Streit um App Store von Amazon:Apple feiert lieber

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Zukunft des App-Designs? Apple-Präsentation Anfang Juni (Foto: Stephen Lam/Reuters)

Darf Amazon auch einen App Store betreiben? Eigentlich wollte Apple diesen Namensstreit von einem Gericht klären lassen. Doch jetzt zieht das Unternehmen die Klage zurück - pünktlich zum fünften Geburtstag des digitalen Softwareladens.

Von Pascal Paukner

90 Zentimeter ist es hoch. 60 Zentimeter ist es breit. Die Farbe: weitgehend weiß. Apples neuste Attraktion ist, da sind sich ausnahmsweise alle einig, ziemlich unspektakulär. Zum fünften Geburtstag seines digitalen Einkaufslands namens App Store hat das Unternehmen aus Cupertino Poster drucken lassen. Darauf zu sehen ist eine Chronologie des Erfolges. Fünf Jahre App Store, das sind fünf Jahre Erfolgsgeschichte. Das ist die Nachricht, die Apples Marketing-Abteilung anlässlich des Jubiläums versendet. Und nicht nur sie.

Auch die Juristen bei Apple geben in diesen Tagen vor, vom eigenen Produkt ganz und gar überzeugt zu sein. Einen seit Jahren bestehenden Rechtsstreit mit Amazon hat Apple nun aufgegeben. Apple hatte Amazon im März 2011 verklagt, nachdem der Konkurrent einen eigenen App Store für Programme auf Smartphones und Tablets gestartet hatte. Cupertino machte seine Namensrechte geltend und warf dem Konkurrenten irreführende Werbung vor. Es bestehe Verwechslungsgefahr, da Kunden denken könnten, Amazons App Store sei von Apple gesponsert oder anerkannt, teilte das Unternehmen damals mit. Ein Eindruck, den Apple auf alle Fälle vermeiden wollte. Amazons Download-Service basiert auf dem Erzfeind: dem Google-Betriebssystem Android.

Jetzt, mehr als zwei Jahre später, sieht Apple die Konkurrenz offenbar gelassener und feiert sich: "Wir sehen keinen Grund mehr, dem Fall nachzugehen", sagte ein Sprecher. Die Nutzer hätten die Angelegenheit längst entschieden. "Sie wissen, wo sie ihre liebsten Apps herunterladen können", hieß es weiter. Was letztlich den Ausschlag für den Friedensschluss gab und ob es Bedingungen gibt, ging aus den Gerichtsunterlagen allerdings nicht hervor. Ganz so generös, wie es klingen mag, war das Verhalten Apples freilich nicht. Im März hatte ein Bundesrichter den beiden Firmen dazu geraten, sich außergerichtlich zu einigen.

Irreführende Werbung sieht das Gericht nicht

Da es nun weder einen offiziellen Vergleich noch einen Richterspruch gibt, versuchen beide Unternehmen sich als Sieger darzustellen. Apple alleine habe beschlossen, den Fall aufzugeben, ließ Amazon mitteilen. Man sei über die Entscheidung "befriedigt". Tatsächlich ist es schwer vorstellbar, dass Apple den Fall aufgegeben hätte, wenn realistische Chancen auf Erfolg bestanden hätten. Bereits im Januar hatte der zuständige Richter den Teil der Klage, der sich auf die irreführende Werbung bezog, fallen gelassen - eine Warnung. Der Prozess um das Namensrecht hätte im August beginnen sollen.

Nun wird sich wohl wenig ändern. Amazons App Store wird weiterhin neben dem des größeren Konkurrenten existieren. Der ist so erfolgreich, dass er für Apple zu einem ernsthaften Problem werden könnte. Das gigantische App-Angebot ist kaum noch zu überblicken. Laut einem Bericht der BBC fristen zwei Drittel aller Apps ein Zombie-Dasein. Sie werden gar nicht mehr heruntergeladen. Auch deshalb, weil Apples Kategorisierungssystem als veraltet gilt und die Suchfunktion überholungsbedürftig ist. Auf Apples Werbeplakat steht davon freilich nichts. Nur: 50 Milliarden Downloads insgesamt, 800 per Sekunde und 850.000 verfügbare Apps. Große Zahlen, trotz Amazon.

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