Geldanlage:Dieser Stichtag kann Aktienbesitzer kalt erwischen

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Deutsche Börse in Frankfurt. (Foto: dpa)

Zum 24. September baut die Deutsche Börse ihre Aktienindizes um. Fondsbesitzer können am nächsten Morgen mit anderen Werten aufwachen. Was Sie jetzt wissen müssen.

Von Victor Gojdka, München

Egal ob Dax, MDax, SDax, oder TecDax: Zum 24. September baut die Börse ihre Indizes um. MDax und SDax vergrößern sich, der TecDax wandelt seine Gestalt.

Wer mit Indexfonds (ETFs) stur einen dieser Indizes nachzeichnet, kann über Nacht mit völlig anderen Werten im Depot aufwachen. Anleger in den vermeintlich langweiligen Nebenwerteindizes dürften auf einmal hippe Techtitel halten, Indexanleger im TecDax drohen von wenigen Werten erdrückt zu werden. "Und ETFs sind ja gerade als Sparpläne sehr beliebt", sagt Marc Tüngler von der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz. Was Anleger nun wissen müssen.

Die Dax-Familie: Die Börse möbelt ihre Indizes auf. Mit ihrem Umbau will die Börse Technologietiteln aus der Schmuddelecke helfen. Als sich der Neue Markt um die Jahrtausendwende aufblähte, da war das Geschäft mit dem Internet vor allem auf Hoffnungen gebaut. Inzwischen allerdings ist es keine Luftnummer mehr: Nur vier der 30 Titel im Technologieindex TecDax schrieben im vergangenen Jahr Verluste. Gleichsam sind Internet und Digitalisierung längst nicht mehr nur Themen für Nischenunternehmen, auch viele einst analoge Schlachtschiffe im Dax modernisieren ihre Geschäftsmodelle.

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Der auf den Trümmern des Neuen Marktes aufgebaute TecDax blieb in den Augen vieler Experten jedoch eine Fehlkonstruktion. Wer als Technologieschwergewicht wie der Softwarehersteller SAP aufgrund seiner schieren Größe im Leitindex Dax notiert, konnte bislang nicht gleichzeitig im TecDax gelistet sein. Der kuriose Effekt: Die größten Aushängeschilder der deutschen Techszene fanden sich bisher nicht im spezialisierten Branchenindex. Auch eine Doppelmitgliedschaft von Techfirmen in einem der Nebenwerteindizes SDax oder MDax war bislang ausgeschlossen.

Mit diesen Absurditäten will die Börse nun Schluss machen, Techunternehmen aus dem Dax sollen künftig parallel auch im TecDax gelistet sein. Kleinere und mittlere Technologieunternehmen bekommen ebenfalls eine doppelte Staatsbürgerschaft. Sie werden also sowohl Mitglied im TecDax, als auch im SDax oder MDax - je nach Größe. Damit die Neuankömmlinge nicht zu viele angestammte Titel verdrängen, erweitert die Börse den MDax von 50 auf 60 Titel, den SDax von 50 gar auf 70 Titel.

SDax und MDax: Künftig dürften Techunternehmen die Nebenwerteindizes SDax und MDax aufmischen, die zu Unrecht oft als langweilig gelten. In den SDax stoßen voraussichtlich 14 neue Techwerte, in den MDax 13. "Der neue SDax und MDax stehen dann jeweils auf breiteren Beinen", sagt Indexexperte Uwe Streich von der Landesbank Baden-Württemberg. Denn die Indizes umfassen künftig nicht nur schlicht mehr Werte, sondern auch mehr Branchen. Beschaulicher wird es dadurch allerdings nicht, vielmehr könnte es mit den Indizes wegen der volatileren Techfirmen stärker auf und ab gehen. In guten Zeiten dürften die Technologiefirmen dem Index Rückenwind geben, in schlechten Zeiten jedoch ziehen sich Investoren aus den als riskanter geltenden Techtiteln oft schneller zurück und könnten die neuen Indizes damit stärker belasten als die bisherigen Versionen. Weil viele Techunternehmen es bei der Dividende nicht gerade krachen lassen, dürfte außerdem die Dividendenrendite der Indizes sinken.

TecDax: Auch wenn die Börse Techtitel breitenfähig machen will, könnte sie mit der Reform ausgerechnet ihren Techindex in die Bedeutungslosigkeit schicken. Denn mit dem Softwaredienstleister SAP, der Telekom und dem Halbleiterhersteller Infineon werden wohl drei gewichtige Schlachtschiffe aus dem Dax in den TecDax einziehen, nur sie allein dürften künftig dreißig Prozent des Indexgewichts ausmachen. Für viele Privatanleger ist das ein zweischneidiges Schwert: Wer als Privatanleger über einen Indexfonds investiert, will meist in einen breiten Korb an Titeln investieren und sein Schicksal nicht an einige wenige Aktien hängen. "Sechs Werte werden aller Voraussicht nach die Hälfte des Index ausmachen", sagt LBBW-Mann Streich. Manche Anleger fürchten auch, dass Dax-Schwergewichte wie eine seit Jahren vor sich hindümpelnde Telekom ihnen Kurschancen nehmen könnten. Andererseits ist gerade die Telekom ein traditioneller Dividendenzahler, der die Dividendenrendite des Index nach oben treiben dürfte.

Dax: Halter von Dax-Indexfonds müssen sich die wenigsten Sorgen machen. Anders als bei den Brüdern und Schwestern des Dax verändert sich die grundsätzliche Konstruktion des Leitindex nicht. Zum 24. September findet wohl lediglich ein Spielerwechsel statt: Der Zahlungsdienstleister Wirecard dürfte die altehrwürdige Commerzbank ersetzen, weil der Bankenangreifer an der Börse inzwischen gewichtiger geworden ist. "Verbraucher, die einen Dax-ETF halten, bleiben nach wie vor in einer Vielzahl großer deutscher Unternehmen investiert", sagt Annabel Oelmann von der Verbraucherzentrale Bremen. Der Wechsel hat symbolische Natur, muss breit aufgestellte Anleger jedoch nicht schrecken.

© SZ vom 03.09.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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