Master-Studium:Harter Konkurrenzkampf um den Studienplatz

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Berufseinsteiger mit Mastertitel verdienen meist besser als Bachelorabsolventen. (Foto: dpa)

Für einige Masterstudien gibt es sehr viele Interessenten. Die Bachelornote ist dabei nur ein Kriterium für die Zulassung.

Von Joachim Göres

Mehr als 80 Prozent der Bachelor-Absolventen streben einen Masterabschluss an. Ihnen werden in Deutschland circa 9000 Masterstudiengänge angeboten - Zahlen, die unlängst auf der Master-Messe in Hannover präsentiert wurden. Die Qual der Wahl ist laut Elke Fahl, Studienberaterin an der Hochschule Hannover, gar nicht ihr Hauptproblem: "Wer zu mir kommt, hat sich meist bereits für einen Masterstudiengang entschieden. Die Interessenten wollen wissen, wie sie dort reinkommen."

Die Chancen hängen an der Hochschule Hannover vom Studiengang ab: Bei den Ingenieuren kommen auf einen Master-Studienplatz im Durchschnitt drei, im Fach Maschinenbau sechs und im Fach Kommunikationsmanagement zehn Bewerber. Wie viele Interessenten leer ausgehen, bleibt ungewiss, da sie sich häufig bei mehreren Hochschulen gleichzeitig bewerben. In den meisten Masterstudiengängen an der Hochschule Hannover spielt die Bachelor-Note die Hauptrolle - bei gleicher Note kann ein Auswahlgespräch ausschlaggebend sein. Meist gibt es keine Mindestnote als Zulassungsvoraussetzung. Dafür muss aber eine bestimmte Anzahl von Creditpoints im Bachelor erreicht worden sein, teilweise werden auch ein Motivationsschreiben oder Berufspraxis verlangt.

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An der Bauhaus-Universität Weimar stehen im Masterstudiengang Architektur 120 Studienplätze zur Verfügung, für die sich jedes Jahr circa 300 Bachelor-Absolventen bewerben. Wichtigstes Auswahlkriterium ist dabei eine 15 Seiten umfassende Mappe mit Entwürfen aus dem Bachelorstudium sowie die Präsentation eigener Projekte aus der Berufspraxis. Weitere Grundlagen für die Auswahl sind die bisherige Berufserfahrung, die Bachelor-Note sowie in Einzelfällen ein Auswahlgespräch. Auch ein Motivationsschreiben, in dem begründet werden soll, warum man einen Master anstrebt und sich dafür gerade die Bauhaus-Uni ausgesucht hat, fließt in die Bewertung mit ein. "Es gibt keine offizielle Numerus-clausus-Note, doch ab Note 2,5 wird es schwierig", sagt Studienberaterin Katharina Fleischmann.

Nach ihren Worten haben Weimarer Studierende keine besseren Chancen als auswärtige Bachelor-Absolventen. Weimar mit seiner Bauhaustradition ziehe Bewerber aus aller Welt an, vor allem aus China. "Bei allen von uns ausgewählten Kandidaten schauen wir uns die Inhalte des Bachelorstudiums an. Im Einzelfall schreiben wir für das Masterstudium bestimmte Inhalte vor, damit Lücken beseitigt werden", sagt Fleischmann. Dass die Mehrheit der Studierenden den Master anstrebt, wundert sie nicht: "Die Bezahlung mit einem Bachelorabschluss ist schlechter. Zudem nimmt die Architektenkammer nur Personen mit einer mindestens vier Jahre dauernden Ausbildung auf." In Weimar ist das Bachelorstudium auf sechs und das Masterstudium auf vier Semester angelegt.

"Die meisten beginnen ihr Masterstudium direkt nach dem Bachelor und bleiben so im Stoff. Auch eine einjährige Pause kann sinnvoll sein. Das hat oft den Vorteil, dass Studierende zum Beispiel durch Praktika genauer wissen, was sie wirklich wollen und welcher Master geeignet ist. Den Master dagegen erst nach mehrjähriger Berufstätigkeit zu machen, wird immer schwieriger", sagt Rouven Sperling. Er berät Studierende an der Technischen Hochschule Wildau in Brandenburg und ist Vorsitzender des Career Service Netzwerk Deutschland. In ihm haben sich Studienberater zusammengeschlossen, die im Career Service von Hochschulen und Universitäten junge Leute am Ende ihres Studiums beim Übergang in den Beruf unterstützen.

Die Mindestnote in Masterstudiengängen mit vielen Bewerbern wie zum Beispiel Wirtschaftswissenschaften verändere sich von Jahr zu Jahr. Dabei gebe es große Unterschiede von Ort zu Ort - so sei Berlin wesentlich gefragter als Cottbus. Der Studienwechsel sei eine Möglichkeit, um sich zu spezialisieren, wenn etwa nach einem Bachelor in Fremdsprachen ein Master in Wirtschaftswissenschaften folgt. "Dadurch kann man möglicherweise seine Berufschancen erhöhen. Die jeweilige Uni entscheidet darüber, welche Bachelorleistungen anerkannt werden, und ob man die Zugangsvoraussetzungen für den Master erfüllt", sagt Sperling. Im Ausland sei es häufig einfacher, mit einem in Deutschland erworbenen Bachelor sein Studium in einem anderen Fach fortzusetzen.

Sperling plädiert für einen Bachelor mit sieben bis acht Semestern, um sich ein breites Grundlagenwissen zuzulegen. Einen darauf aufbauenden zweisemestrigen Master lehnt er ab: "In der kurzen Zeit kann man keine neuen Inhalte vermitteln. Der Master über vier Semester ist sinnvoller." Dabei betont er, dass der Master keine Garantie für eine Stelle ist - neben Fachwissen sei Praxiserfahrung wichtig. "Und wer Informatik studiert, der hat auch mit einem Bachelor kein Problem, selbst Studienabbrecher sind auf dem Arbeitsmarkt begehrt."

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Uwe Meyeringh, Landesfachbereichsleiter Bildung bei der Gewerkschaft Verdi in Düsseldorf, weist auf die Unterschiede bei der Bezahlung hin. Nach seinen Worten verdienen Berufseinsteiger mit Bachelorabschluss im Durchschnitt jährlich 41 000 Euro brutto und damit 5000 Euro weniger als Anfänger mit einem Mastertitel. Dabei gibt es je nach Masterstudiengang große Unterschiede - an der unteren Skala rangieren Absolventen aus den Bereichen Tourismus und Kultur mit 32 000 Euro, zu den Spitzenverdienern zählen angehende Chemiker mit 52 000 Euro. Auch der Standort des Arbeitgebers wirkt sich aus: In Hessen und Bayern liegen die Einstiegsgehälter bei 62 000 beziehungsweise 61 000 Euro brutto, in Mecklenburg-Vorpommern und Sachsen-Anhalt dagegen bei 42 000 Euro.

"An diesen Zahlen kann man sich bei Gehaltsgesprächen orientieren", sagt Meyeringh. Er empfiehlt, sich zuvor zu informieren, welcher Tarifvertrag im jeweiligen Unternehmen gültig ist. Sein Fazit: "Der Master ist meist sinnvoll. Aber in Krisenbranchen wie dem Tourismus hat der Master gegenüber dem Bachelor nicht so große Unterschiede beim Gehalt zur Folge."

Auf den Websites www.lohnspiegel.de und www.stepstone.de finden sich Angaben über mögliche Einstiegsgehälter. Über Masterstudiengänge in Deutschland kann man sich unter www.studienwahl.de, www.hochschulkompass.de und www.studis-online.de informieren. Studiengänge im Ausland: www.masterstudies.com. Die nächsten Master-Messen finden in Wien (16.11.), Köln (24.11.), Frankfurt (1.12.), Berlin (5.12.), Hamburg (7.12.), München (18.1.2019), Münster (26.1.2019) und Graz (29.1.2019) statt; www.master-and-more.de

© SZ vom 09.11.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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