Bildung:Weil zur Pisa-Studie: Sprache kommt in Familien zu kurz

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Bei der Vorstellung der Pisa-Studie 2022 in der Bundespressekonferenz liegt ein Exemplar der Studie. (Foto: Christophe Gateau/dpa)

Das schlechte Abschneiden deutscher Schülerinnen und Schüler bei der Pisa-Studie kommt für Niedersachsens Regierungschef nicht überraschend. Er sieht darin Folgen der Corona-Pandemie - aber auch etwas anderes bereitet ihm Sorge.

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Hannover (dpa/lni) - Deutschlands schlechtes Pisa-Ergebnis hat für Niedersachsens Ministerpräsident Stephan Weil auch mit schwierigeren Verhältnissen in vielen Familien zu tun. „Wenn ich an Schulen und Kindertagesstätten unterwegs bin, wird mir immer wieder von Familien berichtet, in denen den ganzen Tag über eine Flimmerkiste läuft, aber nicht mehr zusammen gegessen wird“, sagte der SPD-Politiker am Mittwoch der Deutschen Presse-Agentur. „Es passiert aber ganz viel an Sprachförderung, wenn man sich schlichtweg miteinander unterhält.“

Viele Kinder hätten einen Sprachförderbedarf - „und zwar nicht nur diejenigen, die aus migrantischen Familien kommen“, sagte Weil. Der Staat müsse die Situation in vielen Familien zunehmend ausgleichen. „Diese Kompensation ist jedoch leider selten so wirksam wie das, was in Familien passieren könnte“, sagte der Regierungschef.

Überrascht habe ihn das Pisa-Ergebnis auch vor dem Hintergrund der Corona-Pandemie nicht. „Dass die Entwicklung von jungen Leuten und auch ihr Leistungsvermögen in der Tat beeinträchtigt worden ist, zählt ganz sicher zu den Schattenseiten der Anti-Corona-Maßnahmen“, sagte Weil.

Schulen und Kitas versuchten aber sehr engagiert, gegenzusteuern - beispielsweise mit frühkindlicher Förderung. „Wir werden weiter dafür arbeiten, dass es mehr junge Leute gibt, die sich für einen Arbeitsplatz in einer Krippe oder Kita entscheiden“, sagte Weil. So sollten mehr Menschen eine Ausbildungsvergütung erhalten. Mit Blick auf die Schule erinnerte Weil daran, dass Lehrkräfte an Grund-, Haupt- und Realschulen vom kommenden Schuljahr an mehr Geld bekommen sollen.

Die deutschen Schülerinnen und Schüler schnitten in der internationalen Leistungsstudie Pisa im Jahr 2022 so schlecht ab wie noch nie zuvor. Sowohl im Lesen als auch in Mathematik und Naturwissenschaften handelte es sich um die niedrigsten Werte, die für Deutschland jemals im Rahmen von Pisa gemessen wurden. Deutschlandweit nahmen 257 Schulen an der Pisa-Studie teil, davon 26 in Niedersachsen. Ergebnisse auf Länderebene liegen nicht vor.

© dpa-infocom, dpa:231206-99-202273/2

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