Stuttgart:Lehrerverband bemängelt Fachkräftemangel bei der Inklusion

Lesezeit: 1 min

Stuttgart (dpa/lsw) - Nach einem deutlichen Rückgang vor einem Jahr befürworten nun wieder mehr Lehrer im Südwesten den gemeinsamen Unterricht von behinderten und nicht-behinderten Schülern. Mittlerweile sprechen sich 57 Prozent der Lehrer (2016: 51 Prozent) für die sogenannte Inklusion aus, teilte der Verband Bildung und Erziehung (VBE) am Montag in Stuttgart mit. Das geht aus einer Forsa-Umfrage unter 500 Lehrern in Baden-Württemberg hervor. 2015 lag die Akzeptanz noch bei 66 Prozent.

Direkt aus dem dpa-Newskanal

Stuttgart (dpa/lsw) - Nach einem deutlichen Rückgang vor einem Jahr befürworten nun wieder mehr Lehrer im Südwesten den gemeinsamen Unterricht von behinderten und nicht-behinderten Schülern. Mittlerweile sprechen sich 57 Prozent der Lehrer (2016: 51 Prozent) für die sogenannte Inklusion aus, teilte der Verband Bildung und Erziehung (VBE) am Montag in Stuttgart mit. Das geht aus einer Forsa-Umfrage unter 500 Lehrern in Baden-Württemberg hervor. 2015 lag die Akzeptanz noch bei 66 Prozent.

Die Lehrer sprachen sich vor allem für die Inklusion aus, da sie die Toleranz und soziale Kompetenzen fördern und Kinder gegenseitig voneinander lernen könnten. Als Gründe gegen den gemeinsamen Unterricht sahen viele der Befragten indes vor allem die bisherigen Voraussetzungen an den Schulen: So bemängeln die Befragten unter anderem fehlendes Fachpersonal sowie eine ungenügende materielle und finanzielle Ausstattung. „Stellt den Lehrern die Rahmenbedingungen zur Verfügung, mit denen die Inklusion gelingen kann“, forderte der Landeschef des VBE, Gerhard Brand.

Vor allem eine Aufstockung der Lehrer und Sonderpädagogen sei notwendig, weil immer mehr Schulen im Land den gemeinsamen Unterricht anböten. Seit 2015 ist der Anteil jener Schulen mit inklusiven Lerngruppen um 13 Prozentpunkte auf 38 Prozent gestiegen. Der VBE geht sogar einen Schritt weiter: „Die permanente Doppelbesetzung mit Lehrkraft und Sonderpädagoge muss der Regelfall bei der inklusiven Beschulung sein.“ Um das zu ermöglichen, seien aber mindestens 4700 zusätzliche Fachkräfte nötig - davon alleine 2700 Sonderpädagogen.

Das Kultusministerium wies die Forderung nach einer permanenten Doppelbesetzung an allen Schulen als nicht zielführend zurück: „Wir wenden das Zwei-Pädagogen-Prinzip dort an, wo es pädagogisch sinnvoll ist“, sagte Kultusministerin Susanne Eisenmann (CDU). Von der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) Baden-Württemberg hagelte es dafür Kritik: „Die Landesregierung hält nicht einmal mehr am Ziel fest, dass zwei Pädagogen für den gemeinsamen Unterricht verantwortlich sein müssen.“

Der FDP-Politiker Timm Kern verwies darauf, dass Sonderpädagogen „mittlerweile in beträchtlicher Zahl“ fehlten. Auch der SPD-Abgeordnete Gerhard Kleinböck schloss sich der Kritik an: „Das mittelfristiges Ziel in der Inklusion muss das Zwei-Pädagogen-Prinzip bleiben.“ Nach den Worten von Grünen-Bildungsexpertin Sandra Boser werden bis zum Jahr 2022 insgesamt 1350 zusätzliche Lehrerstellen für Inklusion geschaffen.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: