Gesundheit - Hamm:Externe Helfer in Corona-Hotspots: neue Einschnitte?

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Düsseldorf/Hamm (dpa/lnw) - Die Stadt Hamm mit den aktuell meisten Corona-Neuinfektionen in NRW will bis zum kommenden Montag über mögliche weitere Schritte entscheiden. Ob die bis zum 6. Oktober geltenden Maßnahmen in Gänze oder in Teilen verlängert werden müssten oder ob gar neue Einschnitte nötig würden, ergebe sich aus dem Infektionsverlauf der nächsten Tage, sagte ein Sprecher am Dienstag. Derzeit hoffe man, mit dem geschnürten Maßnahmenpaket gut aufgestellt zu sein.

Die Stadt mit mehr als 180 000 Einwohnern hat die höchste "Sieben-Tage-Inzidenz" landesweit: Laut Robert Koch-Institut gab es am Dienstag 98,3 Neuinfektionen pro 100 000 Einwohner in den letzten sieben Tagen. Vor einer Woche hatte Hamm die "Corona-Notbremse" gezogen.

Immerhin zeichne sich eine leichte Entspannung ab, betonte der Sprecher. Das RKI hatte zwischenzeitlich einen Wert von 112 Neuinfektionen pro 100 000 Einwohner für Hamm ausgewiesen. Verursacher der hochgeschnellten Infektionszahlen sind eine Großhochzeit und damit verbundene Veranstaltungen. Man habe Verstärkung aus dem Kreis Warendorf und den Stadtwerken erhalten, zudem Mitarbeiter aus der Verwaltung zusammengezogen, um Quarantäne-Management und Kontakt-Nachverfolgung stemmen zu können, schilderte der Sprecher.

Die von Corona-Neuinfektionen ebenfalls stark betroffene Stadt Remscheid erwartet zehn Helfer der Bundeswehr. Sie werden das Gesundheitsamt bei der Kontakt-Nachverfolgung unterstützen und Abstriche für Corona-Tests nehmen, wie eine Stadtsprecherin sagte. Angesichts der seit Tagen steigenden Zahlen sollten die Helfer "zeitnah" eintreffen. Die bergische Stadt verzeichnete am Dienstag 65,8 Neuinfektionen pro 100 000 Einwohner in den letzten sieben Tagen - etwas weniger als in den Tagen zuvor.

Nach einem Ausbruch bei einem Geflügelverarbeiter in Emsdetten wurde die Belegschaft am Dienstag erneut getestet. Das Gesundheitsamt des Kreises Steinfurt will auf diese Weise erfahren, ob ein Unterbrechen der Infektionsketten gelungen ist, wie eine Sprecherin erläuterte. In der vergangenen Woche waren rund 340 Mitarbeiter entweder auf dem Firmengelände oder von mobilen Teams auf das Virus getestet worden, nachdem seit Mittwoch die Zahl der infizierten Menschen stark gestiegen war. 55 Infizierte wurden bisher festgestellt.

In den drei größten NRW-Städten blieben die Zahlen am Dienstag unter der kritischen Schwelle: Das RKI meldete (Stand 00.00 Uhr) 33,8 Fälle pro 100 000 Einwohner binnen einer Woche in Köln und 25,4 Neuinfektionen in Düsseldorf sowie 20,1 Fälle in Dortmund. Ab einem Wert von 35 müssen die Behörden in NRW Gegenmaßnahmen zur Eindämmung einleiten.

Unmittelbar vor den Bund-Länder-Gesprächen zum weiteren Vorgehen in der Corona-Pandemie kam am Dienstag in Düsseldorf die Landesregierung zusammen. Die aktuelle Corona-Schutzverordnung für NRW läuft am Donnerstag aus und muss aktualisiert werden.

Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann (CDU) sagte der "Rheinischen Post", dass diese auch mit Blick auf größere Feiern angepasst werden soll: "Geplant ist, dass Privatveranstaltungen im öffentlichen Raum zum Beispiel in angemieteten Räumen ab 50 Teilnehmern mit einer Gästeliste und einem Ansprechpartner beim Ordnungsamt angemeldet werden müssen. Es kann nicht sein, dass wir hinter den Listen herlaufen müssen."

Deutschland hat es aus Sicht des Virologen Hendrik Streeck im Sommer verpasst, pragmatische Lösungen für Zeiten mit steigenden Corona-Infektionszahlen zu finden. "Ich glaube, im Gesundheitssystem sind wir sehr gut vorbereitet", sagte er mit Blick auf den Herbst und Winter der Deutschen Presse-Agentur. "Mental sind wir dagegen in Deutschland weniger gut vorbereitet." Es sei zu viel Angst vorhanden. Er befürchte, dass im Herbst wenig über Lösungen diskutiert werde - und "zu viel darüber, wie wir das Leben wieder zurückfahren".

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