Influenza:Grippeerkrankungen nehmen rasant zu

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  • Die Arbeitsgemeinschaft Influenza verzeichnet immer mehr Grippefälle in Deutschland. In der vergangenen Woche gab es 6251 neue im Labor bestätigte Grippeerkrankungen.
  • Die Dunkelziffer liegt weit darüber. Epidemiologen gehen davon aus, dass die Grippewelle erst in den nächsten drei Wochen ihren Höhepunkt erreicht.
  • Die von der WHO festgelegte Zusammensetzung des Influenzawirkstoffs scheint offenbar ihre Wirkung gegen den H3N2-Subtyp des Virus zu verlieren.

Die Grippe hat Deutschland immer fester im Griff. "Stark erhöhte Influenzaaktivität" meldet die Arbeitsgemeinschaft Influenza (AGI) bundesweit seit zwei Wochen. Über 18 000 bestätigte Grippefälle gibt es bereits, mehr als ein Drittel davon allein in der 7. Kalenderwoche, also vom 7. bis zum 13. Februar. Nicht eingerechnet ist dabei die immense Dunkelziffer der nicht im Labor bestätigten Fälle.

"Wie hoch diese Dunkelziffer genau ist, wissen wir nicht", sagt die Sprecherin des Robert Koch-Instituts, Susanne Glasmacher. Es gebe aber eine erhebliche Untererfassung. Aus den Arztpraxen werden laut AGI folgende Zahlen gemeldet: Hochgerechnet etwa 1,5 Millionen Menschen gingen in Deutschland in der vergangenen Woche mit Grippe oder anderen Atemwegserkrankungen zum Arzt. Vielerorts führt der Andrang zu überfüllten Wartezimmern.

Häufigkeit von Atemwegserkrankungen in der 7. Kalenderwoche (Foto: RKI)

Einige große Arbeitgeber klagen bereits über hohe Krankenstände. Der Süden ist besonders betroffen, etwa der Großraum München. Im Raum Karlsruhe gibt es kaum noch gesunde Stadtbahnführer, der Nahverkehr stockt. In einzelnen Krankenhäusern Südbadens ist jeder zehnte Mitarbeiter krankgeschrieben. Viele planbare Eingriffe und Operationen würden derzeit verschoben, sagte ein Sprecher des Uniklinikums Freiburg der Nachrichtenagentur dpa.

Auch im Rest Europas breitet sich die Influenza derzeit weiter aus. 20 Länder berichteten im Rahmen des europäischen epidemiologischen Überwachungssystems "TESSy" über steigende Zahlen von Grippeerkrankungen.

Impfstoff verliert an Wirkung

Experten des Braunschweiger Helmholtz-Zentrums für Infektionsforschung (HZI) schätzen, dass der Höhepunkt der Grippewelle erst in den nächsten drei Wochen erreicht wird. "In den USA ist die Grippewelle bereits vorbei und das dort kursierende Virus scheint stärkere Symptome zu verursachen als in vorangegangenen Epidemien", sagt der Infektionsgenetiker Klaus Schughart vom HZI. "In Deutschland steht der Gipfel noch bevor. Wir müssen aber mit einem ähnlichen Verlauf rechnen."

Nach einer schwachen Grippesaison im Vorjahr rollt nun also eine stärkere Welle übers Land. Laut RKI hat sich der besonders verbreitete Influenza A H3N2-Subtyp so verändert, dass der Impfstoff nicht mehr optimal wirkt. Das im Vakzin enthaltene Protein passt nicht mehr zur Oberflächenstruktur des Erregers. Die Zusammensetzung des Wirkstoffs legte die WHO bereits im Frühjahr 2014 fest. "Trotz aller Bemühungen bleibt es schwer, die genauen Influenza-Subtypen, gegen die der Impfstoff wirken muss, so weit im Voraus schon zu bestimmen", sagt Carlos Guzman vom HZI.

Eine Impfung sei aber dennoch empfehlenswert, betonen die HZI-Forscher. "Teilweiser Schutz ist besser als gar keiner", sagt Guzman. Und gegen die gleichfalls kursierenden H1N1- und Influenza B-Viren sei eine gute Schutzwirkung gegeben.

© Süddeutsche.de/dpa/chrb - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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