Formel 1:Ringen um das Milliarden-Spektakel

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Es ist unklar, wie lange Bernie Ecclestone noch der Herrscher über die Formel 1 ist. Die Erben der Unternehmer-Familien Murdoch und Agnelli werben um die Rennserie. Nun hängt alles an einer Frage: Wie verhält sich der Eigentümer, der Finanzinvestor CVC?

Martin Hesse

Es gibt nichts, was Finanzinvestoren weniger mögen, als wenn auf eine ihrer Firmen ein Schatten fällt. Dann verliert die Beteiligung an Wert und lässt sich womöglich schlechter verkaufen. Dagegen mögen Firmenkäufer es gern, wenn öffentlich um ihre Schätze gebuhlt wird.

Bernie Ecclestone (rechts) im Gespräch mit Weltmeister Sebastian Vettel. (Foto: Bongarts/Getty Images)

Und so dürfte sich die Stimmung beim Finanzinvestor CVC mit Blick auf die Formel 1 in den vergangenen Tagen deutlich aufgehellt haben: Eben noch machte die Rennserie wegen des Schmiergeldverdachts gegen den früheren BayernLB-Manager Gerhard Gribkowsky negative Schlagzeilen; jetzt heißt es, die Finanzholding Exor und der Medienkonzern Murdoch prüften gemeinsam eine Übernahme der Formel 1. CVC genießt die Rolle des Umworbenen.

"Wir haben eine Interessensbekundung von Exor und Newscorp erhalten", sagte CVC-Partner Nicholas Clarry. James Murdoch, Sohn des Newscorp-Patriarchen Rupert Murdoch, habe erklärt, dass es sich um eine freundliche Annäherung handle. Die Überlegungen seien in einem sehr frühen Stadium. Murdoch habe auch anerkannt, "dass die Formel1 CVC gehört und derzeit nicht zum Verkauf steht", sagte Clarry, um gleich ein Hintertürchen zu öffnen: Man erkenne die Qualität von Exor und Newscorp als mögliche Investoren an. Sie müssten nun zeigen, dass ein Gebot im Interesse des Sports und aller an der Formel1 beteiligten Interessengruppen sei.

Daran gibt es Zweifel, weil sich hinter Murdochs möglichem Partner Exor der Agnelli-Clan verbirgt, angeführt von dem 35-jährigen Agnelli-Erben John Elkann. In der Holding hat die Familie ihre Beteiligungen gebündelt, unter anderem einen 30-Prozent-Anteil am Autokonzern Fiat, dem wiederum zu 90 Prozent der Formel-1-Rennstallbetreiber Ferrari gehört. Daher dürfte es bei anderen Rennställen Vorbehalte gegen Exor geben. Andererseits sind die Teams seit Jahren unzufrieden mit der Verteilung der Einnahmen zwischen ihnen und der von Bernie Ecclestone geführten Formel-1-Holding Topco, die den Rennzirkus vermarktet.

CVC gehören 63 Prozent der Topco. Die Briten hatten die Mehrheit 2005 von der BayernLB übernommen. Bei dem Verkauf soll Schmiergeld von Ecclestone an Ex-BayernLB-Vorstand Gribkowsky geflossen sein. Die Staatsanwaltschaft ermittelt.

CVC hat erklärt, kein Geld an Gribkowsky gezahlt zu haben, und lässt den Vorgang von der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft Ernst & Young sowie der Kanzlei Freshfields intern untersuchen. "Unsere Investoren haben Vertrauen, dass wir richtig auf die Vorwürfe reagiert haben", sagte CVC-Deutschlandchef Steve Koltes der Süddeutschen Zeitung.

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Es hatte in den vergangenen Wochen jedoch aus dem Kreis der Investoren auch kritische Stimmen gegeben. Die Geldgeber der Beteiligungsfirma wären daher wohl nicht unglücklich, wenn die Firma die Formel1 verkauft. Wirtschaftlich soll sich das Geschäft schon jetzt gelohnt haben. Konkreter sind die Verkaufspläne von CVC für einige deutsche Beteiligungen. "Wir prüfen für jede unserer Firmen, die reif für einen Verkauf sind, alle Optionen", sagte Koltes.

Im Herbst solle eine Entscheidung fallen, ob der Mischkonzern Evonik noch in diesem Jahr an die Börse geht. CVC hält 25 Prozent, der Rest liegt bei der RAG Stiftung. In den nächsten Tagen sollen Banken beauftragt werden, den Börsengang vorzubereiten. Erwartet wird, dass die Evonik-Eigentümer zunächst nur ein Viertel der Anteile abgeben, das könnte ein Volumen von fünf Milliarden Euro ergeben.

Schon 2010 hatte CVC versucht, den Druckfarbenspezialisten Flint an die Börse zu bringen, das Debüt jedoch abgesagt. In Finanzkreisen heißt es nun, CVC sondiere erneut die Trennung von Flint, diesmal gilt ein Verkauf an Wettbewerber oder Investoren statt eines Börsengangs als wahrscheinlich. Koltes wollte sich dazu nicht äußern.

Generell sieht der CVC-Manager die Beteiligungsbranche wieder auf dem Vormarsch. Übernahmen von bis zu fünf Milliarden Euro seien wieder möglich. Die Finanzierungsbedingungen seien zwar noch nicht wieder so wie vor der Krise, aber das werde sich ändern. "Am Ende werden Banken wieder zu viel Geld für Übernahmen zur Verfügung stellen."

In Deutschland sieht CVC derzeit nur wenige Deals, da die Unternehmen eher als Käufer denn als Verkäufer auftreten. "Fast jeder Investor der Welt hat im Moment Interesse an Deutschland, weil die Wirtschaft sehr stark ist", sagte Koltes.

© SZ vom 06.05.2011 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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