Götz Alsmann wird Professor in Münster:Ulk mit Ukulele

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Launiger Jazz statt grauer Theorie: Musiker und Entertainer Götz Alsmann hat vor 400 Studenten und Gästen seine Antrittsvorlesung als Honorarprofessor der Uni Münster gehalten. Es ging, natürlich, um den deutschen Schlager - und alles andere als trocken zu.

Bernd Dörries

Es sei ein historisches Ereignis in der Geschichte der Universität Münster, sagt Ursula Nelles. Die Rektorin steht in der Aula des Schlosses, im Saal ist es schön mollig eingeheizt, die Bühne mit einem Gummibaum verziert. Noch nie in der Geschichte der Universität, sagt Rektorin Nelles am Rednerpult, habe ein Professor seine Antrittsvorlesung halb singend und spielend dargebracht. Vielleicht sollte man es also eine "Vorsingung" nennen, sagt Nelles.

Vielleicht muss das so sein, wenn Götz Alsmann irgendwo auftritt. Alle versuchen, auch lustig zu sein. Es wird ein Schmunzelabend. "Die ersten hundert Jahre des deutschen Unterhaltungsliedes", so lautet das Thema der Antrittvorlesung von Professor Götz Alsmann, seit Dienstagabend Mitglied des Fachbereiches 15, Musikhochschule Münster.

"Was ist der Schlager, ist er die Nachhut oder die Speerspitze der musikalischen Entwicklung?", das sei die zentrale Fragestellung seines Vortrages, sagt Alsmann. Nach einer guten Stunde gibt er dann die Antwort. "Kommt darauf an." Das ist zumindest recht akademisch differenziert.

Eine Vorsingung

Alsmann sagt, er habe für den heutigen Abend die Form der halb-konzertanten Vorlesung gewählt. Es ist ein Wechsel im Zweiminuten-Takt: Er erzählt, dann gibt es Tonbeispiele mit der Ukulele. Alsmann, 54, hat hier vor 30 Jahren selbst studiert und 1985 in Musikwissenschaft promoviert. Er beginnt mit einer Begriffsdefinition, leitet den Schlager vom Verkaufsschlager ab, berichtet über die Ursprünge in der Operette und den Niedergang. Dann gibt es: "Ich lasse meinen Körper schwarz bepinseln/ und fahre nach den Fidschi-Inseln."

Alsmann schwärmt von der goldenen, silbernen und schließlich nur noch blechernen Zeit des Schlagers. Der Professor trägt einen schwarzen Anzug und ein weißes Hemd, er hat wenig Gesichtsfarbe, bei ihm würde man es nicht merken, wenn das Fernsehen wieder nur schwarz-weiß wäre. Letztlich ist das auch die These seiner Vorlesung, dass früher alles geistreicher war, Stil hatte. Die Frisuren und der Schlager.

Das meist ältere Publikum nickt. Meist ist sein Vortrag eher eine Verlesung, er listet geschätzte zweihundert Namen auf, von Menschen, die sich um die deutsche Unterhaltungsmusik verdient gemacht haben. Denken Sie nur an den großen Willy Dehmel! Nehmen Sie nur Bruno Balz! Es geht um Eduard Künneke, dessen Tochter Evelyn sich die Lieder von einem Michael Jary hat schreiben lassen, der wiederum...

Es ist ein wenig so, als habe Alsmann Angst davor, dass da oben im Schlagerhimmel jemand böse wird, wenn sein Name an diesem Abend nicht erwähnt wird. Alsmann gibt einhundert Konzerte im Jahr, er moderiert die TV-Sendung "Zimmer Frei" und macht 80 Stunden Radio. Nun kommt auch noch die Universität als zusätzlicher Vertriebsweg dazu. Es ist noch nicht ganz klar, welcher Erkenntnisgewinn dabei herauskommen könnte. Inwieweit sich der Professor Alsmann von dem anderen unterscheidet, den man aus Fernsehen und Radio kennt. Auch Götz Alsmann sagt am Dienstagabend, er müsse sich sein Curriculum noch genau überlegen.

© SZ vom 09.02.2012 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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