Ukrainischer Präsident:Selenskyj: Studierende für späteren Wiederaufbau gebraucht

Lesezeit: 2 min

Wolodymyr Selenskyj, Präsident der Ukraine, spricht. (Foto: Uncredited/Ukrinform/dpa)

Während in der Ukraine die russische Angriffswelle weitergeht und es auch zivile Opfer gibt, nimmt sich Präsident Selenskyj Zeit für ein Online-Gespräch mit Studierenden. Er macht auch deutlich, wie wichtig junge Menschen für die Zukunft der Ukraine sind.

Direkt aus dem dpa-Newskanal

Frankfurt (Oder)/Berlin (dpa/bb) - Ukrainische Studierende in Deutschland sind aus Sicht des ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj für den Wiederaufbau des Landes nach dem russischen Angriffskrieg wichtig. Bei einem Online-Gespräch mit Studierenden aus Berlin und Frankfurt (Oder) sagte Selenskyj am Dienstagnachmittag, die Studentinnen und Studenten aus der Ukraine würden später gebraucht, um das Land aufzubauen. „Man braucht diese Kräfte. Das bedeutet, keine Pause zu machen, sondern weiter zu lernen und zu studieren.“

Studenten und Studentinnen diskutierten an der Europa-Universität Viadrina in Frankfurt (Oder) und an der Humboldt-Universität in Berlin über einen Videostream mit Selenskyj, dessen Rede ins Deutsche übersetzt wurde. Hunderte Studierende und Hochschul-Beschäftigte kamen für die Veranstaltung in Hörsälen zusammen. Die Viadrina und die Humboldt-Universität zu Berlin haben Partner-Universitäten in der Ukraine und pflegen enge Beziehungen. Die Europa-Universität in Frankfurt (Oder) wolle auch den Aufbau eines Ukraine-Zentrums vorantreiben, sagte Präsidentin Eva Kocher.

Der ukrainische Präsident, der online an einem Tisch zwischen zwei Flaggen zu sehen war, dankte den Hochschulen dafür, dass sie geflüchtete Menschen unterstützten. Er wandte sich an die Studierenden und rief ihnen zu, keine Angst vor Veränderung zu haben. „Sie sind jung, Sie werden das Leben mit ihren Berufen neu gestalten.“

Es sei auch überzeugt, dass die geflüchteten Menschen aus der Ukraine nach dem Ende des Krieges und einem Sieg der Ukraine in ihre Heimat zurückkehren werden. Derzeit sei das wegen fehlender Sicherheit kaum möglich. Die Ukraine werde aber in besseren Schutz investieren und etwa auch Schutzkeller an Schulen und den Unis errichten.

Zu Fortschritten auf dem Weg der Ukraine zur EU-Mitgliedschaft sagte der Staatspräsident, trotz des Krieges führe die Ukraine weiterhin Reformen durch. Es sei nicht so einfach, die Abgeordneten zusammen zu rufen. Aber es bleibe keine Zeit, zu warten oder Reformen zu stoppen, bis der Krieg vorbei sei. Die Ukraine habe schon viele der Voraussetzungen für EU-Beitrittsverhandlungen erfüllt. „Manche sind jetzt in Arbeit, in den nächsten Wochen oder Monaten werden wir die ebenso meistern.“

Die EU hatte die Ukraine im Juni 2022 zusammen mit Moldau zum EU-Beitrittskandidaten erklärt. Der Beitrittsprozess kann aber viele Jahre dauern. Das Land muss vor dem Beginn von Beitrittsverhandlungen zunächst sieben Voraussetzungen erfüllen. Es geht unter anderem um das Auswahlverfahren ukrainischer Verfassungsrichter und eine stärkere Korruptionsbekämpfung - insbesondere auf hoher Ebene.

Auf die Frage einer Studierenden zu sexualisierter Gewalt und Vergewaltigung im Krieg sagte Selenskyj: „Es gibt Folter, es gibt Vergewaltigungen, das sind parallele Kriege. Das ist eine große Tragödie.“ Es sei wichtig, dass es ein Tribunal geben werde und alle Vergewaltiger zur Verantwortung gezogen und verurteilt werden.

© dpa-infocom, dpa:230116-99-241770/4

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: