Google auf dem Gesundheitsmarkt:Schätzungen zufolge ist der Insulin-Markt weltweit 40 Milliarden Dollar schwer

Diabetes betrifft viele Menschen, weltweit sollen es fast 400 Millionen sein, Tendenz steigend. Der wachsende Wohlstand und die arbeitsteilige Welt begünstigen den Ausbruch der Krankheit. Es gibt zwei Hauptformen des Diabetes. Beim Diabetes Typ 1, auch insulinabhängiger Diabetes genannt, fehlt Insulin. Bei Diabetes Typ 2, dem nichtinsulinabhängigen Diabetes, kann die Bauchspeicheldrüse zwar noch Insulin herstellen, aber das Hormon wirkt im Körper nicht richtig oder reicht nicht aus, um den Bedarf zu decken. In Deutschland leben bis zu 420 000 Menschen mit Typ-1-Diabetes, unter Typ-2-Diabetes ("Alterszucker") leiden fünf bis sechs Millionen Menschen.

Google Life Sciences hat viele Projekte, unter anderem einen Löffel, der das Zittern von Parkinson-Kranken ausgleicht. Doch die große erste Aufgabe ist Diabetes, verkündete Google-Gründer Brin vor wenigen Wochen. Diabetes sei genau die Art Krankheit, bei der Technologie den Patienten helfen könne, glaubt Life-Sciences-Chef Andy Conrad. "Diabetiker haben ein größeres Risiko, einen Herzinfarkt oder Krebs zu bekommen und es ist für sie 15 Mal wahrscheinlicher, dass ihr Fuß wegen Gefäßproblemen amputiert werden muss", sagte der Molekularbiologe. "Wenn wir starke Schwankungen bei dem Blutzuckerspiegel vermeiden können, können wir die meisten Probleme verhindern, die mit Diabetes zusammenhängen."

Conrad soll durch Kooperationen mit etablierten Pharmakonzernen vermeiden, dass Life Sciences das gleiche Schicksal erleidet wie das einstige Team von Google Health, einer Plattform, auf der elektronische Patientenakten abgelegt werden konnten. Google hat den Geschäftsbereich Anfang 2012 wegen mangelnder Akzeptanz eingestellt.

Das erste Produkt, das Life Sciences auf den Markt bringen soll, ist eine spezielle Kontaktlinse. Dazu kooperiert das Unternehmen mit dem Schweizer Pharmakonzern Novartis. Die Linse soll den Blutzuckerspiegel in der Tränenflüssigkeit messen und bei Schwankungen warnen. Tests an Patienten sollen nächstes Jahr starten. In einem Prototyp hat Google zwischen zwei Schichten einen Mini-Funkchip und einen Sensor eingebaut, der jede Sekunde die Glukosewerte misst. Die Daten könnten zum Beispiel auf eine Smartphone-App oder auf eine Hightech-Uhr übertragen werden. Allerdings hat diese Technik eine Menge Tücken, wie die Luftfeuchtigkeit im Raum oder den Einfluss von Klimaanlagen. Medizintechnik-Experten erwarten, dass es wegen der technischen Schwierigkeiten und all der Hürden, die Aufsichtsbehörden vor neue Technik stellen, noch Jahre dauern wird, bis die Linse auf den Markt kommen wird.

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