Finanzen kompakt:Der Umstrittene darf bleiben

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Der US-Senat gewährt US-Notenbankchef Ben Bernanke eine zweite Amtszeit. Außerdem: Die Deutsche Bahn fährt Richtung Börse. Das Wichtigste in Kürze.

Der Bankenausschuss des US-Senats hat die Bestätigung von Notenbankpräsident Ben Bernanke für eine zweite vierjährige Amtszeit empfohlen.

Wurde wegen seiner Rolle im Kampf gegen die Wirtschafts- und Finanzkrise teils heftig angefeindet: Fed-Chef Ben Bernanke. (Foto: Foto: Reuters)

Die Entscheidung fiel mit 16 gegen sieben Stimmen. Die Nein-Stimmen kamen von sechs republikanischen Ausschussmitgliedern und einem Senator der regierenden Demokraten. Es wird erwartet, dass das Senatsplenum der Ausschuss-Empfehlung folgt.

US-Präsident Barack Obama hat den 56-jährigen Bernanke für eine zweite Amtszeit nominiert. In der Öffentlichkeit wächst allerdings angesichts der Finanzmarktkrise die Unzufriedenheit mit der Arbeit der Notenbank. Viele US-Bürger sind empört über die Finanzspritzen für die angeschlagene Finanzwirtschaft und hohe Bonuszahlungen an Manager der mit Staatsgeldern gestützten Banken.

Bahn stellt Weichen für Börsengang 2014

Die Deutsche Bahn will bis 2014 börsenreif sein. Nach den Vorstellungen von Bahn-Chef Rüdiger Grube solle der Konzern dann eine Rendite auf das eingesetzte Kapital von 10 Prozent erreichen und damit die Schwelle zur Kapitalmarktfähigkeit überschreiten, berichtete das Manager Magazin unter Berufung auf die interne Mittelfristplanung des Unternehmens.

Grube erwarte von 2011 an eine deutliche Belebung des Geschäfts und spürbar höhere Renditen.

Die Bahn wollte sich am Donnerstag nicht öffentlich zu internen Papieren äußern. "Der DB-Vorstandsvorsitzende hat sich zum Thema Börsengang wiederholt und eindeutig geäußert, dem ist nichts hinzuzufügen", sagte ein Sprecher.

Grube hatte zuletzt davon gesprochen, dass ein Börsengang vor 2013 oder 2014 unrealistisch sei.

Für die erwartete Verbesserung der Ergebnisse sollen dem Magazinbericht zufolge in erster Linie höhere Erträge aus dem Infrastruktur-Bereich sorgen.

Der Mittelfristplanung zufolge würden die Sparten Schienennetz und Personenbahnhöfe von 2012 an zur größten Ertragssäule der Bahn aufsteigen und ein höheres Betriebsergebnis erreichen als der Nahverkehr oder die Logistiktöchter der Bahn.

So soll allein die Sparte Fahrweg ihr Betriebsergebnis nahezu verdoppeln, von 334 Millionen Euro im Jahr 2008 auf 662 Millionen Euro im Jahr 2014. Die hohen Gewinne im Netzbereich waren von Fachleuten wiederholt kritisch gesehen worden, da die Bahn hier staatliche Gelder von jährlich drei bis vier Milliarden Euro bezieht.

Studie: Zahl der Fonds-Anleger schrumpft

Die Finanzkrise hat die Zahl der Fonds-Anleger in Deutschland erstmals seit Jahren sinken lassen. Insgesamt hätten 15 Millionen Anleger in diesem Jahr Investmentfonds besessen, ergab eine Studie des Bundesverband Investment und Asset Management (BVI). Die Zahl der Fondsbesitzer sei damit erstmals seit 2003 rückläufig gewesen.

Sie liege jetzt wieder auf dem Niveau von 2005. Ein solcher Rückgang sei "in Zeiten der Finanzkrise nicht verwunderlich", sagte ein BVI-Sprecher.

Für die Studie stützte sich der BVI auf Daten des Marktforschungsinstituts GfK, das zweimal jährlich 20.000 Haushalten zu Finanzangelegenheiten befragt.

Kredite unter Vorzugsbedingungen: Sal.- Oppenheim-Eigentümer schulden sich selbst 600 Millionen Euro

Die Führungsmannschaft der angeschlagenen Privatbank Sal. Oppenheim hat sich selbst und ihren Familien großzügig Kredite zu Vorzugsbedingungen gewährt.

Die Ansprüche des Instituts beliefen sich nach dem Stand von Mitte Oktober gegenüber Bankchef Matthias Graf von Krockow und seiner Ehefrau, Aufsichtsratschef Georg Baron von Ullmann und seiner Frau, dem Nachlass der verstorbenen Karin Baronin von Ullmann sowie dem Gesellschafter Christopher von Oppenheim auf 680 Millionen Euro, berichtete das Manager Magazin vorab.

330 Millionen davon seien ohne Sicherheiten ausgezahlt worden, ein großer Teil werde mit lediglich 1,5 Prozent Zinsen pro Jahr verzinst.

Nach der Übernahme durch die Deutsche Bank werde mit dem Kaufpreis von einer Milliarde Euro, die Tilgung der Schulden erfolgen. Übrig blieben "höchstens" 300 Millionen Euro. Diese Summe teile sich aber auf etwa 40 Oppenheim-Gesellschafter auf. Deshalb werden die Bankeigner dem Bericht zufolge Schwierigkeiten haben, die privaten Kredite zurückzuzahlen.

Bank of America findet neuen Chef im eigenen Haus

Die Bank of America besetzt ihren vakanten Chefposten intern, nachdem die Suche nach einem externen Kandidaten erfolglos geblieben ist.

Zum Jahreswechsel übernimmt der bisherige Leiter des Privatkundengeschäfts, Brian Moynihan, die Führung des Finanzkonzerns, wie die Bank of America am mitteilte. Der 50-jährige Moynihan verantwortete bislang unter anderem die rund 6000 Filialen der Bank und das Geschäft mit kleineren Unternehmen.

Sein Vorgänger Kenneth Lewis hatte Ende September aufgrund der Milliarden-Verluste der Bank seinen Rückzug zum Jahresende angekündigt. Großaktionäre machten sich daraufhin für einen unbelasteten externen Manager stark. Allerdings waren die Gehälter der, von staatlichem Kapital gestützten Bank begrenzt.

Die Bank of America hatte sich zum Höhepunkt der Finanzkrise mit der Übernahme der Investmentbank Merrill Lynch verhoben. Dort taten sich im Laufe der Zeit immer neue Milliardenlöcher durch faule Wertpapiere auf. Vor allem deshalb stand der Bankchef Lewis unter heftiger Kritik.

Der Abschied wird ihm allerdings sehr versüßt: Der scheidende Chef, der die Bank seit 2001 leitete, erhält einem Zeitungsbericht zufolge ein Vergütungspaket von bis zu 120 Millionen Dollar (80 Mio Euro). Dafür muss er als erster Top-Banker an der Wall Street auf Druck der US-Regierung für 2009 auf sein Grundgehalt von 1,5 Millionen Dollar und einen Bonus verzichten.

EZB plant neue Zentrale 2014

Die EZB hat nach langem Hin und Her den Startschuss für das Milliardenprojekt einer neuen Zentrale gegeben. Die Bauarbeiten sollen im Frühjahr beginnen, wie der Rat der Europäischen Zentralbank (EZB) mitteilte.

Der Umzug von der Innenstadt in den Frankfurter Osten ist für 2014 geplant - zweieinhalb Jahre später als ursprünglich vorgesehen. Das Gebäude wird 48 Stockwerke haben.

Die EZB hatte die Pläne für den Neubau voriges Jahr überraschend auf Eis gelegt. Zur Begründung hieß es damals, es sei nicht gelungen, einen Generalunternehmer für den Neubau zu finden, der mit dem vorgesehenen Budget auskomme. Die Bauarbeiten für den Neubau sind nun in zwölf separate Pakete aufgeteilt worden.

Laut EZB stieß das Ausschreibungsverfahren auf erhebliches Marktinteresse: Es gingen über 400 Bewerbungen von großen und mittelständischen Bauunternehmen aus ganz Europa ein.

Die Verträge mit den Bauunternehmen sollen Anfang 2010 unterzeichnet werden. EZB-Präsident Jean-Claude Trichet sieht das Bauprojekt auch als große Chance für die Bankenmetropole Frankfurt: "Der EZB-Neubau wird zur Entwicklung des Frankfurter Ostends beitragen."

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