Dax verliert drastisch:Kurssturz an der Börse

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Die Anleger packt das Grausen: Die Angst vor einer neuerlichen Verschärfung der Krise lässt die Aktien steil abstürzen - der Dax fällt gar auf den tiefsten Stand seit zwei Jahren. Besonders schwer sind die Banktitel von dem Kurseinbruch betroffen. Doch es gibt auch einen Profiteur.

Markus Zydra

Das Gemütsphänomen ist nicht neu. Die Geldanleger haben es schon mehrfach gespürt in den letzten Monaten. Es legte sich immer wieder auf die Stimmung. Doch am Montag wurde das bedrohliche Gefühl noch einmal stärker. Es hatte sich am Freitag ausgebreitet, nachdem die USA schlechte Wirtschaftswerte gemeldet hatten, und setzte sich nun an der Börse fest: diese Angst vor der Rezession, vor dem Schrumpfen der ökonomischen Leistung.

Der Dax startet mit drastischen Verlusten in die Woche. (Foto: AP)

Der deutsche Aktienindex Dax rutschte zeitweise um fast sechs Prozent auf 5208 Punkte ab, und das nach all den Reduzierungen der vergangenen Tage. Es war der niedrigste Stand seit August 2009. Bis zum Handelsschluss erholte er sich nur leicht auf 5246 Punkte - das ist immer noch ein Minus von 5,3 Prozent. Vom "Zwei-Jahres-Tief" kündeten die Nachrichtenagenturen, und damals hatten die Staaten noch mit den unmittelbaren Auswirkungen der Finanzkrise gekämpft.

Für den Frust der Anleger, für die Macht der Ängste, sprach an diesem schwarzen Montag auch die Wertentwicklung der deutschen Bundesanleihe: Die Rendite fiel auf 1,83 Prozent. Die Investoren stürzten sich geradezu auf die Staatspapiere, als würde hier in diesem Durcheinander der Börsen noch letzte Sicherheit verhießen.

Der Rest der Welt mag pleitegehen - die Deutschen nicht, denken Geldanleger. Für Folker Hellmeyer, Chefanalyst der Bremer Landesbank, spielt der Markt "das Ende der Euro-Zone durch, weil die Politiker nicht mit einer Stimme sprechen". Investoren gingen davon aus, dass Deutschland im Ernstfall als letztes Land zusammenbricht. Aber auch das sei eine sehr kurzfristige Spekulation: "Wenn der Euro kippt, geht auch in Deutschland schnell das Licht aus."

Furcht vor einem "Double Dip"

So günstig jedenfalls konnte sich der deutsche Staat seit Jahrzehnten nicht am Finanzmarkt verschulden. Egal, dass die Deutschen inzwischen mit ihren hohen Schuldenquoten längst den selbst initiierten Maastricht-Vertrag verletzen, sie gelten im Vergleich zu anderen Schuldnern als potent.

Die Furcht vor einem "Double Dip "- einer zweiten Rezession nach 2008 - wurde in den letzten Tagen neu geschürt. Weltbank-Präsident Robert Zoellick beispielsweise hatte angesichts von Schuldenkrise und abflauender Konjunktur erklärt, es bestehe das Risiko, "in diesem Herbst in eine neue Gefahrenzone" zu rutschen.

IWF-Chefin Christine Lagarde wiederum warnte vor einem Rückfall in die Rezession. Deshalb müssten etwa wachstumsfördernde Maßnahmen ergriffen werden, "um eine drohende Abwärtsspirale abzuwenden", forderte die frühere französische Finanzministerin. Die Statements wirkten wie eine Bestätigung für die These von Jean-Claude Trichet, dem Chef der Europäischen Zentralbank, es handele sich um "die schwerste Krise seit dem Zweiten Weltkrieg".

Entsprechend negativ sind Marktpropheten eingestellt. "Angesichts der Verschlechterung des wirtschaftlichen und politischen Umfeldes ist es schwierig zu begründen, warum die Aktienmärkte deutlich über ihre Tiefs vom Sommer steigen sollten", meinen die Analysten der UBS. Der Dax 5000 gilt derzeit als Maß aller Dinge, und das ist bemerkenswert: Vor wenigen Monaten noch galt es als möglich, dass er über die alte Höchstmarke von 8100 Punkten klettern könnte.

Der europäische Bankenindex rutschte am Montag stark ab und notierte auf dem Niveau von März 2009. Aber auch Autoaktien oder die Maschinen- und Anlagenbauer erlebten ein Debakel. Sie gelten als "Zykliker": Mit schwindendem Wachstum leidet ihr Geschäft direkt.

Die Leitindizes anderer europäischer Staaten von Frankreich über Großbritannien bis zur Schweiz rutschten zwischen 3,5 und 4,5 Prozent ab. Zuvor hatten bereits die Börsen in Tokio und Shanghai um je zwei Prozent nachgegeben. Die US-Börsen blieben wegen des Labour Day geschlossen und konnten keine Impulse geben.

Die Rezessionsangst spiegelt sich auch an Rohstoffmärkten wider: Der Preis für ein Fass (159 Liter) der US-Rohölsorte WTI fiel, trotz möglicher Lieferengpässe wegen des Tropensturms Lee im Golf von Mexiko, um 2,9 Prozent auf 84,20 Dollar. Und die Anti-Krisen-Währung Gold übersprang kurzzeitig die Marke von 1900 Dollar je Feinunze. Das lag nur wenig unter dem alten Rekordhoch.

© SZ vom 06.09.2011 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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