Als Frühchen geborene Frauen haben ein höheres Risiko für Schwangerschafts-Komplikationen: Sie entwickeln fast doppelt so häufig einen Schwangerschaftsdiabetes, Bluthochdruck oder andere Probleme wie Frauen, die nicht zu früh auf die Welt kamen. Das haben kanadische Forscher in einer Studie mit mehr als 23.000 Frauen festgestellt.
"Unsere Ergebnisse zeigen, dass bei Müttern, die selbst Frühgeborene waren, jede fünfte Schwangerschaft mit Komplikationen verbunden ist, bei normal geborenen Frauen ist es nur gut jede zehnte", berichtet Studienleiterin Anne Monique Nuyt von der University of Montréal. Dieser Einfluss müsse daher zukünftig bei der medizinischen Betreuung von Schwangeren berücksichtigt werden, meinen Nuyt und ihre Kollegen im Fachmagazin Canadian Medical Association Journal (doi: 10.1503/cmaj.120143).
"In den letzten Jahren sind die Überlebenschancen für Frühgeborene stark gestiegen, als Folge leben heute viele junge Erwachsene, die vor der 37. und selbst vor der 32. Schwangerschaftswoche geboren wurden", erklären die Forscher. Aus anderen Studien gebe es erste Hinweise darauf, dass ehemaligen Frühchen anfälliger sein könnten für Bluthochdruck, Diabetes Typ-2 und damit verbundenen Stoffwechselstörungen. Ob sich der Geburtszeitpunkt bei Frauen später auch auf den Verlauf ihrer Schwangerschaft auswirke, sei bisher jedoch unklar gewesen.
An der Studie nahmen 7.405 zu früh geborene und 16.714 zum normalen Termin geborene Frauen teil. Alle waren zwischen 1976 und 1995 in der kanadischen Provinz Quebec zur Welt gekommen und hatten bereits mindestens eine Schwangerschaft hinter sich. Die Forscher werteten von allen Frauen die medizinischen Akten zum Verlauf dieser Schwangerschaft und zur Gesundheit von Mutter und Kind aus. Das Ergebnis: 19,9 Prozent der Frauen, die selbst vor der 32. Woche geboren worden waren, erlebten mindestens eine Komplikation während ihrer Schwangerschaft. Bei den zum normalen Termin geborenen Frauen waren es dagegen nur 11,7 Prozent, wie die Forscher berichten.
Als Komplikationen traten vor allem ein durch die Schwangerschaft ausgelöster Diabetes Typ-2 auf, aber auch Bluthochdruck und die sogenannte Präeklampsie oder Schwangerschaftsvergiftung, eine krankhafte Veränderung des Stoffwechsels, die zu Ödemen, Schwindel, Übelkeit und in schweren Fällen sogar zu Leberschäden und Krämpfen führen kann.
Bisher sei unklar, wie die vorgeburtliche Entwicklung die spätere Gesundheit beeinflusst, schreiben die Forscher. Es gebe aber Hinweise darauf, dass eine zu frühe Geburt zu Störungen der Gefäßfunktion, versteiften Arterien und Veränderungen der Mikrogefäße führen können. Das könne die Anfälligkeit gegenüber Bluthochdruck erhöhen. Zudem sei möglicherweise die Entwicklung der für die Insulinproduktion wichtigen Beta-Zellen gestört, das könnte zur Folge haben, dass sich der Körper schlechter an die Belastungen einer Schwangerschaft anpassen kann als normalerweise, meinen die Forscher.