BayernLB lässt Gribkowskys Vermögen pfänden:Häuser, Autos, Wein - alles weg

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Formel-1-Chef Ecclestone soll ihn mit 44 Millonen Dollar bestochen haben. Davon dürfte wenig für Gerhard Gribkowsky übrig bleiben, wenn er schuldig ist. Die BayernLB holt sich vor dem Prozess gegen ihren Ex-Vorstand sein Vermögen.

Klaus Ott

Bis vor einigen Monaten war Gerhard Gribkowsky, Ex-Vorstandsmitglied von Bayerns Landesbank, ein vermögender Mann. Er verfügte, größtenteils über eine von ihm gegründete Privatstiftung in Österreich mit Namen Sonnenschein, über gut gefüllte Konten bei diversen Kreditinstituten. Darunter bei der Deutschen und der Dresdner Bank, der Mercedes-Benz-Bank und der Sparkasse in Bremen. Gribkowskys Familie stammt aus dem Norden. Dazu kamen ein Aktiendepot, ein Grundstück im Münchner Vorort Grünwald, eine Wohnung in Bremen, ein großer Wohnblock in Berlin mit mehreren hundert Mietern, Autos, wertvolle Uhren und eine Wein-Sammlung.

Er investierte kräftig in Immobilien, Autos, Uhren. Ob Gerhard Gribkowsky die Millionen für sein süßes Leben zu Recht erhielt, muss ein Gericht klären (Foto: dpa)

Der gelernte Jurist, der sich bei der BayernLB für 500.000 Euro Jahresgehalt um die Geschäfte anderer in Milliardenhöhe gekümmert hatte, war nebenbei selbst reich geworden. Trotz seiner erst 53 Jahre und trotz seines Ausscheidens aus dem Vorstand der Landesbank vor einigen Jahren hatte Gribkowsky eigentlich längst ausgesorgt.

Nun ist das schöne Vermögen erst einmal weg. Alles gepfändet von der BayernLB, die glaubt, sie sei von ihrem ehemaligen Vorstandsmitglied hintergangen worden. Ein Anfang Mai 2011 ergangenes Urteil des Münchner Landgerichts gegen Gribkowsky ist jetzt rechtskräftig geworden. Der frühere Risikochef der Landesbank hat seinen Einspruch gegen die Pfändung nach Angaben der BayernLB zurückgezogen. "Wir haben unsere Ansprüche geltend gemacht und Vermögenswerte gesichert", sagt ein Bank-Sprecher. Womöglich will sich Gribkowsky, der wegen Verdachts auf Bestechlichkeit, Steuerhinterziehung und Veruntreuung von Vermögen der Landesbank in Untersuchungshaft sitzt, auf seinen in einer Woche beginnenden Strafprozess konzentrieren. Dann will das Landgericht München drei Monate lang klären, ob der Reichtum des Ex-Managers auf Schmiergeldzahlungen beruht. Bernie Ecclestone, der Chef der Formel 1, soll den Münchner Banker bestochen haben.

Das Urteil vom Mai ist in dieser Hinsicht sehr aufschlussreich. Fast 44 Millionen Dollar haben Ecclestone und eine Stiftung seiner Ex-Frau und seiner Töchter vor Jahren heimlich an Gribkowsky transferiert, via Mauritius und Karibik. Umgerechnet 31,5 Millionen Euro sind das, und bis zu dieser Höhe hat die BayernLB nun Zugriff auf das Vermögen Gribkowskys und dessen Stiftung Sonnenschein. Der Stiftung wiederum gehören mehrere Firmen, darunter eine Immobiliengesellschaft, die im Viertel Prenzlauer Berg im Osten der Hauptstadt einen großen Wohnblock besitzt. Alles ist nun arrestiert, zugunsten der Landesbank, vertreten durch Bayerns Finanzminister Georg Fahrenschon, wie es im nunmehr gültigen Urteil des Landgerichts heißt.

Die Landesbank, die dem Freistaat Bayern gehört, war nach der Pleite des inzwischen verstorbenen Medienunternehmers Leo Kirch plötzlich Hauptinhaber der damals von Kirch mitbetriebenen Formel 1 geworden. Die Rennserie war ein Pfand für einen Milliardenkredit Kirchs. Wenige Jahre später stieß die BayernLB die Formel 1 wieder ab. Um die Rennserie und deren Verkauf kümmerte sich Gribkowsky, der dabei viel mit Ecclestone zu tun hatte. Als Gegenleistung für dessen Millionen soll der Münchner Banker den Verkaufsprozess zu Gunsten Ecclestones statt im Sinne der Landesbank gesteuert haben. Korruption, so der Verdacht. Gribkowsky und Ecclestone bestreiten alle Vorwürfe.

Was das Landgericht im Pfändungs-Verfahren dazu feststellte, könnte auch für den Strafprozess bedeutsam sein. Gribkowsky hatte eine Beraterfirma, die einen Großteil der Ecclestone-Millionen kassierte, just an jenem Tag gegründet, an dem der Vertrag für den Verkauf der Formel-1-Anteile der Landesbank an den Ecclestone nahestehenden Finanzinvestor CVC geschlossen wurde. Der erste Geldfluss von Ecclestone an Gribkowsky folgte bald. Ein Zusammenhang zwischen dem Verkauf der Formel-1-Anteile der BayernLB und den Zahlungen von Ecclestone an Gribkowsky dränge sich "förmlich auf", notierte das Landgericht im Pfändungs-Urteil. Den Einwand Gribkowskys, die 44 Millionen Dollar seien legale Honorare für Beraterdienste für Ecclestone gewesen, wies das Gericht zurück: "Worin diese Beratungsleistungen bestanden, wird nicht offenbart".

Diese Erkenntnisse sind für den Strafprozess nicht bindend. Dort wird alles neu aufgerollt. Aber das jetzt rechtskräftige Pfändungs-Urteil macht das Leben für Gribkowsky nicht leichter.

© SZ vom 17.10.2011 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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