Hypo Alpe Adria: Geldwäsche-Verdacht:Lindwurm aus Klagenfurt

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War die Hypo Alpe Adria vor der Übernahme durch die BayernLB an unsauberen Geschäften beteiligt? Die Rede ist von Geldwäsche - und die Spur führt nach Kroatien.

Klaus Ott und Enver Robelli

Der Lindwurm, ein drachenartiges Sagenwesen, gilt in Kärnten als gieriges Ungeheuer. Es soll alten Erzählungen zufolge den Bauern die Schafe und Kühe weggefressen haben. Den Vorstand der Bayerischen Landesbank (BayernLB) kümmerte das freilich wenig, als er im Frühjahr 2007 den Kauf der Kärntner Finanzgruppe Hypo Alpe Adria vorbereitete und verwirklichte. "Projekt Lindwurm" hieß das Vorhaben intern. Wohl deshalb, weil der Drache das Wappentier von Kärntens Hauptstadt Klagenfurt ist, dem Sitz der Hypo Alpe Adria.

Bereits vor der Übernahme durch die BayernLB soll die Bank Hypo Alpe Adria in dubiose Geschäfte verwickelt gewesen sein. (Foto: Foto: ddp)

Hätte sich die Landesbank ihr Objekt der Begierde etwas genauer angeschaut, dann wäre vermutlich herausgekommen, dass auch die Klagenfurter Finanzgruppe eine Art Lindwurm war. Die Hypo Alpe Adria galt schon damals als Skandalbank - unter anderem wegen eines Vorgangs vom März 2007, als in der BayernLB gerade die heiße Phase der Übernahme anlief. Zu dieser Zeit hatte die Republik Kroatien ein Rechtshilfeersuchen nach Österreich geschickt. Die dortige Justiz solle dazu beitragen, einen Fall von mutmaßlicher Geldwäsche aufzuklären, in den die Hypo Alpe Adria verwickelt sei, baten die Kroaten.

Es ging um den kroatischen General und früheren Ministerialdirektor im Verteidigungsressort, Vladimir Zagorec. Der hatte angeblich via Liechtenstein und Kärnten ein Millionenvermögen beiseite geschafft. Anschließend soll der General hohe Kredite von der Hypo Alpe Adria bekommen haben, damit Immobiliengeschäfte in seiner Heimat gemacht und so das "aus Straftaten stammende Geld als legales Geld in das System zurückgeführt" haben. Schwere Vorwürfe. 2009 wurde Zagorec wegen Veruntreuung von Staatsvermögen in Zagreb zu sieben Jahren Haft verurteilt.

Die Spur führt nach Zagreb

Inzwischen häufen sich die Hinweise, dass die Landesbank die Hypo Alpe Adria nie hätte übernehmen dürfen, zum Beispiel wegen des Geldwäscheverdachts. Den hat die Hypo Alpe Adria damals zwar umgehend "auf das schärfste" zurückgewiesen. Doch am 25. Mai 2007, drei Tage nach Abschluss des Kaufvertrags der BayernLB für die Hypo Alpe Adria, legte die Österreichische Nationalbank einen mit Rügen nur so gespickten Prüfbericht vor. Neun "wesentliche Gesetzesverletzungen" listete die Nationalbank auf, darunter auch Verstöße gegen Vorschriften zur Bekämpfung der Geldwäsche. Der Bericht alarmierte auch die deutsche Bankenaufsichtsbehörde, die Bafin in Bonn.

Die Bafin hatte die Hypo Alpe Adria wegen der Übernahme durch die BayernLB ebenfalls unter die Lupe genommen und die "Thematik Geldwäsche als äußerst kritisch betrachtet", heißt es in Dokumenten des Landes Kärnten vom September 2007, die von der Münchner Staatsanwaltschaft beschlagnahmt wurden. Doch die BayernLB ließ sich davon nicht beirren und vollzog den Kauf der Kärntner Bank im Oktober 2007. Zwei Jahre später, kurz vor Weihnachten 2009, stieß die Landesbank die Hypo Alpe Adria mit Milliardenverlust wieder ab. Nun ermittelt die Münchner Staatsanwaltschaft wegen Veruntreuung von Vermögen der Landesbank.

Die Strafverfolger in Kroatien sind wegen des Geldwäsche-Verdachts noch immer aktiv. Sie untersuchen den Geldfluss, der über die Hypo Alpe Adria lief. Nach den Erkenntnissen der Staatsanwaltschaft in Zagreb soll der General Staatsvermögen für sich abgezweigt haben, das auch aus dem Verkauf von Staatswohnungen und aus Spenden von Exil-Kroaten während der Balkan-Kriege gestammt habe. Ein Teil des Geldes soll im vergangenen Jahrzehnt bei Firmen in Liechtenstein gelandet sein, die ein damaliges Vorstandsmitglied der Hypo Alpe Adria zusammen mit einem Verwandten gegründet habe.

"Dubiose Umstände"

Das Vermögen der Liechtensteiner Firmen soll zusammen mit Bankguthaben von General Zagorec in Österreich als Sicherheit für Kredite gedient haben, die er von der Hypo Alpe Adria bekommen habe, um in Zagreb und an der Adria Geschäftshäuser und Ferienwohnungen zu bauen. "Diese Projekte wurden von der Hypo Alpe Adria finanziert", heißt es im kroatischen Rechtshilfeersuchen an die österreichische Justiz. Mit der Kreditvergabe an Zagorec soll jenes Vorstandsmitglied befasst gewesen sein, das die Firmen in Liechtenstein gegründet habe.

Am Schluss soll ein Teil der von der Hypo Alpe Adria finanzierten Immobilien veräußert worden sein, der General habe somit über vermeintlich sauberes Geld verfügt. Diese Vorgehensweise führe zu dem Verdacht, "dass es sich um einen klassischen Fall von Geldwäsche handelt", notierten die kroatischen Ermittler schon im Jahr 2007. Und sie fügten hinzu, wegen dieser "dubiosen Umstände" habe das in den Fall verwickelte Vorstandsmitglied der Hypo Alpe Adria zurücktreten müssen.

Die Hypo Alpe Adria hatte für den Rücktritt allerdings ganz andere Gründe genannt, und sie beteuerte, "zu keinen Zeitpunkt in derartige Transaktionen" verwickelt gewesen zu sein. Die BayernLB äußert sich wegen der laufenden Ermittlungen nicht dazu.

© SZ vom 19.01.2009 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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