Hamburg:Tumulte bei Luckes Vorlesung: Asta erhebt Vorwürfe

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Nach den Tumulten bei der ersten Vorlesung des AfD-Mitbegründers Bernd Lucke nach seiner Rückkehr an die Universität Hamburg hat die Studierendenvertretung AStA...

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Hamburg (dpa/lno) - Nach den Tumulten bei der ersten Vorlesung des AfD-Mitbegründers Bernd Lucke nach seiner Rückkehr an die Universität Hamburg hat die Studierendenvertretung AStA Vorwürfe erhoben. „Die sowieso schon angespannte Situation wurde insbesondere noch einmal angeheizt, als Bernd Lucke das Podium verließ und zwischen Studierenden im Auditorium Platz nahm“, teilte der AStA am Freitag mit. „Dieses Verhalten hat nicht zu einer Deeskalation geführt, sondern vielmehr als Provokation auf die Protestierenden gewirkt.“ Er habe die Studierenden als Schutz benutzt.

Der Asta betonte, zu den Störungen am Mittwoch in einem Hörsaal nicht aufgerufen zu haben. Das werde von vielen Seiten falsch dargestellt, man erhalte Drohungen und Hassmails. Der AStA habe alle Anstrengungen unternommen, die Situation zu beruhigen, erklärten die Verantwortlichen.

Lucke war bei der ersten Vorlesung nach seiner Rückkehr an die Universität als „Nazi-Schwein“ beschimpft, körperlich bedrängt und am Reden gehindert geworden. Ob es sich bei den Störern überwiegend um Angehörige der Universität handelte, wurde in dem überfüllten Raum mit Studierenden, Journalisten, Aktivisten und Neugierigen nicht klar. Beteiligt waren auch Mitglieder der vom Verfassungsschutz beobachteten „Antifaschistischen Aktion“ (Antifa).

Am Donnerstag hatte sich Lucke mit drei Vertretern des AStA sowie mit Universitätspräsident Dieter Lenzen getroffen, um über die Vorfälle zu sprechen. Dabei sei Einvernehmen über die Tatsachen der Ereignisse des Vortags erzielt worden, hieß es anschließend. Der AStA wiederholte dieses Fazit, machte aber keine konkreten Angaben, was in dem Gespräch vereinbart wurde. Lucke gab zunächst keine Bewertung zu dem Treffen ab.

Der AStA stellte klar, dass die Studierendenvertretung „Beleidigungen und physische Gewalt nicht als probates Mittel der demokratischen Verständigung“ sehe und diese ablehne. „Dennoch sind wir der Auffassung, dass friedlicher Widerspruch und Ungehorsam ausgehalten werden müssen, wenn sie einem demokratischen Prozess zuträglich sind“, teilte der AStA mit.

Man habe nie ein Berufsverbot für Lucke gefordert. „Herr Lucke hat trotz seiner aus unserer Sicht kritischen Vergangenheit jedes Recht, an die Uni zurückzukehren“, hieß es. Der AStA hatte am Mittwoch vor dem Start der Vorlesung vor dem Hauptgebäude der Uni zu einer Kundgebung aufgerufen. Dabei sei es vor allem darum gegangen, „dass darüber diskutiert wird, wer sich hier nach einer gescheiterten Politkarriere in den Universitätsbetrieb zurückzieht“.

Der Präsident des Deutschen Hochschulverbandes, Bernhard Kempen, äußerte sich besorgt zu den Ereignissen. „Wir beobachten die Ereignisse an der Hamburger Universität mit großer Sorge. Wir erwarten von der Hochschulleitung, dass sie sich schützend vor einen Hochschullehrer ihrer Universität stellt, dessen Freiheit der Lehre (...) massiv verletzt wurde“, sagte er der „Welt“.

Der Präsident der Hochschulrektorenkonferenz, Peter-André Alt, plädierte in der „Welt“ für offene Debatten: „Hochschulen leben vom offenen Diskurs. Diesen Austausch zu verhindern, ist der falsche Weg. Wir müssen aushalten, dass auch Positionen vertreten werden, die wir selbst kritisch sehen.“

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