Gesundheit - Mainz:Warnstreik an der Mainzer Unimedizin vorerst abgesagt

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Mainz (dpa/lrs) - Der geplante Warnstreik am größten Krankenhaus in Rheinland-Pfalz, der Mainzer Unimedizin, findet vorerst nicht statt. Dies haben die Beschäftigten in einer Vollversammlung am Mittwoch beschlossen, wie die Gewerkschaft Verdi am Abend mitteilte. Der Ausstand sollte ursprünglich an diesem Donnerstagmorgen beginnen. Hintergrund sind Klagen vor allem der Pflegekräfte über Personalnot und unzumutbare Arbeitsbedingungen.

Laut Verdi werden nun die Verhandlungen über einen Tarifvertrag, der vor allem das Pflegepersonal entlasten soll, am 3. Dezember weitergeführt. An diesem Donnerstagmorgen sollten nähere Details auf einer Pressekonferenz mit Klinik- und Gewerkschaftsvertretern mitgeteilt werden.

Streitpunkt waren zuletzt die Sollzahlen, mit wie viel Personal die Stationen mindestens besetzt sein müssen. Nun teilte Verdi mit, das gestellte Ultimatum für die Festsetzung der Sollzahlen sei erfüllt.

Für einen Warnstreik hatte Verdi mit 500 bis 1000 Teilnehmern gerechnet. Aufgerufen wären grundsätzlich alle Beschäftigten, getragen worden wäre die Aktion aber vor allem von Pflegefachkräften.

Die Unimedizin teilte mit, auch bei einem Streik würden die Patienten "sehr gut und so professionell wie immer" versorgt. Vorsorglich seien einige Patienten informiert worden, dass deren Behandlung verschoben werden könne.

Die Klinik betonte, im Sommer dieses Jahres sei der höchste Tarifabschluss der Region im Bereich Pflege abgeschlossen worden - und das trotz angespannter Finanzlage. Verdi verlange bei einer Unterschreitung der Soll-Zahlen einen Ausgleich für die Belastung der anwesenden Beschäftigten in Form von Freizeit. "In der Umsetzung würde dieser Freizeitausgleich für eine Pflegekraft eine Mehrbelastung für eine weitere Pflegekraft bedeuten, die dann wiederum Entlastung anmelden würde", teilte die Unimedizin mit. "In der Folge wären auch Betten- oder Stationsschließungen nicht auszuschließen."

Die Landespflegekammer Rheinland-Pfalz unterstützt einen möglichen Streik ausdrücklich. Die Sorgen und Ängste der Berufsgruppe würden oft auch vor Ort nicht ernst genommen, sagte Kammerpräsident Markus Mai. Demonstrationen seien die logische Konsequenz.

Am Dienstag hatten rund 30 Pflegekräfte der Unimedizin im Gesundheitsausschuss des Landtages eine Petition an Staatssekretär Alexander Wilhelm (SPD) übergeben, mit fast 1300 Fotos nicht-ärztlicher Beschäftigter des Krankenhauses. Gefordert wurde, dass die Landesregierung mehr Druck auf die Unimedizin ausübt. Pfleger schilderten dem Ausschuss beklemmende Szenen, etwa dass der Tod einer Patientin erst Stunden später bemerkt worden sei.

Die oppositionelle CDU-Fraktion kündigte an, die Situation an der Unimedizin noch einmal in einer gemeinsamen Sondersitzung des Gesundheits- und Wissenschaftsausschusses aufgreifen zu wollen. Wann das sein wird, stand noch nicht fest. Der Pflegebeauftragte der CDU-Fraktion, Michael Wäschenbach, sagte, die Schilderungen der Pflegekräfte seien erschütternd gewesen. "Offensichtlich sind die Grenzen der Belastbarkeit der Mitarbeiter längst überschritten."

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