Dermatologie:Tintenkiller gesucht

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Die Entfernung von Tätowierungen kann ziemlich viel Arbeit bedeuten. (Foto: REUTERS)
  • Nach einem Beschluss des Kabinetts sollen ab 2019 nur noch Hautärzte und Schönheitschirurgen Tätowierungen entfernen dürfen.
  • Einige Politiker glauben jedoch, dass dies die Mediziner überlastet. Zu viele Menschen wollten ihre Hautverzierungen rasch wieder loswerden.

Von Veronika Wulf

Tattoos sind in Mode, das konnte man diesen Sommer wieder an Baggerseen und Beckenrändern beobachten. Der CDU-Politiker Alexander Krauß sah da aber noch mehr: "Der Besuch eines öffentlichen Bades führt jedermann vor Augen, dass die Zahl der Unzufriedenen in den kommenden Jahren deutlich wachsen dürfte", teilte der Bundestagsabgeordnete am Freitag mit. Wen er damit meinte, sind die Tätowierten. Und was er zu wissen meinte, ist, dass diese die Motive auf ihren Schultern und Schenkeln bereuen könnten.

Umfragen zufolge ist ein Viertel der Erwachsenen in Deutschland tätowiert. Jeder zehnte davon ist unzufrieden mit seinem Körperschmuck, gab der Gesundheitspolitiker Krauß an. Er schätzt, dass jährlich 1,2 Millionen Tätowierte die Tinte wieder tilgen lassen. Deshalb sei es nicht sinnvoll, dass ausschließlich Hautärzte Laserbehandlungen zur Tattoo-Entfernung ausführen dürfen, wie es eine Verordnung des Gesundheitsministeriums vorsieht. "Von heute auf morgen müssten wir dadurch die Zahl der Hautärzte um die Hälfte erhöhen", sagte Krauß. Oder jeder Hautarzt sei 22 Wochen im Jahr durchgängig mit Lasern beschäftigt. Deshalb fordert Krauß, dass alle Ärzte und Heilpraktiker Tattoos entfernen dürfen.

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:Pflichtberatungen für Tätowierungen

Die CDU-Bundestagsabgeordnete Gitta Connemann warnt vor den Risiken von Tattoos und fordert eine verpflichtende Beratung und Bedenkzeit - ähnlich wie bei Schwangerschaftsabbrüchen.

Anfang September hat das Bundeskabinett die von Bundesumweltministerin Svenja Schulze (SPD) vorgeschlagene "Verordnung zur Modernisierung des Strahlenschutzrechts" beschlossen. Sie sieht vor, dass von 2019 an nur noch Hautärzte und Schönheitschirurgen Tattoos, Pigmentflecken, Falten und Fettpölsterchen mit Lasern behandeln dürfen. Bisher konnte das jeder, der ein entsprechendes Gerät besitzt.

In einer repräsentativen Befragung fand das Bundesamt für Strahlenschutz (BfS) heraus, dass knapp ein Fünftel der Patienten, die mit starken Lichtquellen behandelt wurden, bleibende Nebenwirkungen wie Narben oder Pigmentveränderungen davontrugen. Und das, obwohl sich gut 80 Prozent eigenen Angaben zufolge in einer Arztpraxis behandeln ließen. Deshalb sei es dringend notwendig, rechtlich verbindlich zu regeln, dass professionelle Anbieter von Laseranwendungen eine fundierte Ausbildung erhalten, so das BfS. Hautärzte begrüßen die Verordnung zum Strahlenschutz. Durch falsche Anwendung und verzögerte Diagnostik entstünden dem Gesundheitswesen Jahr für Jahr "vermeidbare Behandlungskosten in geschätzt zweistelliger Millionenhöhe", schreiben dermatologische Fachverbände in einem Positionspapier.

Die Politik hat das Tattoo-Thema nicht erst jetzt für sich entdeckt. 2016 warnte der damalige Minister für Verbraucherschutz, Christian Schmidt (CSU), zusammen mit einem sehr tätowierten Tätowierer vor den Risiken. Anfang August forderte die CDU-Abgeordnete Gitta Connemann eine Pflichtberatung vor dem Stechen. Besonders zugeneigt scheinen die Politiker der Körperkunst nicht zu sein. Tätowierungen mögen in der Gesellschaft normal sein, in der Politik wohl nicht. Daran konnte auch der ehemalige Bundespräsident Christian Wulff nichts ändern, der zum viel beachteten Oberarm-Tattoo seiner Gattin staatsmännisch bemerkte: "Es ist cool."

© SZ vom 02.10.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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