Bilanz für 2023:Bahn blickt auf turbulentes Jahr zurück und gibt Ausblick

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Das vergangene Jahr war für die Bahn und ihre Kundinnen und Kunden vor allem von der hohen Unpünktlichkeit geprägt. (Foto: Julian Stratenschulte/dpa)

Schwierige Tarifrunden, unzählige Verspätungen und finanzielle Unwägbarkeiten: Es war ein wildes Jahr für die Deutsche Bahn und ihre Fahrgäste. Ruhiger wird es rund um den bundeseigenen Konzern nicht.

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Berlin (dpa) - Die Deutsche Bahn legt heute ihre Bilanz für das vergangene Geschäftsjahr vor und gibt einen Ausblick auf die anstehenden Projekte für 2024 und die Jahre danach.

Dabei zeichnet sich bei einem besonders belastenden Thema vor allem für die Fahrgäste eine Lösung ab: Seit einigen Tagen verhandeln die Bahn und die Gewerkschaft Deutscher Lokomotivführer (GDL) wieder im seit Monaten laufenden Tarifstreit.

Sechs Arbeitskämpfe führten seit November zu erheblichen Einschränkungen im Schienenverkehr. Vor einigen Tagen äußerten sich die Tarifparteien zuversichtlich, dass sie bald eine Einigung erzielen könnten.

Viele Verspätungen

Neben den Tarifrunden mit der GDL und der größeren Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft (EVG) war das vergangene Jahr für die Bahn und ihre Kundinnen und Kunden vor allem von der hohen Unpünktlichkeit geprägt. Nahezu jeder dritte Fernzug war mit einer Verspätung von mindestens sechs Minuten unterwegs. Grund dafür ist die überlastete und an vielen Stellen sanierungsbedürftige Infrastruktur, die mit der stark gewachsenen Nachfrage auf der Schiene in den vergangenen Jahren nicht mehr mithalten kann. 

Mit der Ankündigung, in den kommenden Jahren rund 40 Milliarden Euro in die Ertüchtigung des Netzes zu stecken, hatte die Bundesregierung im vergangenen Jahr für Aufbruchstimmung gesorgt. Die Bahn kündigte an, mit dem Geld Dutzende viel befahrene Korridore grundlegend zu sanieren und damit in den nächsten Jahren wieder für mehr Zuverlässigkeit zu sorgen. Das Haushaltsurteil des Bundesverfassungsgerichts im Herbst verpasste der Euphorie einen herben Dämpfer. Der Bund ruderte zurück. Bis 2027 sollen nun noch rund 30 Milliarden Euro fließen.

Weitere Herausforderungen

Verglichen mit den Investitionssummen aus den Jahren davor ist das noch immer viel Geld. Doch die Bahn schätzt den Investitionsbedarf für diesen Zeitraum mit rund 45 Milliarden Euro deutlich höher ein. Zuletzt ist eine Diskussion darüber entbrannt, den Neu- und Ausbau von Strecken zugunsten der Sanierung zurückzustellen.

Und es gibt weitere Herausforderungen: Die Güterverkehrssparte steckt in der Krise. DB-Cargo-Chefin Sigrid Nikutta will das Unternehmen neu aufstellen und hat sich dabei mit Betriebsräten und der Gewerkschaft EVG überworfen. Weiterhin sucht die Bahn einen Käufer für die Logistiktochter DB Schenker. Das Unternehmen musste nach Jahren des Aufwinds zuletzt deutliche Gewinneinbußen hinnehmen. Diese dürften sich auch auf die Bilanz des Gesamtkonzerns auswirken. 

Der Verbraucherzentrale Bundesverband (vzbv) stellte dem Konzern mit Blick für das vergangene Jahr ein ungenügendes Zeugnis aus. „Der aktuelle Geschäftsbericht der Deutschen Bahn zeigt ein Unternehmen in Schieflage“, teilte Verbandschefin Ramona Pop mit. Unpünktliche Züge, komplizierte, oft nur digitale Angebote und ein schlechter Kundenservice – für viele Fahrgäste im öffentlichen Verkehr seien das alltägliche Erlebnisse. „Damit die Deutsche Bahn zukunftsfähig wird, müssen Kundenbedürfnisse endlich stärker berücksichtigt werden“, hieß es.

© dpa-infocom, dpa:240321-99-410907/2

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