr isolieren.

© dpa-infocom, dpa:230211-99-556066/2

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