Lehrermangel:GEW gegen Unterrichts-Kürzungen

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Stühle stehen in einem Klassenzimmer auf den Tischen. (Foto: Sebastian Kahnert/dpa-Zentralbild/dpa/Symbolbild)

Im kommenden Schuljahr kann das Brandenburger Bildungsministerium voraussichtlich nicht mehr genügend neue Lehrkräfte einstellen. Daher will Bildungsministerin Ernst zusätzliche Unterrichtsangebote kürzen. Die Lehrergewerkschaft läuft dagegen Sturm.

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Potsdam (dpa/bb) - Die Lehrergewerkschaft GEW hat Widerstand gegen die geplante Kürzung von Lehrer-Stunden bei zusätzlichen Unterrichtsangeboten an den Brandenburger Schulen angekündigt. Dies werde vor allem kleinere Schulen auf dem Lande hart treffen, ohne dass sie von der versprochenen Entlastung bei Verwaltungsaufgaben profitieren könnten, sagte der Landesvorsitzende der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW), Günther Fuchs, am Mittwoch. „Dies wird vor allem in Grundschulen und Oberschulen zu noch volleren Klassen führen“, kritisierte Fuchs.

Gleichzeitig müssten Angebote wie Förderunterricht in kleineren Gruppen gestrichen werden, sagte Fuchs. „Das ist genau das Gegenteil davon, was wegen der seit Jahren sinkenden Kompetenz der Brandenburger Grundschüler in grundlegenden Fächern wie Deutsch und Mathe notwendig wäre.“

Brandenburgs Bildungsministerin Britta Ernst (SPD) verteidigte ihren Plan: Ziel sei es, angesichts des Lehrermangels den grundsätzlichen Unterricht in allen Teilen des Landes gleich sicherzustellen, sagte Ernst in einer Sondersitzung des Bildungsausschusses im Landtag. Dafür soll bei zusätzlichen Angeboten wie beim gemeinsamen Lernen, Ganztagsunterricht oder Unterricht in kleinen Gruppen die Zahl der Lehrerstunden „maßvoll“ gekürzt werden. Dies betreffe nur etwa zehn Prozent dieser Angebote, so die Ministerin.

Hintergrund sei, dass für das kommende Schuljahr 1800 Lehrkräfte neu eingestellt werden müssten, sagte Ernst. „Wir sind aber nicht so optimistisch wie in den Vorjahren, dass wir alle diese Stellen mit Fachkräften oder Seiteneinsteigern besetzen können.“ Daher sollen 200 Lehrer-Stellen für Verwaltungskräfte oder Schulsozialarbeiter eingesetzt werden, um die Lehrkräfte von diesen Aufgaben zu entlasten und zu verhindern, dass diese Stellen bei Nichtbesetzung wegfallen. Entsprechend sollen die Stunden bei den Zusatzangeboten gekürzt werden.

Gewerkschafter Fuchs meinte, angesichts der wachsenden Schülerzahlen und 6000 Schülern aus der Ukraine seien sogar mindestens 2200 Neueinstellungen von Lehrern notwendig. Daher müsse das Ministerium alle Kraft in die Rekrutierung voll ausgebildeter Pädagogen stecken, statt weitere 200 Planstellen dauerhaft für Verwaltungsaufgaben umzuwidmen. Diese Verwaltungskräfte müssten vielmehr zusätzlich eingestellt werden, um die Lehrer zu entlasten.

Eine rein rechnerische Zahl von wenigen Stunden für Verwaltungsaufgaben nutze kleineren Schulen sowieso nichts, sagte Fuchs. Denn dafür könne keine Fachkraft eingestellt werden. Dagegen treffe diese Schulen schon eine Kürzung von drei bis fünf Lehrerstunden hart.

Angesichts einer wachsenden Zahl von Pensionierungen will Ernst mit der Gewerkschaft und den Lehrerverbänden auch darüber verhandeln, wie erfahrene Lehrkräfte motiviert werden könnten, länger zu arbeiten. Nach Angaben des Ministeriums gehen derzeit etwa 70 Prozent der Lehrer mit 63 in Pension. Die GEW rechnet damit, dass in den kommenden zehn Jahren rund 12.500 Lehrer in Pension gehen, das sind rund 60 Prozent der Lehrkräfte im Land.

Fuchs erklärte dazu, eine Weiterbeschäftigung bei halber Stundenzahl sei bei einem finanziellem Ausgleich für die Rentenabschläge ein gangbarer Weg. Wenn Lehrer in Vollzeit weiterarbeiten würden, müsse der Ausgleich entsprechend höher ausfallen, sagte Fuchs.

© dpa-infocom, dpa:230301-99-789749/3

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