HRE und HSH:Damit die eigene Kasse stimmt

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HRE-Chef Wieandt sahnt eine halbe Million Euro extra ab, die marode HSH zahlt Mitarbeitern Halteprämien - ticken die Banker noch richtig?

Thomas Fromm

Der Chef der angeschlagenen Hypo Real Estate (HRE), Axel Wieandt, ist um seinen Job nicht zu beneiden. Eigentlich müsste ihn seine Arbeit sogar ziemlich frustrieren. Er steht einer Immobilienbank vor, die mit Hilfen von 100 Milliarden Euro gestützt werden muss, andernfalls wäre sie längst abgewickelt. Auch dass jetzt schon fest steht, dass die Bank auf Jahre hin keine Gewinne machen wird, dürfte den Manager nicht gerade zusätzlich motivieren. Ein Job für den Übergang also, nicht aber einer fürs Leben. Vor allem auch, weil Wieandts Jahresgehalt im Zuge der Verstaatlichung der HRE im Frühjahr auf 500.000 Euro gedeckelt wurde.

HRE-Chef Axel Wieandt erhält 500.000 Euro extra - und muss sich am Donnerstag vor den Aktionären verteidigen. (Foto: Foto: dpa)

Ob 500.000 Euro viel oder wenig sind, ist relativ. Laut Gesetz gilt diese Gehaltsobergrenze für Vorstandsmitglieder von Banken, die vom Bund eine Kapitalspritze erhalten. Für die meisten ist es wohl ein exorbitantes Gehalt, für einen Bankmanager wie Wieandt scheint es medioker zu sein. Daher bekam der HRE-Chef vor einigen Monaten eine Sonderzahlung von weiteren 500.000 Euro - als Ausgleich.

Doch in Zeiten, in denen die Steuerzahler auf weitere Kapitalspritzen in Milliardenhöhe für die Dauerbaustelle HRE vorbereitet werden, ist dies ein vermeidbarer Tritt ins Fettnäpfchen, der Wieandt unnötig schadet. Dabei ist die Logik der Zahlung nicht per se falsch: Wieandts ursprünglicher Vertrag vor dem Einstieg des Bundes war weitaus üppiger ausgestattet als der heutige und beinhaltete zusätzliche Pensionszahlungen in Millionenhöhe. Wieandt verzichtete im Zuge der Verstaatlichung auf all das, um seinen Vertrag umzustellen. Für den Bund und den Steuerzahler war es im Grunde ein gutes Geschäft, denn der Deal kam am Ende billiger, als es der alte Vertrag gewesen wäre.

Gegen die Einmalzahlung wäre also nichts einzuwenden - wäre die HRE nicht der Katastrophenfall Nummer eins in der deutschen Bankenlandschaft und müsste mit Milliarden Steuergeldern künstlich am Leben gehalten werden. Die HRE betont die Normalität des Vorgangs: Die Einmalzahlung sei als "Anerkennung für den Verzicht auf den alten Dienstvertrag" geflossen. Das klingt so, wie es gemeint ist: Jemand hat verzichtet, und wurde dafür kompensiert. In normalen Zeiten wäre das unproblematisch, würde möglicherweise sogar Anerkennung finden. Aber dies sind Zeiten, in denen nicht nur Wieandt verzichten muss. Viele müssen in diesen Monaten etwas aufgeben, ohne dafür kompensiert zu werden. Es wäre daher sensibler gewesen, den Vertrag ohne Geld umzustellen.

Dabei geht es nicht um eine halbe Million Euro. Es geht um Symbole. Der frühere Deutsche-Bank-Manager hätte die Zahlung verschieben können - auf bessere Zeiten. Darüber hinaus drängt sich die Frage auf: Was wäre passiert, wenn es den Ausgleich nicht gegeben hätte? Wäre der Chef gegangen? Wäre es zum Streit mit dem neuen Eigentümer gekommen? Die Diskussion muss geführt werden, unabhängig von der HRE und Wieandt.

Es gibt Banken, die sehen ihre Aufgabe inzwischen wieder darin, guten Mitarbeitern Prämien zu zahlen, um sie ans Unternehmen zu binden. Allen voran die HSH Nordbank, die ihren Topmanagern über 100000 Euro bietet, damit sie nicht wechseln. Vorexerziert hat dies HSH-Chef Dirk Jens Nonnenmacher, der eine Sonderzahlung von 2,9 Millionen Euro erhielt - um zu bleiben. Wohlgemerkt: Die Landesbank braucht 13 Milliarden Euro, um zu überleben. 13 Milliarden, zu denen unter anderem auch die Steuerzahler aus Hamburg und Schleswig-Holstein beitragen müssen.

Am Donnerstag ist übrigens wieder Hauptversammlung in München, und Hunderte von Kleinaktionären werden HRE-Chef Wieandt ihre Wut entgegenschleudern. Aktionäre, die zweimal draufzahlen: Einmal als Anteilseigner, die ihren Einsatz verloren haben. Und ein zweites Mal als Steuerzahler, die die Milliarden für die Rettung der maroden Bank aufbringen müssen. Und Wieandt, der hart arbeitende Sanierer, wird da stehen und sich für 500.000 Euro rechtfertigen müssen. Diesen Auftritt hätte er sich sparen können.

© SZ vom 13.08.2009 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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