Gesundheit - Erfurt:Sucht-Selbsthilfe: Löcher im Netz werden größer

Deutschland
Ein Schild am Zaun vor dem Büro der Thüringer Landesstelle für Suchtfragen e.V. Foto: Martin Schutt/dpa-Zentralbild/dpa (Foto: dpa)

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Erfurt (dpa/th) - Der Thüringer Sucht-Selbsthilfe fehlt es zunehmend an Freiwilligen. "Es gibt große Probleme, Ehrenamtliche zu finden", sagte Sebastian Weiske von der Thüringer Landesstelle für Suchtfragen der Deutschen Presse-Agentur. Zwar gebe es genug Betroffene. Doch falle es schwer, diese für ein Engagement in der Gruppe zu motivieren. "Dabei steht und fällt die Sucht-Selbsthilfe mit den Ehrenamtlichen."

Thüringenweit seien in den vergangenen zehn Jahren knapp 40 Gruppen verschwunden. Derzeit sind nach Angaben der Landesstelle etwa noch 110 Sucht-Selbsthilfegruppen im Freistaat aktiv. Meist handelt es sich dabei um Gruppen für Alkoholkranke, andere beschäftigen sich ausschließlich mit Glücksspielsucht oder der Abhängigkeit von illegalen Drogen und Medikamenten.

Mit weniger Gruppen werden laut Weiske die Löcher im flächendeckenden Netz der Selbsthilfe immer größer. So gebe es etwa im Saale-Holzland-Kreis momentan nur noch eine Gruppe. "Betroffene müssen damit weitere Wege in Kauf nehmen, und in ländlichen Gebieten ist die Bus- oder Bahnanbindung zu den Treffen schlecht." Weiske sieht daher in der Digitalisierung eine gute Ergänzung, um bestehende Strukturen aufrecht zu erhalten und im Kontakt zu bleiben.

Allerdings fehle es in diesem Bereich häufig noch an der digitalen Kompetenz und auch an der dafür nötigen Infrastruktur, sagte Weiske. Viele lehnten digitale Zusammenkünfte oder Kontakte über die sozialen Medien und Telefon auch ab, weil ihnen der persönliche Austausch fehle. "Während des Lockdowns fielen zahlreiche Treffen aus, und die Gruppen hatten danach zu kämpfen, alles wieder zum Laufen zu bringen."

Mit einer Aktionswoche Digital wollen die Suchtexperten ab diesem Montag daher die Aufmerksamkeit auf das Thema lenken. Bis zum Wochenende seien zahlreiche digitale Angebote geplant. Dazu gehören unter anderem Vorträge, Pinnwände und auch ein Podcast. Die Themenpalette reiche vom Glücksspiel, über Medienabhängigkeit bis zu Verhaltenssüchten.

© dpa-infocom, dpa:210920-99-284025/2

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