Skandal um Hypo Alpe Adria:Kärntner Klüngel

Lesezeit: 3 min

57 Prozent Rendite: Die Familie des einstigen österreichischen Finanzministers Karl-Heinz Grasser verdiente kräftig mit am fehlgeschlagenen Engagement der BayernLB bei der Hypo Alpe Adria.

Klaus Ott

Für die Milliarden, die Bayerns Landesbank bei der Hypo Alpe Adria in Österreich verloren hat, müssen die Bürger aufkommen. Die Steuerzahler tragen den Schaden, während private Investoren an dem fehlgeschlagenem Engagement der BayernLB bei der Kärntner Bank kräftig verdient haben.

Unter diesen Profiteuren befindet sich auch die Familie des ehemaligen Wiener Finanzministers Karl Heinz Grasser, eines skandalerprobten Politikers. Das belegen Unterlagen, die der Süddeutschen Zeitung und der österreichischen Zeitschrift News vorliegen. Erstmals ist damit ein früherer Spitzenpolitiker persönlich in den Bankenskandal verwickelt.

.

Besonders pikant ist zudem der Umstand, dass der aus Kärnten stammende Grasser ein Vertrauter des früheren (2008 verstorbenen) dortigen Landeshauptmanns Jörg Haider war.

Für politische Zwecke benutzt

Haider hatte die Hypo Alpe Adria oft auch für politischen Zwecke benutzt, um sich seinen Wählern als Wohltäter zu präsentieren. Jetzt ist von ganz anderen Wohltaten die Rede. Grassers Familie hat 500.000 Euro in die Hypo Alpe Adria investiert, und dafür nach der Übernahme der Kärntner Bank durch die BayernLB 783.000 Euro zurück bekommen.

Das ergibt eine Rendite von immerhin 56,6 Prozent. Wer als einfacher Kunde der Landesbank dort sein Geld anlegt, bekommt weniger Zinsen.

Grassers Familie war, wie viele andere vermögende Leute, um den Jahreswechsel 2006/2007 bei der Hypo Alpe Adria mit Stammsitz in Kärntens Hauptstadt Klagenfurt eingestiegen und beim Verkauf der Kärntner Bank an die BayernLB wieder mit Gewinn ausgestiegen.

Auf der Investorenliste finden sich viele Industrielle aus Deutschland und Österreich, darunter auch manche prominente Namen, beispielsweise ein Sohn des VW- und Porsche-Großaktionärs Ferdinand Piëch und die Familie Flick.

Abschied aus der Politik

In der Liste taucht auch eine Firma namens Ferint aus der Schweiz auf, und hinter der verbirgt sich die Familie Grasser. Als die Ferint Ende 2006 Anteile an der Hypo Alpe Adria zeichnete, war Grasser noch Finanzminister in Österreich.

Als später, nach dem lukrativen Verkauf dieser und anderer Anteile an die BayernLB, das eingesetzte Geld samt dem satten Gewinn zurückfloss, hatte sich der gelernte Betriebswirt bereits aus der Politik verabschiedet. Dass in der Investorenliste nur die Firma Ferint genannt ist, legt die Vermutung nahe, Grasser habe mit seiner Familie bei dem Geschäft nicht selbst in Erscheinung treten wollen

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema