Süddeutsche.de: Als Mutter oder Vater muss ich mir dann noch keine Sorgen machen?
Berner: Es ist natürlich nicht jedes Kind derartig oft erkältet. Aber aus großen Bevölkerungsstudien weiß man tatsächlich, dass Kinder so häufig krank sein können, ohne an einer Immunschwäche zu leiden. Ob sich Eltern Sorgen machen sollten, hängt eher von der Schwere ab - wenn Kinder Lungenentzündungen entwickeln zum Beispiel.
Süddeutsche.de: Bei welchen Symptomen sollte ich mit meinem Kind unbedingt zum Arzt gehen?
Berner: Man kann da keine klaren Grenzen definieren. Ein Kind, das über 40 Grad Fieber hat, sollte im Allgemeinen schon zum Arzt - es gibt aber auch Kinder, die selbst hohe Temperaturen erstaunlich gut tolerieren und bei denen das Fieber oft auch schnell wieder abklingt. Kritisch wird es, wenn sich das Fieber mit den normalen Maßnahmen nicht senken lässt, oder das Kind nicht ausreichend Flüssigkeit zu sich nimmt, was sehr schnell zur Austrocknung führen kann. Und auch wenn die Atmung schlechter wird, sollte man den Arzt aufsuchen. Vorsicht ist aber vor allem angesagt, wenn das Kind in einem Zustand ist, von dem die Mutter sagt: "Das Kind gefällt mir nicht." Das kann zum Beispiel bedeuten, dass das Kind nur noch schlecht aufgeweckt werden kann, bei Berührungen wimmert oder kleine Blutflecken auf der Haut bekommt.
Süddeutsche.de: Wofür wären das Anzeichen?
Berner: Die große Sorge ist, dass eine Erkältungskrankheit zu einer Hirnhautentzündung oder Blutvergiftung führt, die letztendlich sehr gefährlich sein können. Die meisten Erkältungen sind aber harmlos.
Süddeutsche.de: Kann man Erkältungskrankheiten bei Kindern vorbeugen?
Berner: Eigentlich nicht. Man soll sein Kind natürlich vernünftig ernähren, es nicht in Watte einpacken und auch an die frische Luft setzen. In Familien mit zwei Kindern leidet das zweite Kind häufiger an Erkältungen, weil das größere Kind Infekte mit nach Hause bringt. Das ist aber kein Grund, die Kinder nicht in den Kindergarten zu bringen. Man muss das Risiko nur kennen, wenn eins der Kinder besonders anfällig ist.