Performance:Passive Stärke

Lesezeit: 3 min

Blick auf die Londoner Skyline: Fondsmanager wollen den Markt schlagen. Doch meistens gelingt dies nicht. Einige Anbieter wollen deshalb jetzt neue Preismodelle testen, bei denen nur noch im Erfolgsfall höhere Gebühren anfallen sollen. (Foto: Oli Scarff/Getty Images)

Indexprodukte erzielen oft bessere Ergebnisse als aktiv gemanagte Fonds. Und sie punkten mit vergleichsweise niedrigen Gebühren. Bei aktiven Fonds schmälern dagegen doppelt so hohe laufende Kosten die Rendite.

Von Norbert Hofmann

Wenn es läuft, dann läuft es. Unterstützt durch Abwrackprämien und Nachfrageschübe aus China hat sich die deutsche Automobilbranche in den letzten Jahren zumindest bis zum Abgas-Skandal prächtig entwickelt. Anleger, die über einen börsengehandelten Indexfonds (ETF) einfach in den Dax investieren, konnten davon bisher gut profitieren. Denn: Der Automobilsektor steht für die stärkste Branchengewichtung im Dax. Auch Anleger, die in diesem Jahrzehnt in den marktbreiten US-Index S&P 500 investiert haben, dürfen sich freuen. In diesem Index ist der IT-Sektor die stärkste Branche. Deshalb haben auch ETF auf den S&P 500 ein gutes Stück weit an der glänzenden Entwicklung von Apple & Co. teilgenommen. Die Beispiele zeigen: Auch ohne tiefe Analyse können Privatanleger mit börsengehandelten Indexfonds, die einen bestimmten Aktienmarkt nahezu spiegelbildlich abbilden, von wirtschaftlichen Trends profitieren. Ein ETF bietet gleichzeitig die Möglichkeit, Risiken zu streuen. Ein Papier auf den Dax etwa deckt 30 Einzeltitel ab. Ein Indexfonds auf den Stoxx Europe 600 oder den MSCI USA Index umfasst schon 600 börsennotierte Unternehmen. Hinzu kommt: Schon mit einigen wenigen ETF auf die wichtigsten Aktienmärkte lässt sich ein globales Portfolio mit noch breiterer Risikostreuung zusammenstellen.

Auch breit gestreute ETF müssen nicht viel kosten

All das muss nicht viel kosten. "ETF punkten mit vergleichsweise geringen Gebühren und bieten durch den laufenden Börsenhandel auch eine hohe Flexibilität", sagt Roger Bootz, Leiter öffentlicher Vertrieb für passive Produkte bei der Deutschen Asset Management. Bei einem MSCI-USA-ETF dieses Anbieters fällt in der Fondsabrechnung nur eine Pauschalgebühr von 0,07 Prozent pro Jahr an. Bei aktiv gemanagten Fonds dagegen belasten doppelt so hohe laufende Kosten die Rendite. Hinzu kommt bei diesen der Ausgabeaufschlag, während bei ETF lediglich die üblichen Gebühren für Wertpapierorders anfallen.

Anleger schätzen zudem, dass ETF oft die besseren Renditen bieten. Denn je nach Markt und Beobachtungszeitraum schafft es meistens nicht einmal die Hälfte der aktiven Fondsmanager, den mit ihrem Anlagefokus vergleichbaren Index zu schlagen. "In einem großen effizienten Markt wie den USA ist es schwierig, besser als zum Beispiel der S&P 500 Index abzuschneiden", nennt Bootz einen gewichtigen Grund. Er betont jedoch, dass es bei der Frage, ob aktiv oder passiv, immer auf die Ziele des Anlegers ankommt. Für Strategien, die eine Überrendite anstreben, könnten auch aktive Fondskonzepte geeignet sein.

Das bestätigt, wenn auch nur für einen relativ kurzen Beobachtungszeitraum, eine aktuelle Analyse der Rating Agentur Scope von 3000 aktiv gemangten Fonds. Demnach haben in der Vergleichsgruppe für Aktien Nordamerika im ersten Halbjahr 2017 zwar nur knapp 40 Prozent der Fonds den Index MSCI USA geschlagen. Bei den Aktien Deutschland sind es dagegen 87 Prozent und auf Jahressicht immerhin noch zwei Drittel. Die gewichtigsten Gründe für diesen Erfolg: Die Fondsmanager haben frühzeitig auf die Erfolgsbranchen Technologie und Konsum gesetzt sowie verstärkt in kleine und mittlere Börsenwerte investiert. Solche Schwerpunkte können ETF auf einem breiten Markt nicht setzen. Dennoch begnügen sich immer mehr Anleger mit der von ihnen gelieferten Performance. Weltweit beläuft sich das von börsengehandelten Indexprodukten verwaltete Vermögen auf mehr als vier Billionen Dollar. Das ist mehr als doppelt so viel wie vor fünf Jahren und dreimal so viel wie 2010. Im europäischen ETF-Markt steckten im August 585 Milliarden Euro, wobei allein in den ersten acht Monaten dieses Jahres netto 63 Milliarden neue Mittel zugeflossen sind. Das war schon wieder ein Fünftel mehr als im gleichen Zeitraum des bisherigen Rekordjahres 2016.

In Deutschland fließt gleichzeitig immer mehr Geld in ETF-Sparpläne. Und nicht zuletzt forciert die wachsende Zahl von Robo-Advisors, die - auf ETF-Basis und kategorisiert nach einer Handvoll Chancen-Risiko-Profilen - standardisierte Anlagestrategien anbieten, den Trend zu Indexprodukten. Genau nachrechnen lohnt sich allerdings auch da. "Robo-Advisory-Anbieter werben mit den niedrigen Kosten der ETF. Sie stellen aber für die Zusammenstellung des Portfolios nach Anlageklassen und die in gewissen Zeitabständen vorgenommene regelmäßige Anpassung zusätzlich noch einmal jährliche Gebühren in Rechnung", sagt Ali Masarwah von der Analyse-und Ratingagentur Morningstar.

Bei speziellen Strategien können aktive Fonds Vorteile haben

Wie fest sich Indexfonds tatsächlich schon am Markt etabliert haben, wird sich womöglich erst nach der nächsten größeren Korrektur an den Börsen erweisen. Denn ETF-Anleger nehmen an den Verlusten von Indizes in vollem Umfang teil. Aktive Fondsmanager können da etwa durch eine niedrigere Gewichtung des Aktienanteils gegenhalten und sich zudem gezielt für die nächste Aufwärtsbewegung positionieren. "Ein guter Vermögensverwalter zeichnet sich unter anderem durch antizyklisches Agieren aus. Aktive Fondsmanager nutzen Schwächephasen im Markt, um günstige Einstiegsgelegenheiten bei attraktiv bewerteten Aktien zu finden", sagt Manfred Schlumberger, Vorstand des Vermögensverwalters und Fondsanbieters StarCapital.

Auf lange Sicht gute Renditechancen haben vor allem aktive Fonds, die sich bei ihren Renditezielen nicht an der Kursentwicklung eines bestimmten Marktes, der sogenannten Benchmark, orientieren. "Langfristig vorn werden eher die aktiven Fondsmanager sein, die eine klare Strategie über einen längeren Horizont von zehn Jahren durchhalten", sagt Schlumberger. Dazu gehöre auch das Risiko, zwischenzeitlich einmal unter dem Marktdurchschnitt zu liegen.

Nicht zuletzt können aktive Fonds im Vorteil sein, wenn die Branchenfavoriten an den Börsen wechseln. Grundstoffaktien etwa sind nach einer langen Phase rückläufiger Rohstoffpreise in den weltweiten Börsenbarometern heute schwächer gewichtet als früher. Anleger von Indexfonds würden deshalb im Falle eines Aufschwungs dieses Sektors wenig von dessen Kursgewinnen profitieren. "In diesem Fall würden Indexfonds dem Markt hinterherlaufen, da der Grundstoffsektor erst bei höheren Kursen in den Indizes wieder stärker gewichtet ist", sagt Schlumberger. Ein Gutteil der Aufwärtsbewegung wäre dann aber schon gelaufen.

© SZ vom 02.11.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: