Neue Playstation-Steuerung:Sony baut die Super-Wii

Lesezeit: 2 min

Ab Herbst können PlayStation-Spieler ihre Konsole durch Bewegungen lenken. Das könnte die Wii alt aussehen lassen - doch ein anderer Hersteller will noch weiter gehen.

Johannes Kuhn

Allein nach dem Design beurteilt, ist Sony kein großer Wurf gelungen: Das Gerät, mit dem die Nutzer künftig die PlayStation 3 steuern sollen, sieht aus wie eine Taschenlampe, auf der ein bunter Ball befestigt ist.

Doch der Eindruck täuscht: Mit "PlayStation Move" leitet nun auch Sony das Ende der klassischen Gamepads ein. Statt Steuerkreuz und bunten Tasten wird der Nutzer künftig aus der Tiefe des Raumes agieren und Spiele durch Körperbewegungen lenken.

Nintendo machte mit seiner Wii-Konsole den Anfang - und auch Sony orientiert sich an dessen Stab-Prinzip. Das Gerät, das Sony im Rahmen der Games Developer Conference in San Francisco vorstellte, soll jedoch mehr können: So funktioniert der Steuerstab zwar auch allein, doch die beschriebene bunte Kugel dient dazu, mit der Konsolen-Kamera PlayStation Eye zu kommunizieren. Dadurch sollen die Bewegungen der Spieler genauer als bei der Wii umgerechnet werden und auch feinere Gesten wie Armumdrehungen umsetzbar sein. Ein zweiter Mini-Stab soll bei einigen Spielen ebenfalls zum Einsatz kommen.

Präziser, doch mit Kinderkrankheiten

Bei der Präsentation zeigten Unternehmensvertreter Schwert- und Faustkampf-, aber auch Sportspiele. Solche Genres deckt allerdings bislang auch die Wii ab - bislang fehlen die Formate für die PlayStation 3, die das neue Steuerungskonzept voll ausnutzen. Im Laufe des Jahres wird sich das ändern, verspricht Sony, zudem sollen ältere Spiele für Move aufgerüstet werden.

Erste Testeindrücke von Technologie-Reportern sind positiv, aber nicht überschwänglich: Präziser als die Wii-Steuerung soll der Zauberstab sein, jedoch bislang noch unter Kinderkrankheiten wie einer zu hohen Empfindlichkeit bei Knopfdrücken leiden.

Hinzu kommt, dass sich Nutzer nach Informationen des IT-Portals Heise.de für Kampfspiele einen zweiten Move zulegen müssen - der mitgelieferte Mini-Stab alleine reicht nicht.

Die neue Steuerung soll im Herbst auf den Markt kommen und im Verbund mit einem Spiel und der Eye-Kamera "weniger als 100 Dollar" kosten, wie es hieß. Damit dürfte es in der Weihnachtszeit zum Duell der Giganten kommen: Microsoft plant in diesem Zeitraum die Veröffentlichung seines Steuerungssystems Project Natal für die Xbox 360.

Nintendo unter Druck

Natal nutzt eine Kamera, die per Infrarot-Sensor die Umgebung ausleuchtet und so ein dreidimensionales Abbild des Spielers erstellt. Der kann dann das Geschehen per Gesten steuern, ohne hierfür ein Extragerät in der Hand halten zu müssen.

Neue Steuerungsmöglichkeiten könnten zu einem der entscheidenden Faktoren bei der Entwicklung des Konsolenmarktes werden. Nintendo dürfte dabei jedoch wegen eines weiteren Faktors unter Druck geraten, liefert die Wii doch bislang anders als die beiden Konkurrenten keine HD-Bilder.

Bei der Vorstellung zeigte sich Sonys Marketing-Chef Peter Dille bereits angriffslustig: "Nintendo hat hervorragende Arbeit geleistet und den Massenmarkt für Bewegungsspiele geöffnet", sagte er. "Wir glauben, aus Wii-Haushalten werden auf ganz natürliche Weise PS3-Haushalte werden."

Die Investoren scheinen seiner vollmundigen Ankündigungen zu glauben: Sony-Aktien stiegen nach der Move-Vorstellung um fast zwei Prozent. Der Kampf um die Steuerung der Konsolenwelt hat jedoch gerade erst begonnen.

© sueddeutsche.de/joku - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: