Kambodscha:Rätselhafte Todesfälle unter Kindern

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Mehr als 60 Kinder sind in Kambodscha an einem mysteriösen Syndrom gestorben. Sie litten an hohem Fieber, schweren Atemwegserkrankungen und neurologischen Störungen. Die Ärzte rätseln: Handelt es sich um ein neues Leiden oder um die Folge von falschen Therapien?

Katrin Blawat

Mehr als 60 Kinder sind in Kambodscha an einem rätselhaften Syndrom gestorben. Das berichtet die Weltgesundheitsorganisation (WHO). Erstmals trat die Krankheit im April auf. Die Kinder litten an hohem Fieber, schweren Atemwegserkrankungen und neurologischen Störungen. Die meisten der Patienten stammten aus dem Süden des Landes, ein Zusammenhang zwischen den einzelnen Fällen lasse sich aber nicht erkennen. Nur einer der Patienten, die in der Hauptstadt Phnom Penh im Kantha-Bopha-Kinderkrankenhaus wegen des neuartigen Leidens behandelt wurden, überlebte.

Derzeit laufen Labortests, um die Ursache der Krankheit zu finden. Ergebnisse brachten die Analysen bislang nicht. "Es kann einige Zeit dauern", sagte der kambodschanische Gesundheitsminister Man Bung Heng. Ein Zusammenhang mit der Vogelgrippe, die ebenfalls mit den beschriebenen Symptomen einhergehen kann, gelte momentan als unwahrscheinlich, sagt WHO-Mitarbeiterin Joy Rivaca Caminade. Es könne sich um ein neues Leiden handeln - oder um eine Mischung schon bekannter Krankheiten, die als neues Syndrom gemeldet wurde.

Das Krankenhaus, in das die meisten der betroffenen Kinder eingeliefert wurden, hat der Schweizer Arzt Beat Richner gegründet. Wie The Cambodia Daily am Mittwoch schrieb, waren Richner zufolge alle Patienten jünger als sieben Jahre und litten bei ihrer Einlieferung an einer Gehirnentzündung. Gestorben seien sie, bis auf eine Ausnahme, innerhalb von 24 Stunden an einer schweren Lungenentzündung.

Richner vermutet laut der kambodschanischen Zeitung, dass das rätselhafte Syndrom die Folge einer falsch behandelten Gehirnentzündung sein kann. "Wir haben immer viele Enzephalitis-Fälle, aber die erkrankten Kinder sterben meist nicht", zitiert die Zeitung den Schweizer Arzt. Jedes der nun betroffenen Kinder sei zuvor in privaten Kliniken wegen einer Enzephalitis behandelt worden - aber mit unpassenden Injektionen und Infusionen. Diese könnten zu Vergiftungen geführt haben, die die Lungenbläschen zerstören, vermutet Richner. Hinweise darauf hätten Röntgenaufnahmen ergeben.

Dem entgegnet die WHO, sie und das kambodschanische Gesundheitsministerium berücksichtigten in ihren Untersuchungen alle Möglichkeiten.

© SZ vom 06.07.2012 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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