Berlin:Krankmacher Fluglärm: Kolat gegen Tegel-Offenhaltung

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Berlin (dpa/bb) - Zwei Wochen vor dem Volksentscheid über den Weiterbetrieb des Flughafens Tegel warnt Berlins Gesundheitssenatorin davor, die krankmachenden Folgen von Fluglärm zu unterschätzen. "Viele Berlinerinnen und Berliner haben entsprechende Symptome und Krankheiten und denken vielleicht nicht an einen unmittelbaren Zusammenhang mit Fluglärm" sagte die SPD-Politikerin Dilek Kolat der Deutschen Presse-Agentur.

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Berlin (dpa/bb) - Zwei Wochen vor dem Volksentscheid über den Weiterbetrieb des Flughafens Tegel warnt Berlins Gesundheitssenatorin davor, die krankmachenden Folgen von Fluglärm zu unterschätzen. „Viele Berlinerinnen und Berliner haben entsprechende Symptome und Krankheiten und denken vielleicht nicht an einen unmittelbaren Zusammenhang mit Fluglärm“ sagte die SPD-Politikerin Dilek Kolat der Deutschen Presse-Agentur.

Das Spektrum an durch Studien nachgewiesenen Belastungen reiche von Herz-Kreislauf-Erkrankungen über Erschöpfung bis hin zu Depression, so Kolat. Lärm verursache nicht nur bestimmte Krankheitsbilder, sondern könne auch bereits vorliegende Erkrankungen des Immunsystems verschlimmern. „Als Gesundheitssenatorin möchte ich mit dem Abstellen des Fluglärms in Tegel zur Gesundheitsförderung der Anwohner beitragen“, so Kolat.

Die Senatorin appellierte an die Berliner, sich bei der Abstimmung mit in der Verantwortung für die 300 000 Lärm-Betroffenen im Umfeld von Tegel zu sehen. Die Zahl der Anwohner rund um den BER in Schönefeld sei um ein Vielfaches kleiner, während es bei Tegel um dicht besiedelte, innerstädtische Gebiete gehe. Die Gesundheitsverwaltung hat Ergebnisse wissenschaftlicher Studien zu Fluglärm zusammengetragen und auf ihrer Internetseite veröffentlicht.

Nach Angaben des Berliner Abgeordnetenhauses sind bundesweit nirgends mehr Menschen von Fluglärm betroffen als im Umfeld des Flughafens Tegel. Mehr als 20 000 Menschen müssten Lärm in einer Stärke ertragen, wie es sonst nur in Industriegebieten zulässig sei.

Das Bündnis „Berlin braucht Tegel“, hinter dem die FDP steht, argumentiert hingegen mit einem niedrigeren Flugaufkommen in Tegel bei einem Weiterbetrieb in Ergänzung zum BER und in Zukunft deutlich leiseren Jets. Zudem sollen Anwohner modernen Schallschutz erhalten.

„Viele empfinden Fluglärm als belastend“, sagte Kolat. Das bedeute, einem permanenten Stör- und Stressfaktor ausgesetzt zu sein. Die Senatorin nannte als Folgen etwa Müdigkeit und Kopfschmerzen. Auf Dauer gebe es auch ein erhöhtes Risiko für Erkrankungen wie Bluthochdruck und Schlaganfall, zudem könne der Stoffwechsel beeinträchtigt werden.

Für problematisch hält Kolat die Beeinträchtigung der kognitiven Leistungsfähigkeit von Kindern - es gehe nicht nur um Gedächtnisleistung und Sprachverarbeitung. „Sie müssten sich konzentrieren, aufmerksam sein, werden aber immer wieder herausgerissen.“ Wer denke, sich an Fluglärm gewöhnt zu haben, irre: „Der Körper reagiert auf die ständigen Störungen.“ Kolat betonte, zudem leide die Schlafqualität - mit Folgen wie Müdigkeit oder verminderter Belastungsfähigkeit.

Für das Nachtflugverbot in Tegel zwischen 23.00 und 6.00 Uhr gibt es Ausnahmen, zudem kann es bei besonderen Lagen aufgehoben werden - zum Beispiel, als kürzlich wegen der Entschärfung einer Weltkriegsbombe mehrere Flugzeuge umgeleitet werden mussten.

Am 24. September können die Berliner bei einem rechtlich nicht bindenden Volksentscheid über die Zukunft von Tegel abstimmen. Nach geltender Rechtslage soll der alte Airport nach Eröffnung des neuen Hauptstadtflughafens BER schließen.

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