Internetportal "hochschulwatch":Wie die Wissenschaft von der Wirtschaft abhängt

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Hand in Hand: Viele Universitäten sind auf die Gelder von Unternehmen angewiesen, um sich Forschung und technische Neuerungen leisten zu können. (Symbolbild) (Foto: Oli Scarff/Getty Images)

Angesichts klammer Kassen an den Unis sind Stifter gern gesehen. Kritiker bemängeln jedoch fehlende Transparenz - und befürchten eine Einflussnahme. Ein neues Internetportal will nun über Verquickungen zwischen Unternehmen und Hochschulen informieren.

Von Viktoria Großmann

"Kunst und Wissenschaft, Forschung und Lehre sind frei", so steht es im Grundgesetz. Wer Forschung und Lehre im Einzelfall finanzieren darf, steht dort nicht. Diese Informationen sollen von nun an auf der Internetseite www.hochschulwatch.de zu finden sein.

Die Initiatoren des Projekts - der Antikorruptionsverein Transparency International, die Zeitung taz und der studentische Dachverband fzs - wollen künftig Informationen zur privatwirtschaftlichen Förderung an Hochschulen sammeln, prüfen und veröffentlichen. Angesichts klammer Kassen an den Hochschulen sind Stifter für Professuren oder gesponserte Gebäude gern gesehen - Kritiker bemängeln oft fehlende Transparenz.

Hintergrund sind Fälle wie die Kooperation der Uniklinik Köln mit dem Pharmakonzern Bayer, die seit fünf Jahren besteht und sich etwa der Hirnforschung widmet. Um wie viel Geld es dabei geht, will man in der Uni nicht sagen, auch nicht, wie die Bestimmungen des Vertrages sind. Seit langem wird spekuliert, dass der Konzern so Einfluss auf die Forschung nehmen will.

Drittmittel werden für Universitäten immer wichtiger

Weil der Staat sich immer weiter aus der Finanzierung zurückzieht, zugleich aber die Zahl der Studierenden wächst, werden Drittmittel für Universitäten immer wichtiger, so sieht es auch der Deutsche Hochschulverband (DHV), die Standesvertretung der Professoren.

Möglicher Einflussnahme durch die Sponsoren will das Portal, das aufgebaut ist wie das Internetlexikon Wikipedia, auf die Spur kommen. Fünfzehn Fälle hat man in den vergangenen neun Monaten bereits recherchiert und eingestellt. Die Initiatoren hoffen auch, dass ihnen Verträge zwischen Konzernen und Unternehmen zugespielt werden.

Rechtlich gibt es keine Handhabe, die Veröffentlichung zu verlangen, wie eben der Fall Bayer zeigt. Erst im Dezember hatte das Verwaltungsgericht Köln eine Initiative, die Einsicht in die Details der Kooperation nehmen wollte, abgewiesen.

Transparency International verfolgt mit dem Projekt noch ein anderes Ziel. Edda Müller, Vorsitzende der deutschen Sektion, sagte am Donnerstag in Berlin, der Staat müsse die Unabhängigkeit von Forschung und Lehre schützen. Er dürfe sich nicht weiter aus der Finanzierung zurückziehen. Genau das werde aber durch fortschreitendes privates Engagement erreicht: "Unis sind aber keine Werbeflächen."

Der DHV äußerte sich positiv zum Portal. In einer Zeit, in der jeder fünfte Euro im Budget der Universitäten aus Drittmitteln stamme, sei es umso wichtiger, die Kooperationen offenzulegen, so DHV-Sprecher Matthias Jaroch. "Wir fordern, dass nicht-staatliche Geldgeber öffentlich gemacht werden."

Ob Hochschulwatch dafür die richtige Einrichtung sein wird, bleibt fraglich. Zumindest widerspricht eine Darstellung auf der Homepage des Energiewirtschaftlichen Instituts (EWI) der Uni Köln einem Eintrag auf der Seite deutlich. Darin wird behauptet, die Konzerne Vattenfall, Eon, RWE und EnBW unterhielten am EWI eine Stiftungsprofessur. Das EWI verkündete jedoch schon 2008 stolz eine Förderung durch RWE und Eon in Millionenhöhe. EnBW und Vattenfall seien nie beteiligt gewesen, heißt es auf Anfrage. Die Professur sei längst ausgelaufen.

Hochschulwatch will alle eingehenden Beiträge genau überprüfen.

© SZ vom 25.01.2013 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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