Ein gebrochener Finger, ein geschwollenes Auge und eine blutige Lippe nach einer Bar-Nacht: Das bekamen die Fans der beiden Social-Media-Stars Alissa Violet und Ricky Banks zu sehen - verprügelte Idole. Violet modelt auf ihrem Instagram-Kanal für mehr als sieben Millionen Follower, Banks wurde mit Gaming-Videos auf Youtube bekannt und hat knapp vier Millionen Abonnenten. Für die Fans des Paares ist der Fall klar: Violet und Banks wurden von Mitarbeitern der Bar übel zugerichtet. Auf der Suche nach den Schuldigen haben die Follower Morddrohungen an Unbeteiligte geschickt, die Bar mit negativen Bewertungen überzogen und einen Nachrichtensender beleidigt, der nicht in ihrem Sinne berichtet hatte.
Dabei ist keineswegs klar, was tatsächlich zwischen Violet und Banks auf der einen und den Mitarbeitern der Bar auf der anderen Seite passiert ist. Aus den Fans der beiden Social-Media-Stars, die eigentlich nur schöne Bilder und unterhaltende Videos sehen wollen, wurde plötzlich ein Mob, der Hass und Beleidigungen verbreitet. Die Macht, die Influencer über ihre Millionen Follower ausüben, ist beachtlich.
Banks und Violet bitten ihre Follower, die Schuldigen zu suchen
Die Geschichten, die die beiden Seiten erzählen, widersprechen sich. Banks und Violet beschuldigen die Barmitarbeiter, der Betreiber der Bar bestreitet jedes Fehlverhalten und bezeichnet die Influencer als Hetzer und Lügner. Klar ist nur, dass das Paar mit den Türstehern der Bar in Streit geriet, es kam zu Rangeleien und Schlägen. Wer schuld daran ist, lässt sich von außen kaum feststellen.
Trotzdem machten Violet und Banks die Sache noch in der selben Nacht öffentlich: Auf Snapchat posteten die beiden Bilder, auf denen die Schuldigen zu sehen sein sollen. "Bitte helft mir, diese Person zu finden", fordert Banks seine Follower auf. Genau das taten die Fans und machten sich auf die Suche nach den vermeintlichen Tätern. Dabei beschuldigten sie mehrere unbeteiligte Einwohner von Cleveland. Manche sahen sich gezwungen, eine öffentliche Stellungnahme abzugeben, in der sie klarstellten, nichts mit dem Fall zu tun zu haben.
Die amerikanische Nachrichtenseite Daily Beast berichtet, dass eine Mitarbeiterin der Bar auf Instagram Tausende Kommentare mit Beleidigungen und Todeswünschen erhielt. "Schmor in der Hölle" oder "Stirb, du Schlampe", heißt es dort. Eine weitere Frau soll direkte Drohungen erhalten haben, weil ihr Freund für die Bar arbeitet: "Ich hoffe, du und deine Familie sterben, ich weiß wo deine Freunde wohnen, ich werde sie töten, du Stück Hundescheiße."
"Fake News"-Vorwurf samt Trump-Bildchen gegen einen TV-Sender
Auch der Ruf der Bar selbst wurde online schwer angegriffen. Die Fans von Violet und Banks fluteten das Bewertungsportal Yelp mit negativen Bewertungen. Bei Google hagelte es zuletzt Ein-Sterne-Bewertungen, Tripadvisor erlaubt mittlerweile keine weiteren Kommentare mehr. Wer sich auf die Online-Bewertungen verlässt und von dem Streit nichts mitbekommen hat, würde die Bar wohl kaum besuchen. Wegen der Kommentare hat der Barbetreiber den Facebook-Account entfernt und das Twitter-Profil auf privat gesetzt.
Selbst der lokale TV-Sender Cleveland 19 geriet ins Visier der Fans. Der Sender zeigte Bilder der Überwachungskamera aus der Bar und interviewte den Betreiber. Ein "parteiischer" Beitrag, meinten die Fans von Violet und Banks auf Twitter und posteten Hunderte Kommentare. Der Sender soll demnach Geld von der Bar erhalten haben, er solle das ungekürzte Überwachungsvideo zeigen und immer wieder taucht US-Präsident Donald Trump auf, der in einem Gif "Ihr seid Fake News" sagt.
Was Sonntagnacht tatsächlich geschehen ist, wird wohl ein Richter endgültig klären müssen. Die Fans von Alissa Violet und Ricky Banks haben ihr Urteil schon gefällt.
