RIM stellt Tablet vor:Blackberry-Flunder soll iPad-Siegeszug stoppen

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Blackberry-Hersteller RIM präsentiert mit seinem PlayBook-Flachcomputer eine echte Alternative zum iPad - doch wichtige Fragen bleiben ungeklärt.

Johannes Kuhn

Der nächste Apple-Konkurrent schickt seinen iPad-Rivalen ins Rennen: Der Blackberry-Hersteller Research In Motion (RIM) hat seinen mit Spannung erwarteten Tablet-PC vorgestellt. Das PlayBook genannte Gerät sei vor allem auch für den professionellen Einsatz gedacht, sagte RIM-Präsident Mike Lazaridis am Montag auf einer Entwicklerkonferenz in San Francisco. "Es ist der erste professionelle Tablet-PC der Welt."

Ein Tablet-PC für Geschäftsleute: Mit seinem PlayBook will der Blackberry-Hersteller RIM einen neuen Markt erobern. (Foto: AFP)

Vor allem Geschäftskunden, die Kern-Zielgruppe von RIM, sollen sich für den Computer begeistern, der ein Sieben-Zoll-Display und eine Tiefe von 9,7 Millimetern besitzt. Zu den üblichen Lese-, Video- und Diashow-Funktionen kommt deshalb auch die Möglichkeit, für Präsentationen den Bildschirminhalt des PlayBooks auf Fernseher und Videoleinwände zu übertragen. Neben der HDMI-Schnittstelle besitzt das Gerät einen USB-Anschluss und zwei Kameras.

Anders als das Apple-Gerät soll es auch das Multimedia-Format Flash unterstützen, ebenso wie den neuen Webstandard HTML 5. Um flinke Rechenprozesse zu ermöglichen, besteht die Kernhardware des Geräts aus einem Ein-Gigahertz-Dual-Core-Prozessor.

Das Betriebssystem beruht auf dem der BlackBerry-Handys, wurde aber nach Angaben von RIM für Tablet-PCs optimiert und generalüberholt, damit das Gerät auch bei aufwändigen Prozessen multitaskingfähig bleibt.

Allerdings bleiben nach der Präsentation viele Fragen offen - so machte RIM keine Angaben zur Internetverbindung und dem Preis. Ebenso unklar ist die Batterielaufzeit, die bei einem starken Prozessor durchaus beeinträchtigt sein könnte.

Das Weihnachtsgeschäft verpasst

Das PlayBook soll erst Anfang 2011 auf den Markt kommen, weshalb das Unternehmen das umsatzstarke Weihnachtsgeschäft verpasst. Neben einer Wlan-Version sollen später auch UMTS-Varianten erscheinen.

Erste Kommentare im Netz lassen auf größeres Interesse für den iPad-Rivalen schließen. Eine Kernfrage bleibt aber, welche Apps das PlayBook bieten wird - die vergleichsweise geringe Anzahl der Miniprogramme ärgert viele Blackberry-Besitzer bereits seit längerem.

Um für Entwickler attraktiv zu werden, geht RIM deshalb Kompromisse ein: So können Entwickler mit wenigen Zeilen Code Bezahlungsmöglichkeiten innerhalb einer App schaffen. Damit verzichtet das Unternehmen in vielen Fällen auf die Umsatzbeteiligung beim Verkauf solcher Miniprogramme und gibt den Anbietern die Möglichkeit, die Kontrolle über Kundendaten und Abrechnungsmöglichkeiten zu behalten. Als weitere Geste fallen viele Zugangsgebühren zum Entwicklerprogramm künftig weg.

Noch ist unklar, ob dies genügen wird, um innovative Programme auf das PlayBook bringen. Die Konkurrenz am Markt ist groß: So stellten in den vergangenen beiden Monaten Samsung und Dell ähnliche Geräte vor. Die japanische Firma Toshiba schickt ihr "Folio 100" ins Rennen. Die Branche erwartet, dass auch Hewlett-Packard bald einen eigenen Taschen-Computer in den Handel bringen wird.

Gerüchte um Amazon-Tablet

Sollte sich das jüngste Gerücht bestätigen, könnte auch Amazon den Markt bald aufrollen: Noch in dieser Woche, mutmaßt der stets gut informierte Techcrunch-Autor MG Siegler, könnte der Online-Buchhändler mit einem eigenen iPad-Konkurrenten durchstarten.

Dieser soll auf dem Android-Betriebssystem von Google aufbauen. Gleichzeitig, so heißt es, wird Amazon mit einer eigenen Verkaufsplattform für Android-Apps an den Start gehen und so dem Google-Market direkte Konkurrenz machen. Bislang verkauft das Unternehmen über seine Apps nur digitale Bücher.

Amazon besitzt wie Apple eine gut durchorganisierte Online-Verkaufsstruktur - anders als Google oder RIM könnte es damit bereits auf einen großen Kundenstamm zählen, der nun neben Büchern, DVDs, E-Books und MP3s auch Android-Apps erstehen könnte.

RIM hat sich mit den Zugeständnissen an die Entwickler offenbar weitestgehend von der Idee verabschiedet, mit Apps Geld zu verdienen. Das Unternehmen setzt auf den Verkauf von Hardware - und könnte mit dem PlayBook eine Geschäftskunden-Nische besetzen, die durchaus ansehnliche Umsätze verspricht.

© sueddeutsche.de/ mit Reuters/AFP - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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