Finanzkrise: Euro-Bonds:Und wie viel kostet es nun?

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Wie teuer kommt es Deutschland, wenn Euro-Bonds aufgelegt werden? Angeblich zwischen zwei und 17 Milliarden Euro - aber Ökonomen zweifeln an den Zahlen.

H. Einecke und M. Zydra

Die Schuldenkrise im Euroraum bleibt vor dem Gipfeltreffen der Regierungschefs das wichtigste Thema. Zwei Vorschläge liegen auf dem Tisch. Erstens die Erweiterung des Rettungsschirms, der bislang 440 Milliarden Euro abdeckt. Nun gibt es den Vorschlag, der Rettungsfonds solle an den Finanzmärkten Anleihen der angeschlagenen Staaten aufkaufen und damit die Europäische Zentralbank von diesen umstrittenen Interventionen entlasten.

Wie viel würde Deutschland bei der Einführung der Euro-Bonds zahlen müssen? (Foto: dpa)

Zweitens steht immer noch die Idee einer gemeinsamen Euro-Anleihe im Raum. Die Euro-Zone würde als Ganzes Kredite für Griechenland, Portugal oder Irland aufnehmen - die Zinskosten für diese Staaten würden sinken. Was aber würde das Deutschland kosten, wenn es nicht mehr allein, sondern mit allen anderen Euroländern zusammen am Kapitalmarkt Geld aufnehmen würde?

Sicher scheint, dass dann für den deutschen Staat höhere Zinsen als jetzt fällig würden, ganz einfach weil die gesamtschuldnerische Haftung Deutschlands für die anderen Euro-Staaten die Bürde und damit das Kreditausfallrisiko Deutschlands erhöhen. Ein Bankanalyst rechnet vor, dass Deutschland bei einem um ein Prozent höheren Zinssatz Mehrkosten von zwei Milliarden Euro bei den circa 200 Milliarden Euro hätte, die es nächstes Jahr am Kapitalmarkt aufnehmen muss. Andere Banken rechnen mit Mehrkosten von neun Milliarden Euro.

Am teuersten wird es nach Schätzungen, die derzeit in Berlin kursieren. Demnach lägen die Zusatzkosten bei bis zu 17 Milliarden Euro. Allerdings bestreitet die Bundesregierung, der dieses Szenario zugeschrieben wird, diese Kalkulation. Bei dieser Rechnung wurde angenommen, dass der durchschnittliche Zinssatz, den Deutschland dann bezahlen muss, bei 3,3 Prozent liegt - gegenüber 1,7 Prozent.

Sind solche Schätzungen überhaupt aussagekräftig? "Je mehr Euro-Anleihen auf den Markt kommen, desto höher würde der Zins für Deutschland ausfallen", sagt Gernot Griebling, Anleiheexperte der Landesbank Baden-Württemberg. Doch niemand weiß, wie viele Euro-Bonds - so sie denn eingeführt werden - platziert würden. Auch deshalb halten einige Volkswirte diese Berechnungen für wenig seriös. Bei diesen Überlegungen gibt es einfach zu viele unbekannte Variablen.

So ist eine Zinsprognose grundsätzlich ein undankbares Geschäft - gerade in diesen Zeiten. Sollte ein Inflationsschub aus den USA, China oder von Rohstoffmärkten kommen, könnten die Zinsen schneller steigen als erwartet. Bekannt ist lediglich, wie hoch Deutschland verschuldet ist und wie viel Zinsen für diese Schulden derzeit bezahlt werden müssen. Im Schnitt sind es 1,73 Prozent auf den gesamten Schuldenstand von 1,1 Billionen Euro.

Mit dem Rechenschieber lässt sich auch der Schnitt aller umlaufenden Renditen der Euroländer ermitteln, eine Zahl von über drei Prozent. Also, folgern einige Experten, würden sich die Zinszahlungen der Deutschen künftig verdoppeln. Allerdings gibt es dabei viele Unsicherheiten. So weiß bislang niemand, ob alle oder nur ein Teil der Staatsanleihen künftig gemeinsam am Kapitalmarkt aufgenommen werden sollten.

Die Zinsen der Problemländer könnten weiter steigen

Selbst die Befürworter des Euro-Bonds wie der luxemburgische Premierminister Jean-Claude Juncker, halten höchstens 60 Prozent aller Staatsschulden für gemeinschaftsfähig. Den Rest müssten alle 16 Euroländer weiterhin für sich allein aufnehmen. Das hätte zur Folge, dass die Zinsen für Problemländer wie Griechenland, Irland, Portugal, Spanien oder Italien weiter steigen könnten, aber auch für diejenigen Länder, die mit ihnen über die gesamtschuldnerische Haftung bei Euro-Bond gemeinsame Sache machen - Deutschland, Frankreich, die Niederlande und Österreich müssten mehr bezahlen.

Andreas Rees, Volkswirt der Unicredit, hält die Frage der Zinszahlungen zudem für untergeordnet. Entscheidend sei einzige und allein die Haftung. Die Ausgabe von Euro-Anleihen werde die Zinssätze für portugiesische und spanische Staatsanleihen massiv in die Höhe treiben. Neu auf den Markt kommende Anleihen dieser Länder würden überhaupt nicht mehr gezeichnet. Diese Länder seien dann komplett auf gemeinsame Anleihen angewiesen.

Außer den deutschen und französischen Anleihen würden Investoren dann wohl nur noch gemeinsame Euro-Anleihen kaufen, was die Spannung am Markt der Staatsanleihen weiter verschärfen könnte. Die Kosten für die betroffenen Staaten würden weiter klettern, weil diese Spekulation deren Kreditzinsen noch mehr in die Höhe treiben.

© SZ vom 14.12.2010 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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