Auch wenn das viele Menschen inzwischen anders sehen, sind die Muslime und mit ihnen der Islam längst ein Teil von Deutschland. Nach dem Christentum ist er die Glaubensrichtung mit den meisten Anhängern hierzulande. Muslimische Gebetsräume haben dennoch nichts an deutschen Universitäten zu suchen. Es ist daher verständlich, dass die TU Berlin entsprechende Räumlichkeiten nun schließt.
Das hat nur bedingt mit dem säkularen Staat zu tun, der eine Trennung von Staat und Religion an den Unis und auch Schulen vorsieht. Es geht dabei vor allem um die explizite Bevorteilung einer einzelnen Religionsgruppe. Bekommen Muslime an der Uni ihren eigenen Raum, kann man Christen, Buddhisten und Hindus die Forderung nach speziellen Räumlichkeiten für ihre Glaubensrichtung nicht verdenken.
TU Berlin:"Ein oder zwei betende Studenten vor einem Büro stören mich nicht"
An der TU Berlin wird ein Gebetsraum für muslimische Studierende geschlossen. Präsident Christian Thomsen erklärt, warum.
Gemeinsam beten, meditieren oder ein Nickerchen machen
Da die meisten Hochschulen unter den Rekordzahlen an Studierenden ohnehin schon ächzen, gibt es schlicht keinen Platz für alle Religionen - und dennoch eine einfache Lösung für den Konflikt: Ein überkonfessioneller Raum der Stille, wie es ihn an vielen Unis längst geräuschlos gibt und wie ihn die Uni Köln bald eröffnen will. Dort kann beten, meditieren oder ein Nickerchen machen, wer auch immer das möchte. Natürlich muss die Uni bei aller Offenheit Nutzungbedingungen für so einen Raum aufstellen und strikt umsetzen. Eine Trennung zwischen den Geschlechtern etwa, wie sie Studierende in Dortmund vorgenommen haben, widerspricht deutschem Recht und ist deshalb nicht zu tolerieren.
Mit einer Kompromisslösung macht die Hochschule vielen Studierenden das Leben stressfreier, da sie nicht mehr zur nächstgelegenen Moschee oder Kirche zu pendeln brauchen. Und dass Muslime unter Treppen oder zwischen Bibliotheksregalen beten müssen, ist definitiv kein Zustand. In Deutschland herrscht Religionsfreiheit. Die darf eine staatliche Uni fördern, ohne dass gleich das Abendland in Gefahr ist.