BayernLB: Kemmer unter Verdacht:Jetzt auch noch der Ex-Chef

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Der ehemalige Chef hat Ärger mit der Justiz: Die Staatsanwaltschaft ermittelt gegen den früheren Chef der BayernLB, Michael Kemmer. Der Vorwurf: Veruntreuung von Vermögen.

Klaus Ott

Als Michael Kemmer vor gut einem Monat als Vorstandschef der Bayerischen Landesbank (BayernLB) zurücktreten musste, verabschiedete er sich mit herzlichen Worten von der Belegschaft. Ihm werde "für immer unvergesslich" bleiben, wie die Beschäftigten im Oktober 2008 für seinen Verbleib an der Spitze des staatlichen Finanzinstituts demonstriert hatten, als Ministerpräsident Horst Seehofer den Bankchef schon damals hatte loswerden wollen. Die 21 Monate als Vorstandsvorsitzender seien sehr anstrengend und herausfordernd gewesen, aber sie "waren die beste Zeit in meinem bisherigen Berufsleben".

Die BayernLB hat sich mit der Hypo Alpe Adria massiv verspekuliert. (Foto: Foto: dpa)

An die Zeit davor, als er schon dem Vorstand angehörte, aber noch nicht Bankchef war, dürfte sich Kemmer derzeit eher ungern erinnern. In diese Phase fiel die Übernahme der österreichischen Finanzgruppe Hypo Alpe Adria, die zu Milliardenverlusten geführt hat. Nach Informationen der Süddeutschen Zeitung hat die Münchner Staatsanwaltschaft jetzt ihre Ermittlungen in dieser Causa auf Kemmer und weitere ehemalige Vorstandsmitglieder ausgedehnt. Kemmer steht ebenso wie sein Vorgänger Werner Schmidt unter Verdacht, durch den Kauf der Hypo Alpe Adria Bankvermögen veruntreut zu haben.

Gegen Schmidt wird seit Monaten ermittelt, er bestreitet die Vorwürfe. Nun hat die Staatsanwaltschaft weitere der seinerzeitigen acht Vorstandsmitglieder als Beschuldigte in die Akten eingetragen, unter ihnen Kemmer, und diese Manager darüber informiert. Die Staatsanwaltschaft wollte sich dazu auf Anfrage ebenso wenig äußern wie Kemmer und dessen Anwalt. Die Staatsanwaltschaft hat ihre Ermittlungen nach SZ-Informationen allerdings nicht auf alle ehemaligen Vorstandsmitglieder ausgeweitet. Für Kemmer gilt ebenso wie für andere Beschuldige während laufender Verfahren die Unschuldsvermutung.

Etliche Zeugen befragt

Die Strafverfolger haben die Untersuchungen in den vergangenen Wochen stark vorangetrieben und zahlreiche Zeugen befragt, vor allem aus der Bank selbst. Bei den Vernehmungen sowie der Auswertung der beschlagnahmten Akten und Computerdateien haben sich viele neue Hinweise ergeben. Als der Kauf der Hypo Alpe Adria im Frühjahr 2007 anstand, sollen Teile des Bankvorstandes intern gewarnt worden sein. Ein für die Risikokontrolle zuständiger Manager soll darauf hingewiesen haben, dass es Probleme gebe, die Hypo Alpe Adria in kurzer Zeit ausreichend zu prüfen.

Im Vorstand habe es aber geheißen, an der kurzen Zeitspanne sei nicht zu rütteln. Die Verkäufer, unter ihnen das Land Kärnten, hätten der BayernLB nur eine stark begrenzte Frist für exklusive Verhandlungen eingeräumt. Nutze man diese Phase nicht, werde es anschließend eine Ausschreibung mit womöglich zahlreichen Mitbietern geben. Das könne den Preis für die Hypo Alpe Adria in die Höhe treiben, sei im Vorstand entgegnet worden. Die Staatsanwaltschaft geht dem Verdacht nach, dass die BayernLB rund 400 Millionen Euro zu viel für die Kärntner Bank gezahlt hat.

Kemmer hatte Ende 2009 wegen des Desasters mit der Hypo Alpe Adria als Vorstandschef gehen müssen, war aber wohl schon vorher in Ungnade gefallen. Unter seiner Regie hatte die BayernLB noch einmal eine Milliarde Euro in die Hypo Alpe Adria stecken wollen. Anschließend teilte Kemmers Vorstandskollege Stefan Ermisch den Österreichern jedoch mit, die BayernLB stelle keine Mittel mehr bereit. Die Landesbank zahlte trotzdem noch, aber weniger, als zuerst unter Kemmer in Aussicht gestellt. Kemmer ging, Ermisch wurde neuer Chef. Kemmer schrieb der Belegschaft, sein Rücktritt sei "unvermeidlich" gewesen.

© SZ vom 20.01.2010 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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