Datenschutz:Dieser Mann soll Europa die Angst vor Google nehmen

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Googles Sicherheitschef Gerhard Eschelbeck hat viel Arbeit vor sich. (Foto: Rebecca Bowring/AFP)

Der Österreicher Gerhard Eschelbeck soll das Image vom "datengierigen Monster" bekämpfen. Reicht es dafür aus, Nutzern zwei Gigabyte Speicherplatz zu schenken?

Von Johannes Boie

Wenn man nach "Google" in Verbindung mit dem Wort "Datenkrake" googelt, dann liefert Google 55 400 Ergebnisse. Der Konzern versucht deshalb mit einer neuen Strategie, das Image des datengierigen Monsters loszuwerden.

Google ist mit diesem Ziel nicht alleine. Diese Woche fliegt Facebook-Chef Mark Zuckerberg nach Berlin, um sich mit den kritischen Deutschen zu versöhnen, während seine Plattform voll mit ausländerfeindlichen Parolen ist. Und dass sich Apple derzeit sehr öffentlich mit dem FBI anlegt, dient auch dazu, der Welt klarzumachen: Wir schützen die Daten unserer Kunden. Es ist eine bislang beispiellose Charmeoffensive der Tech-Konzerne. Für Google soll sie ein Ingenieur namens Gerhard Eschelbeck steuern.

Eschelbeck besuchte vor ein paar Tagen die Sicherheitskonferenz in München. Zu diesem Anlass ist ein großer Teil der globalen Politik-Elite in der Stadt. München ist im Ausnahmezustand, im Sterne-Hotel Bayerischer Hof gibt es einen eigenen Eingang "für Waffenträger". Google hat sämtlichen Besuchern der Konferenz dezent ein Geschenk aufs Zimmer bringen lassen. Es heißt "Security-Kit". Eine kleine Erinnerung, dass der Konzern nicht nur Daten verarbeitet, sondern sie auch schützt. In einem Konferenzraum sitzt Gerhard Eschelbeck und versucht einen Spagat über zwei Kontinente. Der Mann ist Sicherheitschef bei Google, er lebt seit mehr als 20 Jahren im Silicon Valley, aber er ist auch Europäer, genauer: Österreicher. Er versteht beide Welten, den Fortschrittsglauben in Kalifornien ebenso wie die Sorge in Europa, die allzu oft in Angst umschwenkt.

"Wir haben sicher nicht alles richtig gemacht"

Die Frage ist, ob Eschelbeck nur ein paar beruhigende Sätze verbreitet oder ob es ihm gelingt, Google tatsächlich dazu zu bringen, die Bedenken der Europäer beim Datenschutz ernst zu nehmen. Er sagt: "Wir haben sicher nicht alles richtig gemacht."

Eschelbeck sieht Googles Image in Deutschland und Europa durchaus als Problem, nicht zuletzt allerdings als eines der Kommunikation: "Wir haben zum Thema Datensicherheit viel kommuniziert", sagt er, "aber der Aspekt der Privatsphäre ist in der Vergangenheit in der Kommunikation zu kurz gekommen". Jetzt soll sich was tun. Derzeit schenkt Google allen Nutzern zwei Gigabyte Speicherplatz, wenn sie sich um ihre Datenschutzeinstellungen kümmern.

Ob Googles Geschäftsmodell auch funktionieren würde, wenn alle Nutzer von der Möglichkeit Gebrauch machen und alle ihre Daten löschen würden? "Das ist eine theoretische Frage", sagt Eschelbeck und weist daraufhin, dass die Haupteinnahmequelle von Google, die Werbeform "Adwords" auch ganz ohne Kundendaten funktioniere. Sein Team habe ein Vetorecht bei neuen Produkten, das dann eingesetzt würde, wenn Datenschutzstandards nicht eingehalten worden seien. Das klingt gut. Dennoch bleiben ein paar Fragen offen. Vor Gerhard Eschelbeck liegt noch eine Menge Arbeit.

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