Öffentliche Gesundheit:Cholera-Ausbrüche: Impfstoffproduktion muss hochgefahren werden

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Ein jemenitisches Mädchen wird gegen Cholera geimpft. (Foto: Mohammed Mohammed/dpa)

Millionen Menschen sind durch Cholera gefährdet, warnt die WHO. In vielen Regionen der Welt fehlt es an sauberem Wasser, Seife und Toiletten. Genügend Impfstoffe gibt es auch nicht.

Die Zahl der Cholerafälle ist weltweit so rasant gestiegen, dass eine schwere Mangellage bei Impfstoffen droht. Wie die Koordinierungsgruppe ICG am Mittwoch berichtete, haben Länder im vergangenen Jahr doppelt so viele Impfdosen beantragt, wie produziert wurden. Die ICG überwacht und verteilt die globalen Impfstoffvorräte. Dringend nötig seien Maßnahmen, um weitere Ausbrüche zu verhindern und die Produktion von Impfstoffen hochzufahren. Nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation WHO ist die südkoreanische Firma Eu-Biologics die einzige, die zurzeit Impfstoff gegen Cholera herstellt.

Im vergangenen Jahr wurden 36 Millionen Dosen produziert, aber mindestens 72 Millionen wurden von Ländern nachgefragt, wie die WHO berichtete. Zwischen 2021 und 2023 seien mehr Impfdosen nachgefragt worden als im gesamten Jahrzehnt davor zusammen. Die WHO ist Teil der Koordinierungsgruppe, wie unter anderem auch das UN-Kinderhilfswerk Unicef, die Hilfsorganisation Ärzte ohne Grenzen und die Föderation der Rotkreuz- und Rothalbmondgesellschaften.

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Von Berit Uhlmann

Die Cholerafälle häufen sich seit 2021. 2022 habe es mehr als doppelt so viele Fälle gegeben wie im Jahr davor, insgesamt 473 000, so die WHO. Vorläufige Daten für 2023 deuteten darauf hin, dass es mehr als 700 000 Fälle gab. Die akute Darminfektion überträgt sich durch Lebensmittel und Wasser, die mit Fäkalien kontaminiert sind, die das Bakterium Vibrio cholerae enthalten.

Zu Ausbrüchen kommt es, wenn die Hygieneverhältnisse schlecht sind. Das passiere oft nach Naturkatastrophen oder in Konfliktregionen, wenn viele Menschen aus ihrer Heimat vertrieben werden. Am schwersten betroffen sind die Demokratische Republik Kongo, Äthiopien, Haiti, Somalia, der Sudan, Syrien, Sambia und Simbabwe.

Die Koordinierungsgruppe hatte angesichts der hohen Nachfrage nach Impfstoff bereits im Oktober 2022 die Empfehlung ausgegeben, eine statt wie bis dahin üblich zwei Impfdosen zu verwenden. Das schützt mehr Menschen, hält aber nicht so lange vor. Deshalb dringt die Gruppe darauf, dass zum einen mehr in Abwassersysteme und die Versorgung mit sauberem Trinkwasser investiert wird. Zum anderen müssten neue Impfstoffe möglichst schnell genehmigt und in ausreichendem Maß und zu bezahlbaren Preisen auf den Markt gebracht werden.

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