Denkmäler - Bad Freienwalde (Oder):Ministerin: Denkmalschutz ist größte Bürgerbewegung im Land

Direkt aus dem dpa-Newskanal

Potsdam (dpa/bb) - Der Denkmalschutz ist aus Sicht von Brandenburgs Kulturministerin Manja Schüle (SPD) die größte Bürgerbewegung in der Mark: "Überall in unserem Land setzen sich Vereine, Förderkreise und Privatpersonen mit Leidenschaft, Beharrlichkeit und Kreativität für den Erhalt historischer Bausubstanz ein", sagte Schüle am Donnerstag in Bad Freienwalde (Märkisch-Oderland). "Der Denkmalschutz mobilisiert so viele Menschen wie keine andere Bürgerbewegung im Land."

Die neue Nutzung sanierter Denkmale sei oftmals auch eine Voraussetzung für die Entwicklung einer demokratischen Gesellschaft, betonte Schüle. "Menschen brauchen Orte, an denen sie zusammen kommen können." Dies gelte für Treffpunkte in den Wohnorten oder für kulturelle und sportliche Aktivitäten. "Die Vereinzelung ist der größte Feind einer solidarischen Gesellschaft", warnte sie. Ohne Treffpunkte drohe eine Hinwendung der Menschen allein in digitale Medien mit negativen Folgen.

Schüle besuchte am Donnerstag gemeinsam mit Infrastrukturminister Guido Beermann (CDU) den sanierten historischen Stadtkern und denkmalgeschützte Gebäude in Bad Freienwalde. Dabei überreichte sie den dritten Fördermittelbescheid in Höhe von jeweils 50.000 Euro für die Sanierung des Kossätenhauses (Kossäten: Kleinbauern) im Ortsteil Altranft und einen Bescheid über 21.000 Euro für den Uhrenturm von Gut Sonnenburg. Dieses Projekt war bereits im ersten Bauabschnitt mit 37.500 Euro gefördert worden.

In den historischen Stadtkernen vieler Brandenburger Städte sei es gelungen, das baukulturelle Erbe zu bewahren und mit neuen Nutzungsmöglichkeiten zu beleben, sagte Beermann. "Im Sanierungsgebiet "Altstadtkern" von Bad Freienwalde lässt sich erleben, wie stark Denkmale den öffentlichen Raum und das Stadtbild prägen, die Aufenthaltsqualität, die Lebendigkeit und die Identität - kurz das Funktionieren - einer Innenstadt mitbestimmen."

Beermann präsentierte unter anderem den ehemaligen Milchladen am Marktplatz, in dem die Stephanus-Stiftung einen Treffpunkt für Bürger betreibt, die Unterstützung suchen. Es sei eine entscheidende Herausforderung bei der städtebaulichen Sanierung, eine neue zeitgemäße Nutzung zu finden und zu ermöglichen, erklärte der Minister. Ein Abriss des früheren Milchladens aus der Zeit um 1860 und ein Neubau wäre keine Alternative gewesen, betonte Beerbaum "Der Erhalt der historischen Bausubstanz wirkt auch identitätsstiftend für die Bürger." Der Milchladen war noch bis 1992 in Betrieb.

Dies bestätigte auch Bürgermeister Ralf Lehmann (CDU). "Viele Bürger kannten noch die frühere Milchverkäuferin, das war die freundlichste Verkäuferin der Stadt", meinte er. Saniert wurde unter anderem auch die Alte Kirche St. Georg, die inzwischen als Konzerthalle dient und auch Platz für Kunstausstellungen und andere Kulturveranstaltungen bietet.

Bad Freienwalde ist eine von 31 Mitgliedsstädten der Arbeitsgemeinschaft Städte mit historischen Stadtkernen Brandenburg und wird bereits seit 1991 von Bund und Land mit bislang knapp 45 Millionen Euro Fördermitteln bei der Sanierung der historischen Bausubstanz unterstützt. Nach Angaben von Lehmann floss etwa die Hälfte der Fördermittel in die Sanierung der Pflasterstraßen und etwa ein Drittel in die Gebäudesanierung. Hinzu kommen Kosten für Planungen und andere Maßnahmen.

Nach Angaben von Lehmann hat die Stadt an der polnischen Grenze seit der Wende etwa ein Viertel seiner Einwohner verloren. Seit einigen Jahren habe sich die Einwohnerzahl aber bei etwa 12 500 stabilisiert. "Dies verdanken wir vor allem Zugezogenen aus Berlin, für die unsere Stadt inzwischen auch sehr attraktiv ist", sagte er. Allerdings könnten die Bahnverbindungen in die Bundeshauptstadt noch verbessert werden, meinte Lehmann.

Das Kulturministerium unterstützt nach eigenen Angaben die Sanierung von Denkmalen im Land in diesem Jahr mit rund 12 Millionen Euro. Rund fünf Millionen Euro flössen für den Erhalt von Bausubstanz an verschiedene Stiftungen. Knapp vier Millionen Euro stünden für die Sanierung von sakralen Gebäuden und jüdischen Friedhöfen bereit. Mit weiteren gut drei Millionen Euro würden Denkmalförderprogramme unterstützt.

© dpa-infocom, dpa:220811-99-350411/4

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: