Panne bei Ratingagentur Standard & Poor's:Frankreich-Herabstufung beruht auf Computerfehler

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Die US-Ratingagentur Standard & Poor's hat einen technischen Fehler als Grund für die versehentliche Herabstufung Frankreichs genannt. Ein Computersystem habe Daten falsch interpretiert und daraufhin automatisch E-Mails verschickt.

Die versehentliche Bonitäts-Herabstufung Frankreichs war nach Angaben der US-Ratingagentur Standard & Poor's ein Computerfehler ohne jeden Bezug zur Bonität des Landes.

Standard & Poor's hat fälschlicherweise Frankreichs Kreditwürdigkeit herabgestuft - nach Angaben der Ratingagentur war ein Computersystem schuld. (Foto: dpa)

Wie Standard & Poor's mitteilte, hing das Problem mit einem Angebot des Unternehmens zur Bewertung der Risiken in den Bankensektoren einzelner Länder (BICRA) zusammen. Demnach wurden die Angaben zum französischen Bankensektor im Dezember 2010 zu Testzwecken auf die Hauptseite von Standard & Poor's geschaltet, die BICRA-Bewertungen anderer Staaten wurden dann aber nicht auf dieses Portal gestellt.

Als am Donnerstag eine neue BICRA-Bewertung veröffentlicht wurde, wurde für Frankreich automatisch "nicht verfügbar" angegeben. Das System interpretierte dies irrtümlich als Herabstufung der Kreditwürdigkeit des Landes, woraufhin eine entsprechende Nachricht an einige Abonnenten geschickt wurde. Es seien "umgehend" Schritte eingeleitet worden, damit sich ein solcher Fehler nicht noch einmal ereignen könne, erklärte Standard & Poor's. Die Agentur arbeite zudem mit den Behörden zusammen, die den Vorfall untersuchten.

EU-Kommissar Michel Barnier sprach am Freitag von einem "schwerwiegenden Vorfall" und drohte mit Sanktionen. Am kommenden Dienstag will der Binnenmarktkommissar neue Vorgaben für die seit der Finanzkrise 2008 in der Kritik stehenden US-Ratingagenturen vorstellen. Sie sehen unter anderem vor, ihnen vorübergehend die Veröffentlichung der Benotung von Euro-Krisenstaaten zu verbieten.

Die Falschmeldung, dass Frankreich die Bestnote "AAA" verliert, hatte in dem Land für Empörung gesorgt. Frankreichs Finanzminister François Baroin forderte eine Untersuchung der Vorgänge. Die französische Finanzmarktaufsicht AMF leitete Ermittlungen ein und nahm Kontakt zur Europäischen Wertpapier- und Marktaufsichtsbehörde (ESMA) auf.

Eine tatsächliche Herabstufung der Kreditwürdigkeit Frankreichs hätte nach Einschätzung von Finanzexperten Auswirkungen auf den Euro-Rettungsfonds EFSF, der dann wahrscheinlich höhere Zinsen zahlen müsste, um Krisenländer unterstützen zu können. Die Euro-Schuldenkrise würde sich dadurch verschärfen.

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