Sparpläne:So lässt sich trotz Nullzins langfristig sparen

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Wer sein Geld im Sparschwein sammelt, hat die Hoffnung auf Renditen meist aufgegeben. Wer hingegen Sparpläne nutzt, kann die Chance darauf ausreizen. (Foto: iStockphoto)
  • Regelmäßiges Sparen in Investmentfonds über einen Sparplan wird in Deutschland derzeit immer beliebter.
  • Dabei wird jeden Monat automatisch ein bestimmter Betrag vom Konto des Anlegers in einen Fonds überwiesen.
  • Die Renditen sind mit einem Sparplan häufig höher als bei anderen Sparprodukten

Von Harald Freiberger

Robert Halver, Chefökonom des Wertpapierhauses Baader, nennt es "den Königsweg" der Altersvorsorge: das regelmäßige Einzahlen in einen Investmentfonds über einen Sparplan. Dabei fließt automatisch in der Regel jeden Monat ein bestimmter Betrag vom Konto des Anlegers in den Fonds, zum Beispiel 50 oder 100 Euro. In Zeiten des Nullzinses ist das sogar attraktiver geworden, weil Aktien-, Renten- oder Mischfonds langfristig noch Rendite versprechen - im Gegensatz zu Sparprodukten bei der Bank. Mit einem Fonds-Sparplan können Anleger von den höheren Renditechancen profitieren, die die Finanzmärkte bieten.

Der Vorteil

"Grundsätzlich eignet sich ein Sparplan gut für die langfristige Geldanlage", sagt Niels Nauhauser, Finanzexperte der Verbraucherzentrale Baden-Württemberg. Der Vorteil zum Beispiel gegenüber einer Kapital-Versicherung sei, dass nicht ein großer Teil des Ersparten für Verwaltungskosten draufgeht. Ein anderer Vorteil ist die Flexibilität: Die Sparrate lässt sich jederzeit ändern, wenn der Anleger etwa einmal knapp bei Kasse ist. Zur Not kann ein Fonds sogar schnell verkauft werden. Bei einem Aktienfonds-Sparplan gibt es zudem einen psychologischen Vorteil im Vergleich zur einmaligen Anlage: Der Ärger bei fallenden Kursen ist nicht so groß, wenn man in Raten spart.

Der Trend

Das regelmäßige Sparen in Investmentfonds hat in Deutschland zuletzt stark zugelegt. Ein großer Trend sind Sparpläne in Indexfonds (ETF), die einen bestimmten Markt abbilden - anders als normale Fonds, bei denen ein Fondsmanager die Auswahl der Wertpapiere trifft. Es gibt zum Beispiel ETF auf den Deutschen Aktienindex oder den weltweiten Aktienindex MSCI World. Bei einigen Fondshäusern haben sich die Investments in solche ETF-Sparpläne zuletzt verdoppelt.

Die Rendite

Anleihen und Aktien werfen - im Gegensatz zu normalen Sparprodukten - langfristig noch Rendite ab. Das zeigt eine Aufstellung des Fondsverbandes BVI für verschiedene Fonds-Gattungen. Wer in den vergangenen zehn Jahren monatlich 100 Euro in deutsche Aktienfonds einzahlte, hat aus 12 000 Euro inzwischen 15 340 Euro gemacht, was einer jährlichen Rendite von 4,8 Prozent entspricht. Mit weltweiten Aktienfonds sind es sogar 5,3 Prozent. Auch bei Euro-Rentenfonds waren drei bis vier Prozent jährliche Rendite drin. Dies bezieht sich jedoch auf die Vergangenheit, in Zukunft dürften Rentenfonds nicht mehr so gut abschneiden, da es auch für sichere Anleihen kaum mehr einen Zins gibt.

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Die Kosten

Sie sind unterschiedlich, je nachdem, in welche Produktgattung der Anleger investiert. Am günstigsten sind ETF, bei den meisten liegen die Gebühren pro Jahr unter 0,50 Prozent der Anlagesumme. Bei großen globalen Standardaktien sind es 0,20 bis 0,30 Prozent, bei europäischen Standardaktien 0,15 bis 0,25 Prozent. Von einem Fondsmanager verwaltete Fonds sind teurer: Sie verlangen bei Standardwerten 1,2 bis 1,4 Prozent Gebühren, bei Nebenwerten 1,4 bis 1,8 Prozent. Mehr sollten Anleger nicht zahlen. Bankberater bieten als Erstes oft hauseigene Fonds an, die meist teuer sind. Dagegen hilft nur die Frage nach Alternativen.

Verbraucherschützer Nauhauser gibt zu bedenken, dass besonders Misch- und Dachfonds hohe Gebühren verlangen; das sind Fonds, die sich aus mehreren Gattungen oder einzelnen Fonds zusammensetzen. "Bei manchen betragen die laufenden Kosten mehr als zwei Prozent im Jahr, das frisst einen Großteil der zusätzlichen Renditechancen auf, die zum Beispiel die Aktienmärkte bieten", sagt Nauhauser. Langfristig lässt sich auf den weltweiten Aktienmärkten eine durchschnittliche jährliche Rendite von rund vier Prozent verdienen, beim Deutschen Aktienindex sogar sieben Prozent.

Die Mischung

Aktienfonds sind stärker für Schwankungen anfällig als Rentenfonds, langfristig schlagen sie diese aber bei der Rendite, wenn man die Risiken breit streut. "Wer 20 oder 30 Jahre Zeit und das entsprechende Nervenkostüm hat, für den spricht nichts dagegen, auch 100 Prozent des verfügbaren Geldes in einem Aktienfondssparplan anzulegen", sagt Nauhauser.

Eine weniger schwankungsanfällige Verteilung wären 60 Prozent in Aktienfonds und 40 Prozent in Rentenfonds. Statt einen teuren Mischfonds zu kaufen, kann ein Anleger also auch in zwei Sparpläne einzahlen und damit selbst für die Mischung sorgen. Allerdings kann es dabei Probleme bei der Umsetzung geben, denn viele Fondsgesellschaften fordern bei Sparplänen einen monatlichen Mindestbetrag von 50 Euro. Andererseits gibt es auch inzwischen eine Reihe von Fonds, die einen Sparplan schon ab 25 Euro ermöglichen.

Die Werbung

Fondsgesellschaften bringen als Argument für Sparpläne oft den sogenannten Cost-Average-Effekt vor (Durchschnittskosteneffekt). Er besagt, dass man durch regelmäßiges Sparen eines festen Betrages in Aktien langfristig besser fährt, weil man bei niedrigen Kursen ja mehr Fondsanteile kauft. "Das ist vor allem ein Werbeargument der Fondsbrache", sagt Nauhauser. Wissenschaftlich lasse es sich nicht belegen. Ob es besser sei, regelmäßig einen bestimmten Betrag zu investieren oder eine bestimmte Anzahl von Fonds-Anteilen zu kaufen, könne man vorher nicht sagen, das ergebe sich erst im Nachhinein aus dem Kursverlauf. Was aber stimmt: Das regelmäßige, automatische Einzahlen fördert die Spardisziplin.

© SZ vom 17.10.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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