Naturwissenschaftler haben ja Freude an Experimenten oder wissen zumindest, dass man durch sie viel lernen kann. Das hat dem Biologie- und Chemielehrer Andreas Boelter wohl geholfen, ein neues Unterrichtskonzept auszuprobieren: Er lud Experten aus der Praxis in sein Braunschweiger Gymnasium ein. Sie sollten den Schülern den Stoff durch Beispiele aus der Forschung veranschaulichen. Da das gut funktionierte, sollte es zur Institution werden. Aus dem Experiment entwickelte der Lehrer das Programm "Experten in die Schule".
Bald 22 Schulen der Region um Braunschweig können über das Internet auf das Netzwerk des 48-Jährigen zugreifen. Auf Wunsch vermittelt Boelter ihnen Fachleute aus der Biologie, Chemie, Physik und Wirtschaft, für Vorträge in den Klassen neun bis zwölf. Mehr als 100 Experten stehen auf seiner Liste, sie kommen etwa aus der Forschungsabteilung von Volkswagen, um im Informatikunterricht über Ampelschaltungen zu sprechen, oder vom Helmholtz-Zentrum für Infektionskrankheiten, um über ihre Medizin zu berichten.
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Die Idee ähnelt der "Forschungsbörse", die das Bundesbildungsministerium zentral betreibt - Boelter geht aber fachlich mehr in die Breite und arbeitet individueller. Sein Programm läuft seit zwei Jahren, immer mehr Nachbarstädte sind angeschlossen.
"Jeder macht sein eigenes Ding"
Die Kollegen zeigen aber nicht so starkes Interesse, wie er sich wünscht. Im Jahr vermittle er 40 bis 50 Vorträge. "Bei dem Kanon von Experten könnten es noch viel mehr sein", sagt er. Doch Schule sei oft noch ein abgeschlossener Raum. "Viele Lehrer stehen seit 20 Jahren nur in ihrem Klassenraum, jeder macht sein eigenes Ding." Amerikanische Kollegen zum Beispiel seien da viel offener für Neues.
Die sind es auch, die Boelter nun für sein Engagement ausgezeichnet haben - neben der Experten-Vermittlung leitet er "Jugend forscht" in Braunschweig und begleitet die Besten des Wettbewerbs in die USA, wo sie sich mit Schülern aus der ganzen Welt messen. Den "Distinguished Teacher Award" (übersetzt: Preis für herausragende Lehrer) erhielt Boelter kürzlich vom weltberühmten Massachusetts Institute of Technology (MIT).
Die Hochschule lädt jeden Sommer 30 ausgewählte Lehrer zu einem Workshop - überwiegend US-Amerikaner - und ehrt einen Pädagogen, der den Wissenschaftsunterricht maßgeblich verbessert hat. Der Braunschweiger Boelter hat die Auszeichnung jüngst erhalten, als erster Deutscher.