Ebola:Ein Übergreifen nach Europa ist unwahrscheinlich

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Das Ebola-Virus verbreitet sich derzeit in Westafrika. Experten rechnen allerdings nicht damit, dass sich die Krankheit zum Flächenbrand oder gar zur globalen Bedrohung auswächst.

Von Katrin Blawat

Das Ebola-Virus fordert weiter Opfer in Westafrika. In Guinea sind seit vergangenem Monat 59 Menschen an der Infektion gestorben; insgesamt wurden dort 86 Verdachtsfälle registriert. Betroffen sind vor allem Regionen an der Grenze zu Sierra Leone. Möglicherweise hat die Krankheit inzwischen auch auf das Nachbarland Liberia übergegriffen. Das dortige Gesundheitsministerium berichtet von acht Menschen, die sich womöglich infiziert haben. Fünf von ihnen seien bereits gestorben.

Die Ebola-Fälle beschränken sich auf Westafrika. Nicht bestätigt hat sich der Verdacht, ein Kanadier sei nach seiner Rückkehr aus Liberia an Ebola erkrankt. Der Mann sei negativ auf Ebola und ähnliche Viruskrankheiten wie Marburg-, Rift-Valley-, Krim-Kongo- und Lassa-Fieber getestet worden, teilte ein Sprecher der Weltgesundheitsorganisation (WHO) mit. Dies bestätigten später auch die kanadische Gesundheitsbehörde. Der Kanadier bekam nach seiner Rückkehr aus Westafrika hohes Fieber und weitere Symptome, die den Ebola-Verdacht aufkommen ließen. An was er statt dessen leidet, ist noch unklar.

"Ich halte es für unwahrscheinlich, dass sich das Ebola-Virus großflächig in Afrika und darüber hinaus ausbreitet", sagt Jakob Cramer vom Bernhard-Nocht-Institut für Tropenmedizin in Hamburg. Seit dem ersten bekannten Ebola-Ausbruch 1976 gibt es das Virus nur in Afrika. "Die Krankheit kommt in sehr ländlichen Gegenden vor und nicht dort, wo Reisende normalerweise hingelangen oder von wo viele Menschen wegfliegen", sagt der Marburger Virologe Stephan Becker. Auch Susanne Glasmacher, Sprecherin des Robert-Koch-Instituts in Berlin, hält es für "relativ unwahrscheinlich", dass die Krankheit Deutschland erreiche.

Ein Grund für die lokale Begrenzung der Seuche ist die sogenannte Hit-and-Run-Strategie des Ebola-Erregers. Zu Beginn eines Ausbruchs steckt sich ein Mensch vielleicht bei einem Affen oder einem Flughund an - diese Tiere können die Viren in sich tragen, ohne selbst zu erkranken. Dann verbreitet sich der Erreger über Körperflüssigkeiten und schlägt in kurzer Zeit so heftig zu, dass viele seiner menschlichen Opfer sterben oder zumindest schwer erkranken und damit den Erreger nicht weiter verbreiten. "Wenn das Virus erst einmal in die menschlichen Zellen eingedrungen ist, vermehrt es sich sehr schnell", sagt der Tropenarzt Cramer. "Nur ein bisschen krank sein, das gibt es bei Ebola nicht."

Der Erreger verursacht nach einer Inkubationszeit von meist einer Woche hohes Fieber und lässt die Blutgefäße platzen, wodurch viele Patienten verbluten. Ärzte können lediglich versuchen, das Herz-Kreislauf-System und die Blutgerinnung der Kranken zu unterstützen, eine richtige Therapie aber gibt es nicht. In Tierversuchen mit Affen wurden zwar schon einige Impfstoffe getestet, von denen jedoch keiner zugelassen ist.

Mit molekularbiologischen Methoden lässt sich eine Ebola-Infektion sicher nachweisen. Um dies auch in den betroffenen Gebieten Westafrikas besser zu ermöglichen, ist ein Team des Hamburger Tropeninstituts und der WHO am Dienstag mit einem mobilen Labor dorthin aufgebrochen. Es ist der erste Mal, dass diese mobile Ausrüstung im Ernstfall zum Einsatz kommt.

Zugleich leisten die Helfer Aufklärung ganz anderer Art. Krankheiten wie Ebola würden in den betroffenen Regionen oft als Hexenwerk angesehen, sagt Becker. Das erschwert es, die Menschen für Vorsichtsmaßnahmen zu sensibilisieren und zum Beispiel zu vermitteln, dass der in Westafrika übliche enge Kontakt zu einem Toten gefährlich sein kann, wenn dieser an Ebola gestorben ist.

© SZ vom 26.03.2014 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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