Von Mitte Oktober an wird wieder gelernt. Dann beginnen an vielen Universitäten die Vorlesungen im neuen Studienjahr. Gut 2,5 Millionen Studenten sitzen dann über mathematischen Formeln, Übersetzungen aus dem Französischen oder Interpretationen romantischer Gedichte. Zuvor jedoch macht sich so mancher von ihnen Gedanken darüber, wie er mit einem knappen Budget durchs Studium kommt. Welche Versicherungen sind nötig? Wo gibt es Vergünstigungen? Wie viel darf man jobben, ohne Steuern zahlen zu müssen?
Jobben
In der Theorie sind die Aufgaben klar verteilt: Studenten sollen sich der Wissenschaft widmen, für die Finanzierung sind Eltern und Staat zuständig. Darauf haben Studenten sogar einen Rechtsanspruch. Die "Düsseldorfer Tabelle" legt fest, wie viel Geld Eltern ihren Kindern für die Studienzeit zukommen lassen müssen. Richtwert: 670 Euro im Monat, Semesterbeitrag und Studiengebühren kommen noch oben drauf. Wessen Eltern das nicht leisten können, der hat Anspruch auf Bafög.
Doch die Realität sieht anders aus. Etwa zwei Drittel der Studenten jobben nebenher, sei es, weil die Unterstützung durch Eltern und Staat nicht reicht, sei es, weil sie auf eigenen Beinen stehen wollen. Und die Chancen auf einen Nebenjob stehen gut: Mitarbeiter der Bundesagentur für Arbeit berichten von einer großen Nachfrage der Unternehmen nach studentischen Aushilfen. Immerhin 14 Stunden in der Woche widmen Studierende im Schnitt dem Geldverdienen. Der übliche Lohn: zehn Euro pro Stunde.
Grundsätzlich gilt dabei: Wer arbeitet, muss Steuern zahlen ( Lesen Sie hier, wie Studenten Steuern sparen können). Nur wer nicht mehr als 400 Euro im Monat verdient, gilt als Minijobber und kann das Geld ohne Abzüge behalten. Auch bei einem höheren Verdienst kommen Studenten oft um die Steuer herum. Bis zu einem Jahreseinkommen von 8004 Euro erstattet das Finanzamt zu viel gezahlte Steuern. Hinzu kommt noch die Werbungskostenpauschale von 1000 Euro im Jahr. Das durchschnittliche Studenteneinkommen von etwa 600 Euro monatlich bleibt also steuerfrei. Voraussetzung dafür sind eine Lohnsteuerkarte und ein klärendes Gespräch mit dem Arbeitgeber. Denn der zieht bei lukrativen Jobs aus Bequemlichkeit oft einfach pauschal 25 Prozent vom Lohn fürs Finanzamt ab.
An den Sozialabgaben führt hingegen kein Weg vorbei. Studenten, die länger als 50 Tage oder zwei Monate arbeiten und dabei mehr als 400 Euro monatlich verdienen, müssen zumindest Beiträge zur Rentenversicherung abführen.
Beim Kindergeld sollte alles einfacher werden. So ganz ist das allerdings nicht gelungen. Zwar gilt die alte Verdienstgrenze von 8004 Euro seit Jahresbeginn nicht mehr. Dafür ist nun der Umfang der Arbeit entscheidend: Kinder dürfen im Jahresdurchschnitt nicht mehr als 20 Stunden in der Woche arbeiten, damit die Eltern weiter Kindergeld erhalten. Diese Berechnung braucht aber nur vorzunehmen, wer schon ein erstes Studium oder eine Ausbildung absolviert hat.
Lesen sie hier alles zum Thema Finanzierung des Studiums.
Es ist paradox: Kaum eine Bevölkerungsgruppe verfügt über so wenig Geld wie Studenten, um die 800 Euro im Monat sind es laut Deutschem Studentenwerk im Durchschnitt. Zugleich wird kaum eine Zielgruppe von Unternehmen so großzügig mit Rabatten umworben. Die Erklärung liegt natürlich nicht in der Großherzigkeit der Unternehmen: Die angehenden Akademiker werden mit hoher Wahrscheinlichkeit wenige Jahre später ein gutes Einkommen erzielen; und wer sich einmal an eine Marke gewöhnt hat, bleibt ihr oft treu.
Solange Studenten sich dieser Taktik bewusst sind, ist das indes noch lange kein Grund, nicht von den oft attraktiven Rabatten zu profitieren.
Einer der bekanntesten Nachlässe ist bei den Rundfunkgebühren zu holen: Die meisten Bafög-Empfänger werden automatisch befreit, in "besonderen Härtefällen" können auch andere Studenten die 17,98 Euro im Monat sparen. Wer diese Hürde genommen hat, wird sich meist auch nicht allzu schwertun, bei der Telekom einen "Sozialtarif" zu ergattern. Der beschert Studenten immerhin eine Gutschrift in Höhe von 6,94 Euro im Monat. Das lohnt sich allerdings nicht immer, denn Gespräche mit Billigvorwahlen sind dann ausgeschlossen. Wer viel reist, kann bei der Deutschen Bahn sparen: Die Bahncard 50 kostet für Studenten bis 26 Jahre kaum mehr als die Hälfte des regulären Preises. Daneben bieten zahllose Unternehmen, Theater oder Museen Rabatte an. Einen Überblick verschaffen spezialisierte Internetseiten wie www.studentenrabatte.de, www.geizstudent.de oder www.studenten-spartipps.de.
Im Ausland kommt man mit dem deutschen Studentenausweis nicht weit. Hier hilft die international anerkannte Variante Isic, sie lohnt sich besonders auf der Suche nach billigen Flugtickets. Oft verstecken sich Nachlässe, wo man sie nie vermuten würde. Das Studentenwerk rät daher: Einfach mal fragen!
Ohne sie läuft schon bei der Einschreibung nichts: Wer studieren will, braucht eine Krankenversicherung. Das klingt nach Schreibkram und lästiger Pflicht, ist aber für die meisten Studenten völlig unproblematisch. Wer bisher über die Eltern gesetzlich versichert war, kann das bis zum 25. Geburtstag bleiben - ohne Beiträge an die Krankenkasse zahlen zu müssen. Die Zeit verlängert sich sogar noch, wenn man Wehrdienst geleistet oder ein freiwilliges soziales Jahr absolviert hat. "Man sollte dann am besten mit der Kasse klären, bis wann die Beitragsfreiheit gilt", rät Thorsten Rudnik vom Bund der Versicherten.
Familienversicherte Studenten dürfen neben dem Studium aber nicht zu viel verdienen. Die Grenze liegt bei 375 Euro monatlich, für Studenten mit Minijob sind es 400 Euro. Wer jedoch nur in den Semesterferien arbeitet, darf im Schnitt drüber liegen. Das Geld für Ferienjobs gilt nicht als regelmäßiges Einkommen.
Ab einem Alter von 25 Jahren müssen sich Studenten selbst versichern. Jede gesetzliche Kasse hat dafür einen Studententarif. Der Beitrag ist überall gleich. Er liegt inklusive Pflegeversicherung bei knapp 80 Euro. Auch wer als Schüler privat krankenversichert war, kann in die gesetzliche Kasse wechseln. Das ist meist etwas günstiger als der private Tarif. Studierende, die sich selbst versichern müssen, können die Krankenkasse frei wählen. Wegen des Einheitsbeitrags sollte man dabei vor allem auf die Leistungen achten. Manche Kassen bieten Extras - etwa im Bereich alternativer Heilmethoden.
Der Versicherungsschutz über die Krankenkasse gilt auch in den meisten europäischen Ländern. Wer dort ein Auslandssemester macht, muss beim Arzt nur die Versichertenkarte zeigen. Er bekommt dann die Leistungen, die im Land gelten. "In den USA oder Australien etwa braucht man aber eine eigene Auslandskrankenversicherung", erläutert Experte Rudnik. Sie kostet um die 100 Euro monatlich.
Meist ist es nur eine kleine Unaufmerksamkeit. Etwa beim Radfahren: Man lässt sich ablenken und fährt prompt eine Schramme in ein parkendes Auto - oder verursacht gar einen Verkehrsunfall. Das kann richtig teuer werden. Eine private Haftpflichtversicherung ist deshalb für jeden Studenten Pflicht. Sie kommt für die Schäden auf, die man anderen zufügt. Für Studierende lohnt sich daher ein Blick in den Versicherungsordner der Eltern. Haben diese schon eine Haftpflichtversicherung, dann ist der studierende Nachwuchs in den meisten Fällen mitversichert.
"Der Familienschutz gilt in der Regel bis zum Ende der ersten Ausbildung", sagt Michael Nischalke, Versicherungsexperte bei der Stiftung Warentest. Auch wer an eine Lehre noch ein fachspezifisches Studium dranhängt, ist über die Eltern abgesichert. Hat die Familie keine Haftpflichtpolice, sollten Studenten ihren Eltern dazu raten - und gleichzeitig darauf achten, dass sie auch mitversichert sind. Klappt das nicht, hilft nur die eigene Police. Günstige Tarife gibt es ab 60 Euro im Jahr.
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Deutlich teurer ist eine Berufsunfähigkeitsversicherung. Sie zahlt eine monatliche Rente, falls ein Student wegen Krankheit oder Unfall Invalide wird. Für eine Rente von 1000 Euro muss man 50 Euro Beitrag im Monat einkalkulieren. Das ist viel für ein schmales Studentenbudget. Wer es sich leisten kann, sollte es dennoch zahlen, meint Thorsten Rudnik vom Bund der Versicherten: "Je älter man wird, desto schwieriger bekommt man diese Versicherung - und umso mehr kostet sie." Die Police sollte aber eine Nachversicherungsgarantie haben. Dann kann man später den Versicherungsschutz ohne Gesundheitsprüfung erhöhen, etwa wenn man heiratet. Aufpassen sollte man bei Kombi-Produkten. Viele Versicherer bieten Berufsunfähigkeitspolicen zusammen mit einer Kapitallebensversicherung an. "Finger weg davon", warnt Thorsten Rudnik. Über alles, was mit Altersvorsorge zu tun habe, müssten sich Studenten noch nicht den Kopf zerbrechen.
Sie sollten aber sehr wohl über eine Kfz-Versicherung nachdenken - falls sie ein Auto besitzen. Auch da können die Eltern helfen. Autoversicherungen sind für junge Studenten sehr teuer. Selbst die günstigste Kfz-Haftpflicht kostet im Jahr noch um die 1000 Euro. "Besser ist es daher oft, das Fahrzeug als Zweitwagen der Eltern anzumelden", rät Michael Nischalke. Die sogenannten Schadensrabatte, die man in der Studienzeit sammelt, kann man später auf eine eigene Versicherung übertragen.
Schnell im Supermarkt ein Bier besorgen oder in der Stadt neue Schuhe kaufen - Studenten brauchen eine EC-Karte, um ihre erste finanzielle Freiheit genießen zu können. Wer schon als Schüler ein Konto besaß, muss auch als Student meist keine Kontoführungsgebühren zahlen. "In der Regel sind Girokonten für Studenten kostenlos", sagt Kerstin Backofen von Stiftung Warentest. Allerdings müsse man bei einigen Angeboten jedes Semester nachweisen, dass man noch studiert. "Wer dann keine Studienbescheinigung einreicht, muss plötzlich doch Gebühren zahlen", erläutert Backofen.
Der Student muss sich außerdem umschauen, ob er in der Nähe seiner Wohnung schnell an Geld kommt. Gibt es in der Umgebung keine Automaten von der eigenen Bank oder einem Partnerinstitut, fallen bei jedem Fremdabheben Gebühren zwischen zwei und sechs Euro an. Der Durchschnitt lag Anfang des Jahres bei 3,97 Euro pro Abhebung, hat das Verbraucherportal Biallo.de ermittelt. Für chronisch klamme Studenten sind das keine kleinen Beträge. Die Sparkassen haben mit 25 000 Geldautomaten das dichteste Netz. Als Alternative zu den gängigen Girokonten bietet die Deutsche Kreditbank (DKB) ein kostenloses Girokonto mit einer Kreditkarte an. Damit kann man in Deutschland und weltweit an allen Automaten kostenlos Geld abheben. Den Berater in einer Filiale können sich Studenten hingegen sparen, sagt Verbraucherschützerin Backofen. "Wer auf seine Firewall achtet, kommt problemlos mit Online-Banking zurecht."
Die Höhe des Dispozinses sollte bei der Auswahl des Kontos nicht die entscheidende Rolle spielen. "Wenn Studenten sich mit einem Dispokredit verschulden, sollten sie dies nur kurz und mit kleinen Summen tun", so Backofen. Mit durchschnittlich elf Prozent sei der Dispo einer der teuersten Kredite. Wer etwa für Möbel mehr Geld brauche, solle andere Wege suchen.
Rund 800 Euro hat der deutsche Student durchschnittlich im Monat für Miete, Essen und Freizeit. Das geht aus der Sozialerhebung des Studentenwerks hervor. Doch dieser Betrag muss irgendwo herkommen. Fast 90 Prozent der Studenten bekommen daher monatlich Geld von den Eltern, viele jobben neben dem Studium oder bekommen Bafög. Als Alternativen bleiben: Studienkredit oder Stipendium.
Das sind Deutschlands Elite-Unis.
Voraussetzung für ein Stipendium sind nicht nur gute Leistungen in Uni und Schule. Bei vielen Stiftungen zählt das ehrenamtliche Engagement. Für ein Stipendium müssen Studierende allerdings oft ein Bewerbungsverfahren mit Assessment-Center-Test durchlaufen. 2200 Stiftungen gibt es in Deutschland. Die Webseite www.stipendienlotse.de gibt einen Überblick.
Eine weitere Finanzierungsmöglichkeit ist der Studienkredit. Anders als beim herkömmlichen Kredit bekommt der Student dabei sein Geld in monatlichen Raten ausgezahlt. Er kann die Höhe der Summe selber festlegen, maximal sind es 800 Euro. Sinnvoll ist es allerdings, den Bedarf möglichst knapp zu kalkulieren, rät Christoph Hommel von der Verbraucherzentrale Bayern. Der Student sollte daher auch die Auszahlungssumme ändern können. Grundsätzlich gelte aber: "Bevor man einen Kredit aufnimmt, sollte man auf das Ersparte zurückgreifen", meint Hommel.
Entscheiden sich Studenten für den Kredit, sollten sie die verschiedenen Angebote vergleichen. Entscheidend ist der Zinssatz. Bei einigen Angeboten ist er fest. Der Studienkredit der KfW-Bank hat hingegen variable Zinsen, ist allerdings bei 8,6 Prozent gedeckelt. "Bei den momentan niedrigen Zinsen bietet es sich an, einen fixen Satz zu wählen", sagt Verbraucherschützer Hommel. Der Student sollte darauf achten, wann die Zinsen fällig werden. Denn bei manchen Angeboten zieht die Bank die Zinsen direkt von der Rate ab, dadurch verringert sich die Auszahlungssumme schnell.
Weiterer Fallstrick des Kredits ist die Ruhephase. So heißt die Zeit zwischen Ende der Auszahlung und der Tilgung. Bei den meisten Angeboten haben die Studenten ein oder zwei Jahre Zeit. Diese Frist gilt auch für Studenten, die nur in den ersten Semestern einen Kredit aufgenommen haben. Sie müssen dann schon während des Studiums anfangen, den Kredit zurückzuzahlen.
Das Centrum für Hochschulentwicklung (CHE) und die Zeitung Finanztest bieten regelmäßig einen umfangreichen Vergleich verschiedener Tarife.