Gesundheit - Hamburg:Inzidenz in Hamburg steigt weiter: Senat will 2G ausweiten

Corona
Ein Mann hält einen Corona-Schnelltest in der Hand. Foto: Fabian Strauch/dpa/Symbolbild (Foto: dpa)

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Hamburg (dpa/lno) - Angesichts rasant steigender Corona-Zahlen steht Hamburg vor einer Verschärfung der Regeln zur Eindämmung der Pandemie. Der rot-grüne Senat will am Dienstag konkrete Pläne diskutieren und auch beschließen. Es wird erwartet, dass das bislang freiwillige 2G-Optionsmodell, das nur Geimpften und Genesenen Zutritt zu Einrichtungen erlaubt, in einigen Bereichen zur Pflicht wird. Betroffen seien vor allem jene Bereiche, in denen viele Menschen in Innenräumen zusammenkommen, hieß es. Dazu zählten etwa Restaurants, Clubs, Bars, aber auch der Indoor-Freizeitsport. Keine Verschärfungen werden vorerst im Einzelhandel oder öffentlichen Nahverkehr erwartet.

Bereits am Wochenende hatte Bürgermeister Peter Tschentscher (SPD) getwittert, dass die Lage in den Kliniken der Hansestadt anders als im Süden der Republik noch stabil sei. Aber "damit es so bleibt, entscheidet der Senat am Dienstag über eine Ausweitung von 2G".

Die Corona-Inzidenz rückte am Montag in Hamburg immer näher an ihren bisherigen Höchststand heran. Wie die Gesundheitsbehörde mitteilte, kletterte die Zahl der binnen sieben Tagen erfassten Neuinfektionen je 100.000 Einwohner auf 177,9. Der bislang höchste Wert war in Hamburg an Heiligabend vor einem Jahr mit 179,6 gemeldet worden. Nach Angaben der Gesundheitsbehörde stieg die Sieben-Tage-Inzidenz im Vergleich zum Vortag um 1,4. Vor einer Woche hatte sie noch bei 148,4 gelegen. Bundesweit gab das Robert Koch-Institut (RKI) die Inzidenz mit 303,0 an.

Insgesamt wurden am Montag in Hamburg 358 Neuinfektionen gemeldet, am Vortag waren es 362 und am Montag vor einer Woche 332. Damit haben sich seit Februar 2020 in Hamburg mindestens 105.283 Menschen mit dem Coronavirus infiziert. 94.800 davon gelten als genesen. Laut RKI sind in Hamburg inzwischen 75,0 Prozent der Menschen mindestens einmal geimpft. 73,0 Prozent haben einen vollständigen Impfschutz.

Damit rangiert Hamburg im Ländervergleich beim Impftempo nach Bremen und dem Saarland weiterhin auf Platz drei. Der Bundesschnitt liegt bei den Erstimpfungen bei 70,1 Prozent und bei den Zweitimpfungen bei 67,5 Prozent. Bei den Drittimpfungen liegt Hamburg mit 4,6 Prozent exakt im Bundesschnitt und im Ländervergleich im Mittelfeld.

Für die Linken in der Hamburgischen Bürgerschaft ist das Tempo bei den Drittimpfungen nicht tragbar. "Es müssen in kürzester Zeit möglichst viele Menschen eine Booster-Impfung erhalten", forderte deren Gesundheitsexperte Deniz Celik. Doch der Senat halte stur an der Empfehlung der Ständigen Impfkommission (Stiko) fest, wonach vorerst nur über 70-Jährige eine Drittimpfung erhalten sollen. "Das ist unverantwortlich und gefährlich!" Stattdessen sollten alle Hamburger bereits fünf Monate nach der letzten Impfung angeschrieben und zu einer Auffrischungsimpfung eingeladen werden.

Kritik kam auch von der Lehrergewerkschaft GEW, die ein Angebot zur Booster-Impfung für alle pädagogischen Beschäftigten in Hamburg verlangt - und zwar in Schulen, Kitas, Hochschulen sowie in der Weiterbildung. "Statt auf den Stiko-Empfehlungen zu beharren, sollten (...) alle, die wollen, eine sogenannte Booster-Impfung bekommen", sagte Hamburgs GEW-Chef Sven Quiring. Ähnlich äußerte sich der Alternative Wohlfahrtsverband SOAL mit Blick auf die Kita-Beschäftigten.

Die Zahl der Menschen, die seit Beginn der Pandemie im Zusammenhang mit dem Coronavirus in Hamburg gestorben sind, stieg laut RKI um einen auf 1848. In den Hamburger Kliniken wurden mit Stand Freitag 178 Covid-19-Patienten behandelt. Laut dem Register der Deutschen Interdisziplinären Vereinigung für Intensiv- und Notfallmedizin (Divi) betrug die Zahl der Covid-Intensivpatienten am Montag (Stand: 11.15 Uhr) 49; von ihnen mussten 28 invasiv beatmet werden. Die Covid-19-Patienten belegten damit 9,7 Prozent aller Hamburger Intensivbetten.

Die Rückkehr zu kostenlosen Corona-Tests findet in Hamburg offensichtlich großen Zuspruch. So sei die Nachfrage bei Corona Freepass, einem der großen Betreiber von Test-Stationen, am Sonntag doppelt so hoch wie am Sonntag davor gewesen, sagte Geschäftsführer Axel Strehlitz dem NDR. Allein am Hauptbahnhof hätten sich 355 Menschen testen lassen. Nach Angaben der Sozialbehörde gibt es dem Bericht zufolge in Hamburg derzeit knapp 90 Test-Stationen, die meisten böten die kostenlosen Tests bereits wieder an. Seit 11. Oktober an waren kostenlose Tests nur in Ausnahmefällen zu bekommen.

© dpa-infocom, dpa:211114-99-993146/5

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