Studium:Diese Versicherungen brauchen Studierende

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Studierende sollten sich für Notfälle absichern. (Foto: dpa)

Haftpflicht- und Krankenversicherung benötigt jeder, klar. Vor allem während des Studiums aber können noch andere Policen lohnend sein.

Von Friederike Krieger, Köln

Nach einer durchzechten Nacht Mitte Februar 2017 schlief ein Student in seinem Appartement im Neckartower im schwäbischen Villingen-Schwenningen unter der Dusche ein. Da er auf dem Abfluss lag und die Dusche randlos war, flutete das Wasser im Nu mehrere Stockwerke des Hauses. Sogar die Feuerwehr musste ausrücken. Der Schaden belief sich auf mehr als 10 000 Euro. Der Fall zeigt: Auch Studenten sollten gut versichert sein. Hier ein Überblick, welche Policen sie benötigen und worauf sie achten müssen.

Wer zahlt den Wasserschaden?

Im Fall des schwäbischen Studenten ist die Versicherung des Vermieters in Vorleistung gegangen, doch eigentlich ist das ein Fall für die Haftpflichtversicherung. Sie zahlt, wenn der Versicherte Dritten Schaden zufügt. "Die Haftpflichtversicherung ist ein absolutes Muss", sagt Philipp Opfermann, Versicherungsexperte der Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen. In der Regel sind Studenten anfangs noch über ihre Eltern versichert. Trotzdem sollten sie sich den Versicherungsschutz bestätigen lassen, rät Opfermann. Einige Anbieter sehen eine Altersobergrenze vor, oft liegt sie bei 25 Jahren. Ab dann müssen sich Studenten selbst um eine Police bemühen. Bei manchen Verträgen sind sie nur mitversichert, wenn ihr Hauptwohnsitz noch bei ihren Eltern ist.

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Wie viel kostet eine Haftpflichtpolice?

Teuer sind die Verträge nicht. Beim Versicherer Arag kostet eine Haftpflichtversicherung für Singles mit einer Deckungssumme von 5 Millionen Euro und 500 Euro Selbstbehalt 3,16 Euro im Monat. Die Police sollte in jedem Fall "studententypische Risiken" abdecken, rät der Direktversicherer Cosmos Direkt. Dazu zählen Mietsachschäden, Schäden aufgrund von Datenaustausch und Internet-Nutzung und Gefälligkeitsschäden, wenn der Student etwa einem Kommilitonen beim Umzug hilft und den Computer fallen lässt.

Welche Policen sind noch wichtig?

Studenten benötigen auf jeden Fall eine Krankenversicherung, sie ist in Deutschland für alle Pflicht. Die meisten Studienanfänger müssen sich aber um nichts kümmern, da sie über die Eltern in der gesetzlichen Krankenversicherung mitversichert sind. Das bleiben sie bis zum 25. Lebensjahr. Studieren sie dann immer noch, müssen sie sich selbst versichern. Eine studentische Krankenversicherung kostet pauschal inklusive Pflegeversicherung 84,50 Euro im Monat. Hinzu kommt wahrscheinlich noch ein Zusatzbeitrag, den viele Krankenkassen erheben.

Was ist, wenn man privat versichert ist?

Ist der Nachwuchs privat versichert, hat er die Wahl: Er kann zum Studienbeginn in die gesetzliche Krankenversicherung wechseln oder weiterhin privat versichert bleiben. "Je nach Tarif ist die private Krankenversicherung für einen Studenten aber teurer als eine gesetzliche Absicherung", sagt Verbraucherschützer Opfermann. "Für Beamtenkinder reduziert sich der Beitrag aufgrund der Beihilfe jedoch deutlich." Bei ihnen zahlt der Staat 80 Prozent der Krankheitskosten, das heißt, sie brauchen nur für die verbleibenden 20 Prozent eine private Krankenversicherung. Aus diesem Grund ist die Absicherung besonders günstig. Auch für Lehramtsstudenten, die später einmal Beamte werden wollen, kann eine private Absicherung interessant sein.

Doch Vorsicht: In der privaten Krankenversicherung gilt das Kostenerstattungsprinzip, das heißt, der Versicherte muss Arztrechnungen und Medikamente erst einmal selbst bezahlen. Hat sich ein Student für eine private Absicherung entschieden, muss er das bis zum Ende des Studiums durchhalten.

Was ist mit Nebenjobs?

Bei der Krankenversicherung müssen Studenten achtgeben, dass sie nicht zu viel jobben. Das Einkommen darf 425 Euro im Monat nicht übersteigen, wenn sie in der Familienversicherung bleiben wollen. "Sofern ausschließlich ein sogenannter 450-Euro-Job ausgeübt wird, erhöht sich die Einkommensgrenze auf eben diese 450 Euro", sagt Arag-Experte Tobias Klingelhöfer. Wenn es sich um kein regelmäßiges Einkommen handelt, etwa in den Semesterferien, darf es auch mal mehr sein. Im Zweifelsfall sollten Studenten mit ihrem Krankenversicherer Rücksprache halten.

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Was ist sonst noch zu beachten?

Der Versicherer Arag rät Studenten, sich auch schon um eine Berufsunfähigkeitsversicherung zu bemühen. Damit sorgen sie für den Fall vor, dass sie später aufgrund einer Krankheit oder eines Unfall nicht mehr arbeiten können. Vom Staat gibt es in diesem Fall nur eine karge Erwerbsminderungsrente. Auch Verbraucherschützer raten zum Abschluss einer privaten Berufsunfähigkeitsversicherung schon zu Studienzeiten. "Die Beiträge sind dann noch niedrig und ein Zugang oft noch leicht möglich, weil die Studenten jung sind und kaum Vorerkrankungen haben", erklärt Opfermann. Einige Versicherer bieten Starter-Policen mit besonders günstigen Beiträgen in den ersten Jahren an, die schon für unter 15 Euro im Monat zu haben sind.

Was ist überflüssig?

Mit der Altersvorsorge können sich Studenten noch Zeit lassen, glaubt Opfermann. "Dafür ist ohnehin meist kein Geld mehr übrig." Auch von einer eigenen Hausratversicherung rät er ab. Zum einen sind Studenten, die noch keinen eigenen Haushalt führen, unter Umständen noch über die Eltern versichert. Ein Zimmer im Wohnheim oder in der Wohngemeinschaft, auch wenn es in einer anderen Stadt ist, zählt laut Opfermann noch nicht als eigener Haushalt. "Zudem gibt es wichtigere Policen für Studenten als die Hausratversicherung", sagt er. Die ist höchstens dann sinnvoll, wenn der Student etwa ein teures Fahrrad oder einen kostspieligen Laptop besitzt. Für ein paar wacklige Ikea-Regale lohnt sich eine Hausratversicherung dagegen nicht.

© SZ vom 05.10.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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